Persönliches Logbuch: i-Ra'tleihfi T'Velal, Mnheia


  • Der eigene Glaube an die totale Überlegenheit - Ein Dogma das die Romulaner lange begleitet hatte und auch Ihr selbst noch anhaftete. Ein Dogma das sich stets auf eine dünnen Linie abzeichnete. Einer Linie die zwischen großem Fortschritt und totaler Fehleinschätzung der eigenen Lage unterscheidet. Ein großer Antrieb, eine große Motivation die maximale Leistung zu bringen - Und ein Pfad zum eigenen Untergang. Sie selbst und die Romulaner hatten diese Erfahrungen bitter machen müssen.


    In jedem Moment seit der Explosion der Hobus Supernova hatte sie mit diesen Gedanken auseinandergesetzt. In ihrer Zeit auf Rator III, wo sie sich der vulkanisch-romulanischen Wiedervereinigungsbewegung angeschlossen hatte. Eine Entscheidung die sie vor der Zerstörung ihrer selbst bewahrte. Und nun um so mehr seitdem sie der Sternenflotte zugeteilt war. Die Lehren Suraks hatten Ihr für den Moment das nötige Seelenheil geschenkt, doch ihre Gefühle waren stark, präsent und einnehmend. Gefühle die genau wie das Dogma der totalen Überlegenheit einerseits ein Quell großer Energie für sie waren. Andererseits ihren Untergang bedeuten würden.


    Ständig schritt sie diese dünne Linie ab. Und gestern hatte sie wieder einen Moment erfahren, der sie hatte abrutschen lassen. In eine Richtung die zur Gefahr hätten werden können. Für Sie, für ihre Crew, die Romulaner und selbst die Sternenflotte.



    Das Signal für eine eingehende Nachricht unterbrach ihren Gedankengang. Sie blickte noch einen Moment auf die Pflanzen im botanischen Garten an Bord der D'delean. Oft kam sie hierher um sich ihrer Lage gewahr zu werden. Und oft fand sie in der Ruhe Erleuchtung. Heute jedoch bemerkte sie wieder ein anderes Phänomen. Vorsichtig zog sie sich den Handschuh von ihren Händen, um die blutenden Kerben ihrer Fingernägel zu bemerken, die sie sich mit stetig steigender Kraft in ihre Hand gedrückt hatte. Es war eine oberflächliche Verletzung, doch als sie die Hand etwas drehte fanden ein paar Tropfen ihres grünlichen Blutes den Weg auf den Boden. Sie würde nun wieder zur Krankenstation gehen müssen.


    Sie griff schließlich zu ihrem Datenpadd und aktivere es nochmals um über ihren Bericht zu sehen.



    Berichtslogbuch,
    Subadmiral Mnheia
    Sternzeit 91567.1232


    Am gestrigen Tag haben wir Deep Space 12 erreicht. Bei der Ankunft erhielten wir die Bitte zu Unterstützung, da es ein Sicherheitsproblem an Bord der Station gab. Ich beamte mit einigen Soldaten an Bord der Station und fand das Stabspersonal, sowie Teile der Stationssicherheit auf dem Maschinendeck in einem Rückzugsgefecht mit einer Romulanerin. Die Romulanerin rettete sich schließlich in einen Raum und nahm Geiseln. Nach einem ersten Verhandlungsversuch, bei dem die Romulanerin jedoch auf mich schoss, statt zu sprechen, wurde deutlich das sie nur mit Admiral Naris verhandeln wollte. Der Admiral begab sich daraufhin in die Gewalt der Romulanerin und übergab mir das Kommando über die Situation.


    Zu diesem Zeitpunkt erfuhr ich das vier Sprengladungen an Bord von Deep Space 12 angebracht wurden. Drei der Ladungen konnten von einem saurianischen Fähnrich mit einem Dämpfungsfeld entschärft werden. Die vierte wurde jedoch von einem Störsender der Romulanerin geschützt und kam schließlich zur Detonation. Mit einem Sicherheitsteam unter der Leitung von Commander Derek - Anmerkung: Romulanischer Austauschoffizier - einer Aenar, sowie einem Reptilianer der Xindi der Stationssicherheit, drangen wir schließlich in den Raum ein. Unser Eingreifen war nicht mehr von Nöten. Admiral Naris hatte die Romulanerin bereits in einem Handgemenge außer Gefecht gesetzt.


    Anschließend wurde die Gefangene in die Brig gebracht. Commander Derek und der saurianische Fähnrich wurde der Befehl erteilt die Bomben zu entschärfen. Admiral Naris übergab mir die Leitung des Verhörs der Romulanerin. Als wir mit dem Verhör beginnen wollten erhielt ich jedoch von Commander Derek die Information, dass eingesetzten Sprengsätze auf Thalaronenstrahlung basieren. Der Zugang zu derartigen Waffen ließ uns die Situation neu einschätzen. Nunmehr war die Sicherung der Gefangen oberste Priorität. Eine Person mit dem Zugriff auf derartige Waffensysteme wird Unterstützung haben, die einen Befreiungsversuch wahrscheinlich macht.


    Ich schlug vor die Gefangene auf die getarnte D'delean zu verlegen. Die Sternenflottenoffiziere hatten jedoch rechtliche Bedenken. Nach einer Aussprache mit dem Stabs- und Führungspersonal der Station und einem Vertrauensbeweis unsererseits - wir eröffneten der Sternenflotte die Information das es sich um einen Sprengsatz auf Basis von Thalaronenstrahlung handelte - einigten wir uns schließlich auf den Transport der Gefangenen an Bord der D'delean. Unter der Bedingung das die Gefangene im Verantwortungsbereich eines Sternenflottenoffiziers verbleibt. Ein gewisser Captain Gaston übernahm diese Verantwortung.


    Die Gefangene befindet sich nun an Bord. Der Verhörprozess kann unter der Aufsicht von Captain Gaston eingeleitet werden.



    Sie rief einen Ulan heran als sie aus dem botanischen Garten heraustrat und beauftrage ihn mit der persönlichen Übergabe ihres Berichts an den Kommandostab der 18. Flotte. Ihr war es zu Heikel diese Informationen einfach über einen verschlüsselten Kommunikationskanal zu senden. Dafür hatte sie zu viel Erfahrung in ihrer Zeit als Stabsoffizier in der Flotte des romulanischen Sternenimperiums gesammelt. Mit einem letzten Kommando aktivierte sie die Verschlüsselung des Padds und legte es in die metallische Hülle, bevor sie es dem Ulan übergab.


    Nunmehr würde sie die Krankenstation aufsuchen müssen. Der Arzt an Bord war ein Remaner, verschwiegen und vertrauenswürdig. Mehr als Einmal hatte er dies schon bewiesen. Doch ihre Verletzungen an ihrer Hand offenbarten eine Schwäche - eine Schwäche die dem Remaner auffallen würde. Und eine Schwäche - dass hatte sie in der Vergangenheit gelernt - war etwas das sie schnell von der Balance auf der dünnen Linie in Richtung eines Pfades zum Untergang bringen würde.


  • Die Täuschung der Schlüssel zum Überleben. Greife niemals an was verteidigt wird. Verhalte dich niemals so, wie es dein Feind erwartet. Zeige niemals deine wahre Stärke. Wenn Wisssen Macht ist, macht dich unbekannt zu sein unbezwingbar. – Romulanisches Maxim


    Ihr Quartier auf Neu-Romulus war einfach gehalten. Wie viele der hastig aufgebauten Wohneinheiten für die militärischen Einheiten. Als Stabsoffizier genoss sie dabei den Luxus einen Raum für sich allein zu haben. Mit einem Schreibtisch. Ein Fenster, eine eigene Schalldusche oder ein Replikator waren hingegen nicht vorhanden. Ein Abstieg. Auf der D’delean hatte sie einen eigenen Bereitschaftsraum direkt neben der Brücke gehabt, mit einer Couch die größer war als jene in ihrem jetzigen Quartier, die gleichzeitig zum Bett umfunktioniert wurde. Viele Nächte hatte sie dort verbracht und es genossen jederzeit auf die Brücke treten zu können wenn es die Situation erforderte. Wenn Sie gebraucht wurde. Auf jene Brücke wo man sie respektiert hatte. Respekt den man Ihr im Moment entzogen hatte.


    Sich selbst würde sie nicht unbedingt als abhängig davon bezeichnen. Abhängig vom Respekt. Sie wusste zu gut sich selbst zu respektieren. Ihre Fähigkeiten waren herausragend, ihre Errungenschaften zahlreich und ihr Prestige ließ sie in der romulanischen Gesellschaft im Glanz erstrahlen. Und dennoch hatte sie gelernt zu akzeptieren, dass sie nach Respekt und Anerkennung gierte. Ein Antrieb, eine Quelle von unerschöpflicher Energie in ihrem Schaffen – jedoch auch eine Schwäche.


    Die spartanische Umgebung in der sie nun lebte verlieh ihr nicht das Gefühl von Anerkennung. Belebt hatte sie es jedoch an dieser Situation etwas zu ändern, sie mit dem Willen ausgestattet etwas an der Situation zu ändern.


    Und da war mehr: Die offensichtliche Intrige gegen die erfolgreiche Kooperation eines romulanischen Kampfgeschwaders mit der 18. Flotte. Die ewig gestrigen Mitglieder der Flottenkommission, die immer noch den Zeiten des prestigereichen Sternenimperiums nachhingen hatten dafür gesorgt das die Kooperation unterminiert wurde – und mit ihrem Abzug dafür gesorgt das ein Kommandant an die Spitze des Geschwaders in der 18. Flotte trat, der mit Sicherheit alles dafür tun würde diese Kooperation zum Scheitern zu bringen. Commander Nar.


    Ohne Absicht. Commander Nar war ein Offizier wie er im Buche steht für das romulanische Sternenimperium. Mit den Anpassungen, die ein Dienst in der Flotte der romulanischen Republik erfordert, war sie jedoch überfordert.


    Hätte sie selbst den Erfolg der Kooperation unterbinden wollen, sie wäre genauso vorgegangen. Ihre Versetzung in den Dimorus Sektor, um dort eine Garnison auf einer Kolonie der Republik aufzubauen wäre dabei vielleicht nicht ihre Wahl gewesen – zu plump, zu offensichtlich dass man versuchte sie loszuwerden. Dennoch hatten die Intriganten sie so erfolgreich aus ihrem Posten hinwegbeordert.


    Das Blatt hatte sich jedoch jetzt gewendet. Aus ganz praktischen Gründen. Das Oberkommando im Delta-Quadranten der Allianz durch die Romulaner hatte die Fraktion der Befürworter einer Kooperation mit der Sternenflotte und dem klingonischen Sternenimperium bestärkt. Der Krieg mit den Iconianern fügte der Situation das nötige Drama hinzu. Niemand schenkte ihr Beachtung.


    Jetzt galt es nur für sie die Chance am Schopf zu greifen und zuzuschlagen. Bei ihrem Besuch in der Flottenverwaltung hatten alle erwartet dass sie ein Kommando einfordern würde. Ihr Prestige und ihr Rang hätten es ermöglicht. Und doch hatte sie nur nach dem Verbleib ihrer alten Crew und dem Status der D’delean gefragt. Stattdessen hatte sie dafür gesorgt das durch ihre Anwesenheit die Frage aufkam wie es um die Situation der Kooperation mit der 18. Flotte steht. Jemand in der Flottenkommission die Erfolge anpries und darauf verwies das die Kooperation wieder intensiviert werden sollte. Währenddessen brauchte sie nur zusehen welche Gemüter erregt wurden, wer offensichtlich wiederstand leistete und wer Fäden aus der zweiten Reihe zog um den Widerstand zu organisieren. Mit nur einem einzigen Besuch hatte sie erfahren wer für sie war, auf wen sie sich verlassen konnte und vor allem wer alles gegen sie war.


    Mit dem Wissen das ihr Quartier möglicherweise abgehört werden würde aktivierte sie schließlich ihr Datenpadd und startete die Logbuchaufzeichnung.



    Berichtslogbuch,
    Subadmiral Mnheia
    Sternzeit 92624.4192


    Meine Rückkehr nach Neu-Romulus war annehmbar. Ich sehe weiterhin in der Kooperation mit der Sternenflotte eine Chance uns zu entwickeln. Durch die Sternenflotte, mit der Föderation und vor allem all den Konflikten die auf uns warten. Innerhalb und Außerhalb von uns.


    Im Rahmen einer solchen Kooperation warten viele Herausforderungen auf mich. Herausforderungen die mich in der Vergangenheit vollumfänglich beschäftigt haben und es auch in Zukunft tun werden. Herausforderungen die die junge Republik im Glanze ihrer Taten strahlen lassen können, wenn sie gemeistert werden.


    Ich werde bereit sein.


    Nachtrag: Bei einem Gespräch mit Generaladjutant Tarus hat er heute erklärt das er sich wieder für einen aktiven Dienst in der Flotte einsetzen wird. Aufgrund verschiedener Ereignisse hatte man ihm den Rang den er einst bekleidet hat aberkannt. Nunmehr hat er jedoch Maßnahmen getroffen um ihn wiederzuerlangen. Ein Offizier mit seiner Erfahrung wäre auf der D'delean oder jedem anderem Schiff von großem Wert. Vielleicht ergibt sich mit dem Erfolg der Wiederaufnahme der Kooperation mit der 18. Flotte, die Chance seine Rückkehr in einer aktive Karriere der Flotte zu unterstützen. Seine bisheriges Verhalten hat immer einen loyalen Offizier abgegeben, Loyalität die durch eine derartige Unterstützung sicher zu gewinnen - oder aufzubauen wäre.


  • Die verschiedenen Datenpadds lagen vor ihr verteilt wie ein Satz an Karten die sie auf der Hand hielt. Alle hatten entsprechende Optionen für sie, mit Vorteilen, Nachteilen und Konsequenzen. Es ging für sie darum ein weiteres Stück des Fundaments zu gießen. Und dieses Fundament würde in Zukunft viel Tragen müssen.


    Weniger poetisch ging es darum einige Entscheidungen zu treffen. Die Flottenkommission hatte ihren Wunsch genehmigt die Kooperation mit der 18. Flotte wieder zu intensivieren. Sie hatte die D'delean für sie bewilligt. Und ihr die Möglichkeit gegeben zwei weitere Schiffe für das Geschwader vorzuschlagen. Ein positives Ergebnis ihrer Bemühungen und angesichts der aktuellen Situation im Krieg gegen die Iconianer ein logischer Schritt. Jedoch musste sie auch wieder vorsichtig sein, jetzt nicht euphorisch hastige, unüberlegte Schritte zu gehen, aus ihren Instinkten heraus. Instinkten denen sie sonst sehr vertraute.


    Instinkte hatten generell immer eine große Rolle für sie gespielt. Als sie die Tridonius als Command in der imperialen Romulanischen Flotte kommandierte hatte sie sich nur auf ihre Instinkte in jeder Situation verlassen. Sei es eine Entscheidung in einem Gefecht, einem Konflikt oder auch der simplen Wahl einer ihrer Offiziere den Vorzug zu geben.


    Jedoch hatte sich diese Vorgehensweise ab jenem Moment überholt wo sie Stabsoffizier wurde. Die Entscheidungen wurden komplexer und abhängiger von vielen Faktoren. Sie musste sich anpassen und Instinkte als Impulse wahrnehmen, die sie mit ihrem Verstand analysieren musste. Ein Schiff an eine andere Position in einer Schlacht zu schicken hatte viele Auswirkungen die bedacht werden mussten. Welchen Effekt wird es voraussichtlich an der neuen Position haben, welchen Effekt wird es haben weil das Schiff an der vorherigen Position fehlte.


    Später, im Range eines Admirals hatte sich die Situation nochmals verschärft. Die Aufmerksamkeit die sie ihrer Umgebung und ihren Instinkten zukommen lassen musste stieg. Entscheidungen hatten größere Auswirkungen und erhielten die politische Ebene dazu. Was würde es für sie und ihre Position bedeuten, wie würden andere politische Akteure reagieren? Instinkt und Verstand mussten ab diesem Zeitpunkt in perfekter Symbiose arbeiten.


    Es brauchte also Instinkt, Aufmerksamkeit, Verstand und eine Portion Glück in diesem Moment alle Entscheidungen richtig zu treffen.



    Berichtslogbuch,
    Subadmiral Mnheia
    Sternzeit 92638.0960


    Meine Gespräche mit der Flottenkommission verliefen erfolgreich. Die Kooperation mit der 18. Flotte wird wieder intensiviert. Die D'delean steht zur Verfügung, sowie 2 weitere Schiffe. Ich werde Generaladjutant Tarus beauftragen eine Liste mit möglichen Schiffen zu erstellen, die eine gute Ergänzung für das 2. Geschwader darstellen. Ein Gespräch mit Admiral Naris steht noch aus.



    Sie schloss den knappen Logeintrag ab und dachte kurz über das Gespräch nach, welches sie gestern mit Tarus geführt hatte. Er hatte sich bereit erklärt wieder ein Kommando zu übernehmen, wenn er im Gegenzug die Veteranen seiner Besatzung mit auf das Kommando nehmen darf. Warum die Veteranen die unter ihm gedient haben? Loyalität.


    Bewusst oder unbewusst hatte er ihr so natürlich in die Karten gespielt. Denn eben genau diese Loyalität würde sie benötigen. Von ihm, seiner Besatzung und jedem Mitglied der Einheiten die sie zukünftig befehlen würde.


    Und ihre Unterstützung, ihm wieder zu einem Kommando zu verhelfen, wird diese Loyalität garantieren. In dem Maße wie Romulaner Loyalität verstehen.