Privates Logbuch, Lt. Nicole Delacroix

  • Persönliches Logbuch. Eintrag 1.


    Auf Anraten des medizinischen Dienstes starte ich ein privates Logbuch. Ich möchte hiermit zum Ausdruck bringen, dass dies eine Handlung ist, die für mich keinen Nutzen und keine Relevanz hat.


    Mit diesem Eintrag startet meine Dienstzeit auf der Mistral. Diese Zuweisung ist ein Fehler. Dieses Schiff ist ein Schiff voller Kinder ohne Erfahrung und ohne Ordnung.


    Ich habe versucht mich in die Gruppe einzugliedern, ihre sozialen Strukturen zu analysieren und ihre Arbeitsvorgänge zu optimieren. Dabei versagte ich.


    Erst haben mir die Borg meine Arbeit, Freunde und mein Leben genommen. Und jetzt wünsche ich mir manchmal, man hätte mich nicht vom Kollektiv getrennt. Computer, Aufnahme anhalten. Letzten Absatz löschen. Obwohl... Kommando stop, den letzten Absatz behalten.
    Das liest doch sowieso niemand und wenn auch die Mistral eines Tages assimiliert wird, könnt ihr verdammten Bastarde wenigstens mitassimilieren, was ihr mir angetan habt.


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    Ein Polarbär ist ein kartesischer Bär nach einer Koordinatentransformation.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 2.


    Meine erste Außenmission auf der Mistral endete entsprechend der Einschätzung vom ersten Beitrag. Meine Analyse war demzufolge korrekt und die Mission endete damit, dass wir das Schiff gefährdet und tote verschuldet haben.
    Offiziell wurde wohl Fähnrich Cran dafür verantwortlich gemacht. Die Einschätzung ist fehlerhaft, die interne Kommunikation des Aussenteams war ineffizient und für den Vorfall im Transporterraum verantwortlich. Obwohl ich die Gefahr einer psychotropen Substanz in der Luft erkannte, erreichte die Information das Schiff nicht rechtzeitig.


    Im anschließenden Gespräch unter vier Augen waren wir uns mit dem Captain einig, dass eine eingespielte Crew, was die Borg beinhaltet, die Mission ohne Verluste abgeschlossen hätte. Ferner riet er mir zu rekapitulieren, warum Diversität eine Stärke der Sternenflotte ist. Diesen Ratschlag verstehe ich nicht.


    Beim anschließenden Gespräch mit Fähnrich Tyrande Cran habe ich ein Padd beschädigt. Ich konnte das Padd erfolgreich reparieren.
    Meine darauf verfasste Beschwerde bezüglich des anfangs genannten Vorfalls ging dabei jedoch verloren.
    Unmittelbar danach erreichte mich der Bericht des Fähnrichs, der im Prinzip die mir wichtigen Punkte bereits enthielt. Ich sah demzufolge davon ab, einen eigenen erneut zu verfassen. Ferner bin ich... froh... dass Fähnrich Cran keine irrelevanten Teile unserer Konversation in den Bericht aufgenommen hat. Wie zum Beispiel die mutwillige Beschädigung von Sternenflottenausrüstung im Anfall psychicher Instabilität...



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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 3.


    Scheinbar ist eine Untersuchung eines Vorfalls zwischen zwei Mannschaftsmitgliedern notwendig. Auch wenn ich nicht viel zu der Aufklärung beitragen kann, es ist für mich auch ohne Details zu kennen eine weitere Bestätigung dafür, dass die Crew der Mistral ineffektiv und eine Gefahr für sich selbst ist. Sie würde bei einem Kontakt mit den Borg keine drei Minuten koordinierten Widerstand leisten können.


    In der Bar auf DS12 traf ich auf Avalona. Wir führten ein effektives, angenehmes Gespräch, ebenfalls etwas was auf der Mistral scheinbar nicht funktioniert, mit der Ausnahme von Fähnrich Cran. Auch wenn unser letztes Gespräch lediglich effektiv, und auf Grund des Themas nicht angenehm war.
    Jedenfalls initierte Avalona am Ende unseres Gespräches körperlichen Kontakt. Eine Umarmung um genau zu sein. Die Bedeutung der Geste ist mir selbstverständlich bekannt, jedoch habe ich Probleme diese zu analysieren und darauf entsprechend zu reagieren.


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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 4.


    Ich hatte vorhin eine Interessante Konversation mit einer Empathin und anschließend darauf mit Fähnrich Alla'dar.


    Die Spezies der Empathin kenne ich nicht. Was ich als positiv empfunden habe ist, dass sie die erste Empathin seit langem war, die nicht versuchte an mir herumzuanalysieren und nicht versucht hat mir Ratschläge zu geben, wie ich mich zu verhalten habe.
    Sie las ein Buch, was an sich interessant war, zudem es ihrer Aussage nach der Entspannung diente. Der Inhalt der Erzählung erschien mir jedoch unlogisch.
    Irgendwas über Wesen die sich vom Blut anderer ernähren.


    Fähnrich Alla'dar hatte etwas später im Verlauf unseres Gesprächs durchaus einige Punkte angesprochen, mit denen er nicht unbedingt Unrecht hat. Die Crew der Mistral braucht vielleicht tatsächlich noch etwas Zeit um ihre Abläufe und Kommunikation zu verbessern, dass beinhaltet ebenfalls mein Verhalten und Kooperationsbereitschaft. Es wäre einen Versuch wert letzteres zu steigern.
    Er bat mich Stillschweigen darüber zu halten, besonders gegenüber Fähnrich Kapps, worüber ich mich etwas wundere, denn sie würde es aller Wahrscheinlichkeit nach begrüßen, wenn jemand eine positive Aussage über die Kompetenz eines ihr nahe stehenden Individuums vermerken würde. Zudem, wenn ich mich nicht irre, ich morgen mit Fähnrich Kapps zusammen zum Dienst eingeteilt bin.
    Dennoch, ich werde Fähnrich Alla'dar's Bitte Folge leisten. Auch wenn ich sie unlogisch finde.


    Ich habe auch das PTSD Self Report Formular für diese Woche ausgefüllt. Am liebsten würde ich Frage 0 hinzufügen:
    "Halten Sie das ganze für Zeitverschwendung?" - Drei volle Punkte!



    Script Bravo>>> BEENDEN - //Diese Zahl ist irrelevant. ICH weigere mich, mich ausgiebig mit dem "ich" zu befassen. Das ist Psychologenunsinn.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 5.


    Meine ärztliche Untersuchung war überfällig. Auch wenn es albern klingen mag, mittlerweile habe ich eine Einstellung zu Krankenstationen wie ein kleines Mädchen, dass nicht zum Zahnarzt will. Es ist nicht hilfreich und irrational. Es tut mir auch leid für das Personal was mir eigentlich helfen will - nur ist es mir trotzdem unangenehm. Zudem sich bei solchen Gesprächen unweigerlich alles um meinen körperlichen Zustand dreht. Ein Thema was mit hundertprozentiger Sicherheit früher oder später negative Emotionen auslöst.
    Dr Homes, die jetzt für mich zuständig ist, wirkt kompetent. Ich werde so weit es möglich ist, kooperieren. Sie wirkte jedenfalls bemüht die Untersuchung und Bearbeitung meines Falles möglichst angenehm zu gestalten. Dass ich prinzipiell was dagegen habe, dass man an mir herumdoktort - dafür kann sie schließlich nichts.


    Wir haben beschlossen meine Verdauung langsam wieder in Gang zu bringen. Leider war mein erster Versuch Flüssigkeit nicht durch die Regenerationseinheit, sondern wie ein normaler Mensch aufzunehmen etwas übereilt. Dies führtte dazu, dass ich vor versammelter Manschaft in der Bar auf DS12 alles wieder erbrochen habe. Der Versuch vor anderen stets gefasst, selbstsändig und konzentriert zu wirken hat damit einen kritischen Schaden genommen.


    Fähnrich Cran, Tyrande, ist dabei an meiner Seite geblieben, war da für mich. Ich habe nicht erwartet schnell auch nur Ansätze von Freundschaft auf dieser Dienststelle zu finden. Nach all dem was passiert ist tut es aber sehr gut, wieder wie ein Mensch behandelt zu werden. Nicht wie eine Patientin, nicht wie eine Gefahr und nicht wie irgendein fehlgeschlagenes Experiment.


    Wovor ich nur Angst habe ist, dass nach einem guten Tag oft ein schlechter kommt. Andere nicht an sich heranzulassen hat nicht nur den Grund, dass mir für vieles noch das Verständnis fehlt, sondern weil ich diese Personen nicht verletzen will.


    Es heißt, die Menschen würden sich vor unbekanntem fürchten. Ich hingegen fürchte mich vor bekanntem. Vor Rückschlägen, Flashbacks, plötzlichen Erinnerungen, davor die Kontrolle über mich oder die Situation zu verlieren.
    Es reicht schon ein Wort, ein Gefühl, manchmal ein Geruch um wieder in eine Erinnerung zurückzufallen, die ich nicht haben möchte. Zu reagieren, wie ich nicht reagieren möchte.


    Fähnrich Kapps reagierte an diesem Abend irrational, grundlos feindselig. Sie hat dafür andere Gründe und ihre werden nach einigen Monaten wieder verschwinden.


    Wie lange es bei mir wohl dauert, bis ich nicht plötzlich grundlos mit Worten oder Gegenständen nach anderen werfen will?
    Oder bei einer neuen Freundschaft sofort Angst davor habe diese wieder zu zerstören?


    Einer meiner früheren Ärzte versuchte durchzusetzen, dass ich diesen Zustand nicht als posttraumatische Bewusstseinsstörung sondern als Bewusstseinsreaktion bezeichne, dass es keine Krankheit ist, sondern ein natürlicher Schutzmechanismus, die Art wie ein Mensch Dinge verarbeitet. Es ist irrelevant wie man es bezeichnet. Es richtet mit konstanter Sicherheit Schaden an. Früher oder später.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 6.


    Der heutige Tag verlief ohne besonderes Vorkommnisse.
    Interessant wurde jedoch der Abend. Auf DS12 traf ich Tyrande, Fähnrich Kapps und andere Mitglieder der Besatzung der Mistral.
    Fähnrich Kapps äußerte plötzlich den Wunsch sich bei mir zu entschuldigen. Zunächst hielt ich es für eine dienstliche Angelegenheit, doch schnell wurde mir klar, dass es eher privater Natur war.
    Mir fehlt das Verständnis dafür, dass eine Bar für viele Besatzungsmitglieder ein Ort zu sein scheint, an dem man persönliche und sehr intime Themen anspricht. Andere mögen das anders sehen, aber weder Fähnrich Kapps schwangerschaftsbedingte Stimmungsinstabilitäten, noch meine Kondition gehören meiner Meinung nach in eine Bar. Daraufhin wurde auf gemeinsamen Wunsch das Gespräch in meinem Quartier fortgeführt.
    Fähnrich Kapps hat sich bei mir für ihre Reaktionen mir gegenüber entschuldigt. Ich verstehe zwar nicht warum ausgerechnet ich diese ausgelöst haben soll - habe aber Verständnis dafür, wenn jemand unter Stimmungseinbrüchen und irrationalen Reaktionen leidet. Ich sehe keinen Grund dafür, ihre Entschuldigung nicht anzunehmen und weiß diese auch zu würdigen.
    Zudem möchte ich zu Protokoll geben, dass Fähnrich Kapps ihre Aufgaben auf dem Schiff nicht zu vernachlässigen scheint.


    Lt. Kurihara hatte mich gefragt ob sich Fähnrich Ulysses bei mir gemeldet hatte. Er soll sich ebenfalls bei mir entschuldigen. Warum will sich alle Welt heute bei mir entschuldigen?


    Wenn wir schon bei dem Thema entschuldigen sind... es wäre vielleicht an der Zeit zu versuchen sich bei meinen Eltern zu melden.
    Es wäre alles nicht passiert, die Worte wären nie gefallen, wenn sie verdammt noch mal gewartet hätten. Sicher, ich habe es ihnen mit meiner Reaktion nicht leicht gemacht den Tatsachen ins Auge zu sehen.
    Ich weiß aber nicht ob ich meinen Eltern jemals ihre Worte verzeihen kann.
    Wer muss sich eigentlich bei wem entschuldigen?

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 7.


    Die letzten Tage waren nicht allzu relevant. Dienst nach Plan, keine nennenswerten Zwischenfälle.
    Am Montag gab es einen Sicherheitsverstoß auf der Brücke, der aber nicht in meinen Bereich fiel. Allerdings hatte dieser die Folge, dass ich Fähnrich Kapps Quartier nach einem fehlenden Phaser durchsuchen musste. Eigentlich ein gewöhnlicher Vorgang, der keine Erwähnung erfordert, doch zwei Dinge haben mich doch verwirrt.


    Erstens, da mir anfangs keine Möglichkeit einfiel nach dem Gerät zu scannen, musste die Suche per Hand durchgeführt werden. Es war... unangenehm in den persönlichen Gegenständen eines anderen Besatzungsmitglieds nach etwas zu suchen. Warum? Es war eine Aufgabe. Man führt eine Aufgabe aus, beendet diese und erledigt die nächste. Warum fühlt man sich schlecht dabei? Was ist daran falsch?


    Zweitens, in dem Quartier befindet sich ein vierbeiniges Säugetier. Ein Hund. Dessen Spielzeug lag verteilt im Raum. Zuerst fragte ich mich, welchen Zweck das Tier erfüllt. Sicher, Freizeitbeschäftigung, aber warum dann ein Tier und kein Hologram?
    Als ich irgendwann physischen Kontakt mit einer Art Bisstrainingsgerät hatte, welches aufgrund des Speichels darauf wahrscheinlich kürzlich in Benutzung war, kamen einige Erinnerungsfragmente zurück. Kein Bild, eher ein merkwürdiges Gefühl. Zuneigung? Freude? Hatte ich früher etwa ein Tier besessen? Zu welchem Zweck?


    Die darauf folgenden Tage waren vor allem davon geprägt, dass ich mich unwohl fühlte und Kleinigkeiten schnell zu einem Erregungszustand führten. Daher stellte ich die soziale Interaktion weitestgehend ein, mit Ausnahme von Tyrandes Geburtstag, der auf den 13.2 fällt.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 8.


    Fähnrich Kapps und Fähnrich Alla'dar haben heute geheiratet. Meine Meinung dazu war wechselhaft.


    Zunächst hielt ich einen Besuch der Feier für reine Zeitverschwendung, dann für eine interessante Sozialstudie und zum Schluß weiß ich gar nicht mehr was ich davon halten soll.


    Ob die Zeremonie gelungen war oder nicht, das zu beurteilen fällt mir mangels Vergleichen schwer.


    Vorher hatte sich Fähnrich Ulysses bei mir entschuldigt. Er scheint sich kaum dessen bewusst zu sein, dass er andere mit seinem Auftreten verletzen könnte. Er findet seine blöden Kommentare wahrscheinlich lustig. Ich nicht. Ich fühle mich davon... verärgert?
    Normalerweise reduziere ich die Raumtemperatur etwas, wenn ich Besuch bekomme. Mir ist sehr wohl bewusst, dass sie für Menschen etwas zu hoch ist. Heute tat ich es nicht. Mit Absicht. Plötzlich wollte ich, dass er sich unwohl fühlt und habe es auch genossen zu sehen, dass ihm die Situation wohl unangenehm war.


    Und was mache ich dann auf der Feier? Ich willige ein mit ihm zu tanzen. Mit jemandem, den ich nicht ausstehen kann. Warum? Das folgt doch keiner Logik, keinem Sinn. Das schlimmste ist, dass ich auch noch Spaß dabei hatte...


    Jetzt sitze ich wieder in meinem Quartier und weiß nicht ob ich lachen oder heulen soll. Was bei anderen eine Metapher ist, ist für mich tatsächlich eine ganz reelle Entscheidung.


    Ich habe versucht in Berichten Hilfe zu finden. Aber gut dokumentierte Fälle sind oft entweder Individuen die fast ein ganzes Leben lang Borg waren, oder nur kurze Zeit.


    58 Tage, 9 Stunden, 12 Minuten. Kurz genug um sich noch an das Menschsein zu erinnern. Zu lang um sich noch an sich selbst zu erinnern. Nur an Fragmente, an die man sich wie eine ertrinkende klammert. In der Hoffnung, dass vielleicht dieses eine Fragment endlich schwimmen wird, anstatt, wie all die anderen zuvor, einfach nur sofort wieder zu sinken, wenn man es zu fassen kriegt.


    Nur was ist die Alternative? Aufgeben? Das Leben was man hatte einfach wegwerfen? Und dann? Ist es das was ich will? Wegrennen? Vor mir selbst? Weil ich Angst davor habe, was mir klar werden könnte? Dass ich vielleicht nie der Mensch war, der ich sein will?


    Ich glaube heute ist heulen dran.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 9.


    Da in meinem Quartier die Stille ein Unbehagen auslöste beschloss ich meinen Bericht in der DS12 Bar zu lesen. Es gibt leider nur sehr wenige persönliche Dossiers, das meiste sind technische Zusammenfassungen, Wartungsberichte, Dienstanweisungen. Ich hatte wohl eine Neigung vieles sehr... ausschweifend zu verfassen und die Datenmenge ist nicht unerheblich. Leider steht kaum was relevantes drin.
    Selbst wenn ich ein persönliches Logbuch geführt habe, die Sternenflotte hat keinen Zugang dazu, wahrscheinlich wurde es bei der Zerstörung der Von Braun vernichtet.
    Vielleicht ist das auch der Grund warum ich hier meine persönlichen Gedanken verfassen möchte. Um im Notfall etwas zurückzulassen. Jedenfalls mehr persönliches als die Zusammenfassung einer Warpspulenwartung.


    Es dauerte keine 34 Sekunden und schon wurde ich bei der Ausführung meines Vorhabens unterbrochen. Eine mir bisher unbekannte Person hatte eine Anmerkung bezüglich der effizienten Ausnutzung von Laufstrecken. Unmittelbar danach traf ich die junge Frau, die ich letztens beim Lesen eines Papierbuches beobachtet habe.


    Ihr Zustand wies Symptome einer psychischen Belastung auf. Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, das Leugnen des eigenen Zustandes. Sie berichtete davon, dass sie die Zerstörung ihrer Heimatwelt miterlebte und dass sie dennoch keine Hilfe braucht. Sie verweigerte jegliche Hilfe und wurde aggressiv, als wir ihr zu einem Psychiaterbesuch rieten. Ihr Widerstand ist nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich. Laut meiner eigenen Erfahrung führt diese Situation ohne professionelle Betreuung schnell zur Selbstbeschädigung und sogar zu Suizidabsichten im finalen Stadium. Als ich versuchte ihr klar zu machen, dass sie sterben wird, stellte sie die Kooperation gänzlich ein.
    Dennoch erinnerte sie mich daran, dass auch ich Momente hatte, in denen ich Hilfe verweigert habe.


    Es haben sich sowieso Themen angesammelt, die ich mit jemandem bereden musste. Tyrande ist im Moment in gegenlaufender Schicht und ich wollte sie nicht wecken, mit dem Counselor der Mistral hatte ich noch keine Beziehung aufbauen können und Dr Shallash ist ein Mann, was einen Teil meiner Themen ausschließen würde.
    Die logische Wahl fiel auf Dr Homes.
    Erstens, ist sie mir sympathisch. Zweitens, sie steht unter Schweigepflicht und drittens ist sie eine Frau, so dass ich gewisse Dinge besser ansprechen konnte.


    Ich würde zwar derzeit noch nicht so weit gehen Dr Homes sofort als Freundin zu bezeichnen, aber von allen Ärzten, mit denen ich in letzter Zeit zu tun hatte, pflegen wir mitunter den freundschaftlichsten, obwohl rein professionellen, Umgang.
    Jedenfalls habe ich das Gefühl mit ihr vieles bereden zu können und der Austausch von Gedanken und Informationen hat sich bisher als die beste Therapie erwiesen.


    Dr Homes schlug vor, dass ich meinen biologischen Schlafzyklus verlängere. So komme ich in REM-Phasen. Etwas was ich eigentlich verhindern wollte. Trotzdem werde ich versuchen ihren Rat zu befolgen. Auch wenn... auch wenn ich sehr sicher bin, dass das keine gute Idee ist.


    Andererseits, wenn ich mich nicht an die Ratschläge des medizinischen Fachpersonals halte, bin ich auch nicht besser als das Mädchen auf DS12.
    Und als Folge dessen genau wie sie mindestens dienstuntauglich, ein Fall für die geschlossene Abteilung, oder sogar tot.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 10.


    Unter wissenschaftlichen und soziologischen Aspekten gab es gestern erwähnenswerte Vorfälle.


    Der Transporter der Mistral hatte scheinbar durch einen äußeren Umstand Fähnrich Tyrande Cran mit einer anderen Parallelebene ausgetauscht.
    Scheinbar veränderte eine Anomalie den Inhalt des Musterpuffers auf eine Art und Weise die zu einem Transport zwischen zwei Universen führte.
    Letztendlich konnte die Crew der Mistral im Paralleluniversum zu uns Kontakt aufnehmen und wir haben einen Rücktransport erfolgreich durchführen können.
    Bei der ganzen Aktion zeigte sich wieder die Ineffizienz der Kommunikation auf der Mistral.
    Mir wurde ohne die Art des Unfalls zu spezifizieren die Prüfung der Transporterlogbücher aufgetragen. Und wie soll ich einen Suchalgorithmus aufbauen, ohne zu wissen, wonach ich überhaupt suchen soll?
    Ich arbeitete auf der Brücke an einer Analyse, parallel die Wissenschaft in der Krankenstation. Ich kenne die Ergebnisse Lt. Kuriharas nicht, nehme aber an, dass wir zu gleichem Schlüssen kamen. Sie wahrscheinlich schneller als ich, schließlich ist das ihr Bereich, zudem ich nur eine wage Vermutung hatte - deren Quelle ich übrigens immer noch versuche zu analysieren. Tyrande sprach im anschließenden Gespräch von Intuition. Intuition ist jedoch in meinen Augen nur eine Ausrede dafür, dass Menschen komplexe Zusammenhänge nicht begreifen und glauben, sie hätten vollkommen chaotische Vorgänge im Griff.


    Das Problem der Kommunikation, welches nach wie vor seit meiner Ankunft auf der Mistral zu bestehen scheint, habe ich mit Lt Kurihara angesprochen. Erwähnenswert hierbei ist, dass sie das Problem durchaus zu verstehen schien und auch wenn sie keine Lösung beigetragen hat, durchaus bemüht war mich aufzumuntern.


    Jedenfalls bekamen wir am Ende unsere Tyrande Cran unversehrt wieder zurück. Noch während sie im Debriefing war, beschloss ich mich mit Elana zu treffen und zusammen mit ihr Tyrande dazu zu holen. Eine Bar wäre zwar neutraler gewesen als mein Quartier, da ich aber zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen hatte vorsätzlich den Befehl des Stillschweigens über das Geschehene zu brechen, war ein öffentlicher, neutraler Ort nicht akzeptabel.


    Es gibt nach wie vor Probleme mit der Anpassung an soziale Strukturen, es war interessant sich selbst dabei zu beobachten, dass ich in der drei-Personen-Konfiguration scheinbar deutlich entspannter reagiere als im Dienst. Dieses Phänomen tritt auch bei Tyrande und Elana auf, jedoch bei weitem nicht so ausgeprägt.


    Lt Kurihara sagte, dass ich mich an eine Welt anpassen muss, die ohne ein Kollektivbewusstsein agiert. Sie mag Recht haben, doch unsere private Nachbesprechung des Tages mit Elana und Tyrande war vom Prinzip her ein vollständiger Austausch an Daten, die wir im Verlaufe der letzten Ereignisse gesammelt hatten. Es ist sozusagen unser eigenes, kleines Kollektivbewusstsein im weitesten Sinne.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 11.


    Allmählich habe ich mich an die Mistral angepasst. Eventuell auch die Mistral an mich.
    Selbst Lt. Commander Rial bewies auf der letzten Aussenmission, dass sie sehr wohl ihr Team im Griff hat und dessen Fehler schnell korrigieren kann.
    Bei der Suche nach der Crew eines abgestürzten Shuttles war ich kurz davor wertvolle Zeit zu verschwenden, indem ich nach den Trümmern suchte und unser Team 5310 Meter durch unwegsames Gelände in die verkehrte Richtung gelenkt hätte. Die Korrektur des Lt. Cmdr, der Hinweis nach einem Sender zu suchen, war deutlich effektiver. Wahrscheinlich denke ich tatsächlich manchmal in recht eingefahrenen Mustern und wollte mich unbewusst zuerst um die beschädigte Ausrüstung kümmern.
    Nach wie vor klassifiziere ich Lt. Commander Rial nicht als schlechten Offizier, lediglich ihre sozialen Interaktionen und ihre Kommunikation mit dem Rest der Crew weisen Mängel auf.
    Es würde mich aber nicht wundern, wenn ein Teil der Crew das gleiche über mich sagt.


    Wir haben die Leichen des Shuttleteams gefunden, Dr Homes ist noch dabei die geborgenen Körperfragmente zu analysieren.
    Bei dem Ausseneinsatz wurde mir erneut klar, dass die Situation nicht ungefährlich war. Das Sicherheitsteam arbeitete nicht mit voller Leistung und ich hatte Bedenken was meine eigenen Verteidigungsfähigkeiten angeht. Ich kann mich zwar an das Basistraining erinnern, das war es aber auch schon.
    Daher habe ich Tyrande gefragt, ob sie mit mir nicht auf dem Holodeck einen Auffrischungskurs durchgeht.


    Bei einem Gespräch auf DS12 erwähnte jemand, dass Borgtechnologie teilweise nützlich sein könnte. Ich reagierte sehr ungehalten darauf. Stellte schnell aber einen Bezug her zwischen dem Thema meiner Dissertation und einem der letzten Wartungsberichte her.
    Transwarpkanäle und Interspatiale Verteiler sind streng genommen Borg. Kurz vor dem Zwischenfall hatte die Von Braun Modifikationen am Hauptdeflektor vorgenommen um einen modulierten Tachyonimpuls auszustrahlen.
    Jetzt mache ich mir ständig Vorwürfe, dass ich das ganze Schiff auf dem Gewissen haben könnte...


    Tyr... hat schon recht. Dem Protokoll nach muss der Captain einer solchen Aktion nach sorgfältiger Prüfung zugestimmt haben und muss sich des Risikos bewusst gewesen sein. Solche Experimente startet niemand allein. Meine erste Sorge, dass ich vor einem Kriegsgericht lande war letztendlich nur eine unbegründete Panikreaktion.
    Trotzdem, war es meine Idee? Ich werde seit dem ich diese Verknüpfung hergestellt habe ständig von Schuldgefühlen geplagt. Manchmal vergesse ich es, wenn ich eine Aufgabe habe aber Abends dann holt es mich wieder ein... Es fühlt sich manchmal so an, als ob hätte ich bestimmte Dinge vergessen wollen. Starke Schuldgefühle wären ein plausibler Grund.
    Sorge bereitet mir auch das fehlen von Logbüchern und Berichten der letzten Tage des Schiffes. Dem Protokoll nach hätten diese mit in der Notsignalboje sein müssen. Wurde das Ding beschädigt, hatte es eine Fehlfunktion? Oder will man mir diese Daten einfach nur nicht geben?

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 12.


    Es gab Post. Eine Antwort und einen Brief, den ich nicht erwartet habe.


    Die erste Nachricht kam vom Flottenkommando, eine Antwort auf meine Anfrage nach den fehlenden Logbüchern der Von Braun.
    Scheinbar wurden die Daten vor dem Abschuss der Logbuchboje absichtlich gelöscht. Bevor die Borg auch nur in die Nähe kamen, hatten wir wohl beschlossen die Daten lieber zu vernichten, als das die Borg sie hätten assimilieren können. Dies macht Sinn und erklärt einiges.


    Die zweite Nachricht füge ich am besten einfach hier noch mal ein.


    Ich bin sehr froh, dass Tyrande in der Nähe war, als mich die Nachricht erreichte. Sie hat übrigens ihre eigenen Dämonen, gegen die sie zu kämpfen hatte. In dem Moment war ich allerdings viel zu aufgewühlt um ihr eine Hilfe zu sein und war, beziehungsweise bin, viel zu sehr mit mir selber beschäftigt.
    Trotzdem, alleine schon eine andere vertraute Person in der direkten Nähe zu haben - hat sehr geholfen. Das klingt vielleicht nicht logisch, immerhin sind wir Freunde und kein Kollektivbewusstsein - aber ich weiß nicht was ich dummes angestellt hätte, wäre ich mit meinen Gedanken allein gewesen in dem Moment.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 13.


    Ich bin nun das erste mal auf einen anderen Sternenflottenoffizier gestoßen, der mein Schicksal teilt. Und was soll ich sagen, größer könnte meine Enttäuschung kaum gewesen sein. Ich hatte mir Hoffnungen auf einen produktiven Austausch von Erfahrungen gemacht, doch mein Gegenüber ist scheinbar derart davon überzeugt allen anderen überlegen zu sein, dass jede weitere Kommunikation zwecklos ist.


    Er wirkt auf mich, als wäre er genau in der Phase stecken geblieben in der ich auch einmal war und hätte sich seitdem nicht weiter entwickelt.
    Oder er hat sich an eine absolut lebensfeindliche Umgebung angepasst, die auf seinem Schiff herrscht.
    Letzteres fällt mir schwer zu glauben. Die Sternenflotte hat sich stets bemüht mir alle Hilfe zukommen zu lassen.
    Den Mann so zu sehen zeigte mir ganz deutlich was auch bei mir hätte schief laufen können.


    Und als er mein Schiff beleidigt hatte, hätte ich ihm fast eine geknallt, wäre ich nicht in Uniform da gewesen. Ja, die Mistral arbeitet nicht perfekt, die letzte Brückencrewübung war ein Desaster, mein eigenes Wartungsteam macht andauernd selbst die simpelsten Dinge falsch und ich habe oft was an der Mistral und ihrer Crew zu kritisieren. Trotzdem gibt es ihm nicht das Recht grundlos mein Schiff, meine Crew und schon gar nicht meine Freunde zu kritisieren.


    Die letzte Holodeckübung war tatsächlich interessant. Vor allem im Hinblick darauf, dass der Captain jetzt auch verstanden zu haben scheint, was ich vor Wochen schon bemängelt hatte. Dass die interne Kommunikation der Alphaschicht mehr als mangelhaft ist.


    Wenige Tage zuvor war ich mit Elana und Sammy auf dem Holodeck. Auf eine sehr beruhigende Art und Weise hat dieser pelzige Vierbeiner einen Einfluss auf mich. Den Grund kann ich nur erahnen, scheinbar hatte ich ebenfalls früher ein Haustier - wobei eine Katze wahrscheinlicher ist als ein Hund. Mahur hat gestern vorgeschlagen, dass ich etwas Zeit mit dem Tier verbringen könnte. Ich glaube das werde ich bei Zeiten tatsächlich tun.

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  • Persönliches Logbuch. Eintrag 14.


    Männer, Männer ändern sich nie.
    Ich habe heute Mahur und Elana in der Bar angetroffen. Da Mahur begann meinen Führungsstil zu kritisieren, habe ich natürlich mit Vehemenz diesen verteidigt. Elana hatte sich dabei recht still verhalten und nahm an unserem Gespräch ausdrücklich nicht teil. Fast schon ausweichend, als ob sie nicht zwischen die Fronten geraten wollen würde.
    Aber als ich Mahur versuchte darauf hinzuweisen, dass vielleicht seine Frau seine Aufmerksamkeit benötigt und nicht ich, hat er mich scheinbar nicht verstanden. Und noch direkter konnte ich kaum noch werden. Männer...


    Er tat so, als ob würde ich seine Vorschläge nicht in Betracht ziehen, aber als ich ihm eine Verhaltensänderung vorschlug, reagierte er selber auch nicht darauf.
    Ich habe seine Vorschläge sehr wohl in Betracht gezogen, und verworfen.
    Und als ob ich nicht von dieser einen Karikatur nicht wüsste... Ich fand sie sogar sehr amüsant - nur verfehlt es komplett die angestrebte Wirkung, wenn die Crew von meiner Reaktion wüsste.
    Mein Technikteam funktioniert sehr gut. Es hat die Effizienz enorm gesteigert und mir ist sehr wohl bewusst, dass das zum großen Teil auf Trotz und Widerstand basiert.
    Auch wenn Mahur das vielleicht denkt, ich halte sie keinesfalls für Versager. Es sind sehr fähige Leute dabei - aber wenn wir die besten sein wollen, erfordert das Arbeit.
    Phillips hat Platzangst. Wieso man sich dann für die Technik meldet, wo es sehr oft sehr eng zugeht ist mir ein Rätsel. Nachdem ich ihr das auch so ins Gesicht gesagt habe, haben Si'zu und Buhallin mit ihr auf dem Holodeck ihre ganze Freizeit in engen Röhren verbracht. Weil sie befürchtet haben, dass ihre Freundin aus dem Programm fliegt.
    Hätte ich aus Nächstenliebe und Mitgefühl Philipps nicht mehr in Jeffriesröhren eingesetzt und nichts gesagt, hätte ich am Ende eine Technikerin, die sich in engen Räumen nicht konzentrieren kann. Jetzt habe ich zwar drei Techniker, die mich hassen - aber dabei ein ausgezeichnetes Team bilden.

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  • Persönliches Logbuch, Sternzeit 94390.89


    Zunächst einmal transferiere ich diese Dateien nun in Sternenflottenpadd. Ich werde es auch nachher mit den restlichen Logbucheinträgen tun.
    Eigentlich gibt es keinen Grund für übergroße Vorsicht und Geheimhaltung, was dieses Logbuch angeht. Und dass es irgendwann sehr nützlich ist eines geschrieben zu haben, wo man später im Notfall auch rankommt, stelle ich derzeit am eigenen Beispiel fest.


    Heute haben wir eine Übung abgehalten, die einen Systemausfall von DS12 simuliert hat. Es war sehr interessant aus der eigenen Komfortzone eines Raumschiffsystems herauszukommen und das eigene Wissen und Fertigkeiten an die Systeme einer Raumstation anzupassen.
    Ich bekam die Leitung über das Außenteam, was aber aufgrund von Aufgabenteilung letzten Endes nur aus Mahur und mir bestand. Und was soll ich sagen - technisch hat alles funktioniert. Wir haben einen Backupplan aufgebaut um dann an der favorisierten Lösung arbeiten zu können.

    Was meinen Führungsstil angeht, bin ich aber unzufrieden. Ich habe toleriert, dass Mahur nicht nur unkonstruktiv zwischenplappert, sondern auch meine Kommandoautorität unterwandert.
    Unser abschließendes Gespräch im Nachhinein hat ebenfalls nicht wirklich funktioniert. Wobei ich nicht weiß ob ich mich unklar ausgedrückt habe, was die Art des Problems angeht, ob Mahur es nicht verstehen kann oder wohlmöglich nicht verstehen will.
    Auf jede klare Aufgabenstellung, die eine simple Ausführung erfordert, hat Mahur eine möglichst unklare Herangehensweise. Auf eine simple Ja/Nein - Frage wird mit einem "Aber" geantwortet. Wie Elana es mit ihm auf Dauer aushält ist mir ein Rätsel.


    Was ist mein Fazit aus der Übung? Technisch habe ich es im Griff. An meiner Personalführung muss ich wohl arbeiten. Scheinbar bin ich zu weich und schwach geworden. Und wenn ich die Fehler im Nachhinein anspreche, statt sofort, ist der Lerneffekt nicht vorhanden. Zukünftig also härter und sofort durchgreifen, Fehler werden nicht toleriert, Effizienzsteigernde Maßnahmen werden zukünftig sofort ergriffen ohne Rücksicht auf Freundschaften oder Gefühle.


    So zumindest der Plan...

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  • Privates Logbuch, Sternzeit 94408.4


    Ich hatte heute ein interessantes Gespräch mit dem Captain, gleich zu Dienstbeginn sollte ich mich bei ihm melden. Schnell war klar, was das Thema des Gespräches werden sollte. Dass ich bei der letzten Übung was die Personalführung angeht ziemlich unterdurchschnittlich gehandelt habe. Oder um es klar zu vormulieren, versagt habe.


    Wie ich im letzten Logbucheintrag schon sagte, ich hatte mein Team nicht im Griff, ich habe nicht entschlossen genug gehandelt und verschenkte wertvolle Sekunden darauf, Mahur das ein oder andere durchgehen zu lassen. Aus Freundschaft? Bin ich so weich geworden? Wäre ich mit meinem Wartungsteam genauso umgegangen?


    Captain Sarep hat Recht, persönliche Gefühle haben keine Rolle zu spielen.
    Ich kann zwar meine Gefühle nicht einfach abschalten oder unterdrücken wie Vulkanier. Oder zumindest nicht mehr - und das ist auch gut so. Aber gewissen Aspekten kann ich sehr gut eine untergeordnete Rolle zuweisen. So lange etwas keine Bedrohung darstellt, kann ich es eigentlich ganz gut ignorieren und mich derweil der eigentlichen Aufgabe widmen. Warum hat das bei der Übung nicht geklappt? Wieso habe ich eigentlich versagt und gegen meine eigenen Prinzipien verstoßen?


    Es muss eine Grenze geben und die ist überschritten worden. Es wird keine Sonderbehandlung von Freunden oder Bekannten mehr geben. Diesen Fehler mache ich sicher nicht noch einmal.
    Dabei mache ich nicht mal so sehr Mahur einen Vorwurf. Er ist einfach inkompetent und unerfahren. Ich dagegen sollte es eigentlich besser wissen und hätte das Problem gar nicht erst entstehen lassen und sein Fehlverhalten sofort unterbinden sollen.


    Habe ich aber nicht. Weil ich weich geworden bin, nachlässig. Das ist keine Verbesserung, kein Fortschritt sondern ein Fehler in meiner Herangehensweise der sich mit der Zeit eingeschlichen hat und schnell ausgelöscht gehört bevor er sich wie ein Geschwür ausbreitet und das ganze System befällt.

    Ein Polarbär ist ein kartesischer Bär nach einer Koordinatentransformation.

  • Privates Logbuch, Sternzeit 94451.6


    Ich habe diese Aufzeichnungen in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Andere Angelegenheiten hatten Priorität. Dennoch will ich schnell die Ereignisse und Gedanken der letzten Tage zusammenfassen und dokumentieren.


    Zudem mir meine Dokumentation jetzt "den Arsch gerettet" hat, aber dazu gleich.


    Nach meinem Beschluss, persönliche Gefühle und Freundschaften etwas geringere Priorität zukommen zu lassen scheint sich alles Dienstliche wieder normalisiert zu haben. Zudem die Mistral derzeit im Dock liegt und ich mich dabei manchmal fühle, als ob würde jemand der mir sehr nahe steht auf der Krankenstation liegen.


    Und wenn ich sehe wie lasch die Technische Abteilung der Station wichtige Dinge wie eben die Dokumentation angeht, bin ich schon ein wenig stolz darauf, wie effizient und konzentriert mein Team arbeitet. Natürlich hatten wir Anlaufprobleme auf der Mistral und es ist noch ein langer Weg bis zur Perfektion. Aber von meinem Team trägt niemand falsche Baugruppen in den Bericht ein. Und wenn doch, hat das sofort Konsequenzen.


    Kommen wir zum wirklich unangenehmen Thema. Ich wurde auf der Station als Assistentin für die Analyse von Nanosonden eingesetzt. Es ging dabei um einen Mordfall, der, wenn mich nicht alles täuscht, mit dem Vorfall letzte Woche zusammenhängt. Die verwendeten Sonden... tragen meine Signatur. Ich hielt es erst für einen Fehler und hatte gedacht, dass ich die Probe versehentlich kontaminiert habe. Nur waren alle Proben positiv. Auch die, die ich nicht angefasst habe.
    Sofort hatte ich die Befürchtung des Mordes angeklagt zu werden und wurde panisch. In der Hektik der Situation konnte ich mich selbst an Dinge nicht mehr erinnern, zu denen ich selber Meldungen verfasst habe. So viel zum Thema klares denken und Ruhe bewahren in Krisensituationen


    Letzten Endes läuft es wohl darauf hinaus, dass jemand meine Nanosonden, die ich irgendwo hinterlassen habe, regeneriert hat. Der Technische Aufwand dafür, über einen langen Zeitraum Nanosonden außerhalb des Körpers in Funktion zu halten ist enorm. Von der Regeneration ganz zu schweigen.


    Leider fällt mir da nur eine Fraktion ein, die das eventuell könnte.
    Und ich glaube ich weiß auch wieder, wo ich eine kleine Menge Sonden... "verloren" haben könnte.


    In der Bar auf DS12.


    Ich wusste ja, dass dieser Bereich gefährlich sein könnte. Aber auf die Art und Weise? So weit wäre ich nicht gegangen.

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  • Als eine der letzten Amtshandlungen von Commander Sarep ist Tyrande in den Rang eines Lieutenant JG erhoben worden. Es gab auch einige andere Beförderungen, die aber für dieses Lobuch irrelevant sind.


    Das Ergebnis meiner Bewertung ist ebenfalls positiv. Und nicht nur, dass ich meinen Rang behalten kann, ich habe den Posten des Chefingenieurs der USS Mistral bekommen.
    Hier ist er also, der Tritt der Karriereleiter, den ich immer erreichen wollte. Schon merkwürdig, am Ziel angekommen zu sein. Es fühlt sich irgendwie auch nicht anders an als vorher. Das meiste scheine ich ja richtig gemacht zu haben, sonst hätte ich den Posten nicht bekommen. Und im Prinzip ändert die Tatsache, nun die Leitung des Maschinenraums zu haben, nichts an meiner Einstellung oder Arbeitsweise.
    Was sich ändert ist nun die Verantwortung und hoffentlich nicht viel mehr. Denn ich bin nicht bereit Jeffriesröhren gegen einen Schreibtisch zu tauschen.


    Einerseits landen jetzt mehr Berichte auf meinem Schreibtisch, andererseits habe ich jetzt mehr Möglichkeiten die Vorgänge und Abläufe im Maschinenraum zu optimieren.

    Nun ist also die Mistral endgültig mein Schiff. Sicher, man könnte argumentieren, dass das Schiff vom mittleren Brückenplatz aus gesteuert wird. In Funktion gehalten wird es aber vom Maschinenraum, oder der Technikkonsole aus. Dort sitzt das eigentliche Herz des Schiffes.


    Am sonsten, Avalona hat Asyl in der Föderation beantragt und bekommen. Eine sehr interessante, unerwartete Wendung. Aber eine die ich - jetzt wo ich ihre Situation kenne - nachvollziehen kann. Sie scheint mir eine recht kommunikative Person zu sein, die an Konversationen und sozialen Interaktionen interessiert ist. Und jetzt ist sie auf eine gewisse Art und Weise schlagartig die einzige ihrer Art weit und breit. Kommt mir schmerzlich bekannt vor.


    Generell habe ich das Gefühl, dass ich sie noch am besten verstehen kann. Auch wenn man dabei nicht wirklich von "Verstehen" an sich reden kann. Es kann sein, dass ich dabei meine eigenen Sichtweisen, Probleme und Denkmuster projeziere um auszufüllen was ich nicht verstehe oder nicht weiß. Aber so lange es funktioniert...

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  • Wir haben Ersatz für Emma bekommen. Den Grund dafür kenne ich nicht und werde auch keine Ressourcen dafür verwenden es herauszufinden. Am wahrscheinlichsten sind private Gründe und da wir in keiner Freundschaftsbeziehung stehen - gehen mich solche auch nichts an.
    Die Neue scheint bemüht zu sein, sich zu integrieren und Strukturänderungen vorzunehmen. Sie scheint dabei jedoch recht eindimensional und rein nach Lehrbuch vorzugehen.
    Ich weiß nicht ob das eher an fehlender Erfahrung oder Ignoranz beruht. Würden wir alles rein nach Protokoll regeln, könnten wir Computer ins All schicken.
    Regeln sind für einen Idealzustand da. In einer idealen Welt gibt es für jeden Zustand eine passende Reaktion. Nur ist die Welt nicht ideal.
    Wir müssen uns immer wieder anpassen und bestehende Strukturen optimieren, oder wir werden auf lange Sicht scheitern. Wenn man die Bedingungen nicht kennt, die Strukturen nicht analysiert hat, wäre es klüger erst zu beobachten und das Gefährdungspotential oder Vorteile einzuschätzen, ehe man anfängt Veränderungen am System vorzunehmen.


    Meine Analyse ist noch lange nicht abgeschlossen, unsere neue XO scheint im Prinzip das gleiche zu wollen wie ich, nur auf verschiedenen Wegen. Wir werden kooperieren - aber ob wir es sollen oder wollen, das bleibt abzuwarten. Der erste Eindruck privater Natur war negativ. Im Dienstangelegenheiten sehe ich jedoch etliche Schnittmengen.


    Vor ein paar Tagen war auf DS12 ein EPS Relais fehlerhaft installiert worden, was zu einer Überlastung des Systems führte. Ich verstehe nicht, warum Lt JG Tarim in ihrer Abteilung nicht härter durchgreift. Sie sagte mir, sie würde ihr Personal nicht tyrannisieren. Das meine ich damit auch gar nicht, aber wenn sich Fehler einschleichen, muss man darüber reden, daraus lernen und sich entsprechend anpassen. Konsequentes handeln heißt nicht nur Lob auszusprechen, sondern auch Kritik.


    Ich habe 32 Minuten freier Zeit dafür genutzt meinen Gesundheitscheck durchführen zu lassen. Interessanterweise war Admiral Naris die derzeit verfügbare Ärztin auf DS12. Mir war nicht bewusst, dass sie aktiv praktiziert. Aber ich kann es verstehen - ich lasse es mir als Chefingenieur auch nicht nehmen in Jeffriesröhren zu kriechen.
    Sabrina wäre meine erste Wahl gewesen, doch erlaubte unser Schichtplan keine verlässliche Terminvereinbarung ehe die Frist verstreicht.


    Dabei fiel mir eine Hypothese ein. Vielleicht sind meine Erinnerungslücken nicht rein psychisch. Vielleicht liegt ein bisher unbekannter neurologischer Fehler vor. Vielleicht wäre so etwas behandelbar... wie einen Datenspeicher zu rekonstruieren. Sicher, es ist die Idee einer Technikerin und keiner Medizinerin, aber vielleicht gibt es doch Parallelen.
    Ich bin nämlich zusehends frustriert darüber, dass ich keinerlei Fortschritte mehr mache. Vielen Hypothesen nach kehrt das Erinnerungsvermögen zurück, wenn das traumatische Erlebnis verarbeitet worden ist. Bei mir scheinbar nicht.

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  • Ich versuche noch immer die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten. Es ist schwer sie in Gedanken zu fassen und in Worte erst recht.


    Wie soll man es auch formulieren, dass man sich einen Phaser an den Kopf gehalten und abgedrückt hat? Ich würde gerne diese Tat als ein mutiges Opfer eines Sternenflottenoffiziers sehen, die keinen anderen Weg sah als diesen. Nur fühle ich mich keinesfalls heldenhaft, nicht im geringsten.


    Da nun die Puzzleteile ineinandergreifen versuche ich nun meine Hypothesen zusammenzustellen. Und eine kühle Analyse hilft mir zudem rational über das ganze zu denken und die emotionale Reaktion im Rahmen zu halten.


    Die Von Braun hatte den Auftrag die Theorie eines Antriebssystems zu testen, die ich entwickelt hatte. Dafür waren wir in einen entfernten Raumsektor geflogen, denn meinen Aufzeichnungen von der Universität London nach, hatte ich befürchtet den Subraum lokal zu beschädigen. Im Prinzip gilt es darum einen Microriss zu generieren, dort einen modifizierten Torpedo hineinzuschiessen und eine Art interspatialen Verteiler zu generieren, der den Kanal dann stabilisiert. Die Entwicklung und Konstruktion des Torpedos und des Verteilers lag in den Händen des Chefingenieurs, Commander Levine. Mit der ich privat wohl befreundet war.
    Sämtliche Ergebnisse wurden absichtlich gelöscht oder zerstört. Commander Levine ist den Angaben der Überlebenden nach an Bord des Schiffes gestorben.

    Die Logbuchboje wurde absichtlich manipuliert und beinhaltete keinerlei Daten die zur Rekonstruktion des Zwischenfalls führen könnten. So wie ich mich kenne, war das wahrscheinlich meine Idee, um zu verhindern, dass auch nur ein Bit der gesammelten Forschungsdaten in die Hände der Borg fällt. Ich hätte es allerdings nicht autorisieren können, am Ende war es wohl eine Entscheidung des Captains.
    Die letzte undichte Stelle war wohl ich selber... und auch die habe ich wohl... geschlossen.


    Jetzt muss ich also damit leben, dass ich einen erfolgreichen Selbstmord begangen habe. Damit, dass meine Eltern Recht hatten und ich ihnen wohl eine Entschuldigung schulde. Und damit, dass ich wohl damit abschließen kann, zu versuchen so zu werden, wie ich mal war.


    Die Erinnerung wird nie zurück kommen, ich werde wohl nie erfahren was meine Lieblingsfarbe war, was ich am liebsten gegessen habe, mein Lieblingslied, Buch oder Holoabenteuer, in wen ich das erste mal verliebt war. Der Teil von mir, der das wusste, ist fort. Unwiderruflich. Und auch wenn ich sie nicht verstehe und mich oft über sie wundere - ich hätte diese Nicole Delacroix gerne kennen gelernt.


    Und wie geht es nun weiter? Lieblingsfarbe habe ich noch nicht entschieden. Rot oder blau. Essen würde ich gerne einmal überhaupt können. Es ist wohl an der Zeit zu akzeptieren, dass die Vergangenheit fort ist und in der Gegenwart zu leben. Und objektiv betrachtet, habe ich Freunde gefunden, wenn auch wenige, habe es zum Chefingenieur geschafft... Das Letzte Jahr könnte man durchaus als ein erfolgreiches ansehen. Es mag nicht immer alles perfekt gewesen sein, es war aber von stetigem Fortschritt und Verbesserung geprägt.


    Es wird Zeit... wieder das eigene Leben zu leben. Wie genau? - Das werde ich noch herausfinden.

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