[Geschichte] Rückblick: Die Fanatiker

  • Eine Woche nach dem Start der Forrest von Deep Space 12



    Jake und T’Pena bekamen einen Anruf von Deep Space 12. Gemeinsam nahmen sie das Gespräch im Bereitschaftsraum des Captains an. Admiral Naris erschien auf dem Bildschirm: “Captain Gaston. Ich bin erfreut, dass sie noch nicht die Reichweite für direkte Kommunikation verlassen haben.”


    “Nein Admiral, wir erwarten noch ein paar Tage Direktkommunikation zu haben. Was können wir für sie tun?”


    “Wir haben hier noch etwas interessantes für sie. Lassen sie mich kurz ausholen. Vor 51 Jahren gründete sich in der Föderation eine kleine Gruppe religiöser Fanatiker die sich Kinder der letzten Tage des Universums nannten. Ihre Glaubensinhalte waren ein bunter Mix verschiedenster religiöser Traditionen in der Föderation und ihrer Nachbarn mit wenig innerer Kohärenz. Apokalyptische Erwartungen terranischer Theologie, altandorianischer Mystizismus, vulkanische Vorstellungen vom Katra, sie haben bajoranische Gebete übernommen und Aberglauben aller möglicher Gruppen und Zeiten.


    Sie waren anfangs eine winzige Gruppe, nicht mehr als dreißig Individuen. Sie glaubten…”


    Jake ergänzte: “...dass die Föderation untergehen würde und mit ihr das Universum. Dann würde der Messias zurück kehren der sowohl Jesus war, als auch Surak, Kahless und religiöse Figuren aus anderen Mythologien. Sogar der erste Große Nagus Gint.


    Sie nahmen an, dass körperlose Intelligenzen wie Q, Nagilum, die Pah-Geister oder die Wurmlochwesen von Satan erschaffen wurden, als Gott das Universum erschuf. Pervertierte Versionen ungeborener Engel die sie für eine Abscheulichkeit hielten.”


    Der Admiral stutzte: “Sie kennen sich erstaunlich gut aus. Das ist ein ziemlich obskures Thema.”


    “Ich habe ziemlich obskure Hobbys…”, erwiderte Jake, “aber bitte, sprechen sie weiter.”


    “Als die Enterprise-D auf die Borg stieß, glaubten die Fanatiker das Ende sei gekommen. Die Nachricht von der Schlacht bei Wolf 359 nahmen sie mit Jubel auf. Als aber der Sieg der Borg und der Untergang der Föderation ausblieb, begannen sie zu missionieren. Sie haben nie irgendwo Gewalt angewendet, aber auf ihrem Höhepunkt mögen sie einige zehntausend Mitglieder im harten Kern gehabt haben und mehr als hunderttausend Sympathisanten.”


    T’Pena nickte: “Das ist typisch für messianische Gemeinschaften. Ein Fehlschlag ihrer Vorhersagen sorgt meist nicht für ihren Zerfall, sondern fanatisiert sie.”


    Jake sprach weiter: “Als dann der Domionkrieg ausbrach, hielten sie erneut das Ende der Föderation für gekommen. Und erneut blieb es aus.”


    Naris sah den Captain einen Moment, leicht amüsiert an: “Da sie die Geschichte offenbar schon kennen, erzählen sie sie doch zu Ende."


    Jake sah über den Kommentar hinweg undsprach weiter: “Nach dem Sieg im Dominionkrieg, erklärten die Kirchenältesten, dass das Ende des Universums durch den Sieg der Föderation eingeleitet wurde, und dass die wahrhaft gläubigen keine Erlösung erwarten konnten, so lange sie in der sündigen Föderation lebten. Um 2396 erstanden sie angeblich mehrere Frachter und die gläubigsten von ihnen verließen die Föderation um Sha Ka Re zu finden, ohne ein Ziel anzugeben. Danach zerfiel die Kirche wieder und ist heute so gut wie vergessen. Ist das in etwa korrekt, Admiral?”


    Naris lächelte, es fühlte sich gut an Jake zu verbessern: “Nein, nicht ganz. Vor kurzem starb ein Mann namens Lerpo Flunta ohne Erben. Er war einer der Ältesten der Kinder der letzten Tage des Universum und ist aus zuvor unbekannten Gründen nicht mit ihnen auf die Reise gegangen. Bei der Durchsicht seines Nachlasses stieß man auf einige Aufzeichnungen. Offenbar haben sie sich in den frühen 2390’er Jahren sehr für die Berichte der USS Hoffleit interessiert. Außerdem fand man sein Tagebuch. Er hatte sich kurz vor dem Abflug mit den anderen Mitgliedern der Kirchenleitung zerstritten und war zur Strafe zurück gelassen worden.”


    T’Pena zog die richtigen Schlussfolgerungen: “Und jetzt nehmen sie an, dass die Kirche in den Sektor 85147 gereist ist?”


    “Oder in einen der Nachbarsektoren. Das scheint hoch wahrscheinlich. Halten sie die Augen offen. Ihre Frachter sind minimal bewaffnet, aber vieles von ihrer Technologie übersteigt dennoch die im Sektor. Diese Leute sind weiterhin Bürger der Föderation und wir sind für sie verantwortlich. Für ihre guten und ihre schlechten Taten. Naris Ende.”


    Hätte sie den Captain schon besser gekannt, hätte sie vielleicht nachgefragt. Doch so verließ T’Pena den Bereitschaftsraum des Captains ohne ihn über die Kinder der letzten Tage des Universums zu fragen. Irgend etwas war seltsam an ihm. Er wusste zu gut über ein solch unbekanntes Thema Bescheid und schien zu emotional bewegt von einer so banalen Nachricht.

    Dann, von Kriegen erlöst, wird sanfter die störrige Menschheit; (...)
    mit Stahl und klemmenden Riegeln geschlossen
    Bleiben die grausigen Tore des Kriegs; des ruchlosen Wahnsinns
    Dämon, rücklings gefesselt mit hundert ehernen Banden,
    hockt über grausen Waffen und knirscht mit blutigem Munde.
    - Vergil, Aeneis 1. Buch