Ein Schreiben an Admiral Naris

  • VON: CAPTAIN CRAJIS WARREN
    AN: REAR ADMIRAL NARIS VEIL
    BETREFF: STATIONSBAR "STERNENHIMMEL"


    Sehr geehrte Rear Admiral Naris,


    ich möchte mich in dieser Angelegenheit erst einmal persönlich an Sie wenden und von einem formellen Schreiben an die Beschwerdeabteilung absehen.


    Mein leitender Sicherheitsoffizier informierte mich soeben über eine Reihe von Tauschgeschäften, die in den vergangenen Wochen auf der Machariel stattgefunden haben sollen. Seiner Aussage nach galten diese Geschäfte stets dem Zweck, an goldgepresstes Latinum zu kommen oder zumindest eine Basis zu schaffen, dieses zu tauschen. Normalerweise ist die Verteilung fremder Währung für den persönlichen Gebrauch kein Problem, solange es in einem kontrollierten Rahmen bleibt. In diesem Fall geht es aber zu weit. Ein Sternenflottenschiff ist weder ein Tauschbasar, noch eine Wechselstube.
    Ich habe mehrere Ermahnungen ausgesprochen, vorerst jedoch von weiteren Maßnahmen abgesehen, solange ich sicher sein kann, dass diese Geschäfte aufhören. Beunruhigt haben mich jedoch die Angaben der betroffenen Besatzungsmitglieder hinsichtlich ihrer Motivation zu diesem Tauschhandel. Fast alle gaben an, das Latinum für ihren Aufenthalt auf Deep Space 12 zu benötigen, woraufhin ich weitere Nachforschungen angestellt habe.


    Wie ich erfuhr, knöpft das Personal der Bar ‚Sternenhimmel‘ dem Sternenflottenpersonal seit mehreren Wochen goldgepresstes Latinum für ihre Dienstleistungen ab. Ein Zustand, den ich für ein Etablissement auf einer Föderationsstation für unhaltbar erachte, zahlt der Betreiber doch weder Pacht, noch andere Gebühren und nimmt dennoch die Dienstleistungen der Sternenflotte in Anspruch, um aus dem Handel mit fremden Stationsbesuchern zu profitieren. Korrigieren Sie mich bitte wenn ich mich irre aber ich bezweifle doch, dass Frau Strahl die Replikatoren oder andere Barausrüstung selbst wartet, noch für deren Energieversorgung aufkommt.


    Der außer Kontrolle zu geraten drohende Latinum-Handel ist dabei nur die Spitze des Eisberges. Ich habe die Angelegenheit mit meinem Führungsstab erörtert und was ich erfahren habe, ist alarmierend. Ein Großteil der Besatzung meidet die Bar und gar Deep Space 12 bereits weitestgehend, was sich nicht nur negativ auf die Moral auswirkt, sondern auch auf die Zusammenarbeit der Flotteneinheiten untereinander. Die Crew verliert einen wichtigen Brennpunkt, um sich mit Besatzungsmitgliedern anderer Schiffe der Flotte auszutauschen und droht somit, sich vom Rest des Geschwaders abzuschotten und den Bezug zu ihrem Heimathafen zu verlieren.
    Auch das Mensapersonal der Machariel ist mittlerweile fast rund um die Uhr im Einsatz und hat selbst während der Ausgangszeiten, bei denen das Schiff vor Deep Sapce 12 liegt, kaum noch Ruhephasen. Das Offizierskasino ist derzeit unbesetzt, um mehr Personal für die Crew bereitzustellen. Sollte sich dieser Zustand nicht ändern, werden wir das Mensapersonal in Kürze aufstocken müssen, was sich in Anbetracht des aktuellen Personalmangels schwierig gestalten wird.


    Der Personalmangel ist dabei ein gutes Stichwort: Da zurzeit fast alle Abteilungen der Flotte chronisch unterbesetzt sind, arbeiten Schiff und Mannschaft fast ununterbrochen. Ich bin nicht gewillt, ihr auch noch irgendwelche dubiosen Handelsgeschäfte mit Latinum zuzumuten, nur damit meine Crew hin und wieder in den Genuss eines Glases nicht-replizierten Weins kommt. Nicht jeder einfache Crewman hat die Kontakte und die Möglichkeiten, um sich privat an paar Flaschen zurück zu legen.


    Auch mir sind die Gerüchte über den Diebstahl zu Ohren gekommen, der angeblich zu dieser Änderung der Geschäftspolitik geführt hat. Mir bleibt dazu nur zu sagen, dass jemandem, der Geldwert von diesem Umfang in einem öffentlich zugänglichen Bereich lagert und nur unzureichend sichert, ohnehin nicht mehr zu helfen ist. Die Stationssicherheit hat die Ordnung zu wahren und nicht rund um die Uhr das Privateigentum grob fahrlässig handelnder Zivilisten zu bewachen oder gar Stationsgäste auf Schritt und Tritt zu überwachen. In diesem Fall möchte ich den Betreibern nur einen Kommentar meines ersten Offiziers mitgeben, sich doch bitte einen cardassianischen Standort zu suchen. Mir ist durchaus bekannt, dass die Hintermänner der McNeil-Gruppe und die 18. Flotte bereits eine gemeinsame Vergangenheit haben. Während es mir zwar nicht zusteht, die Entscheidung des Flottenkommandos, mit solchen Leuten zusammen zu arbeiten, zu kritisieren, wissen wir wohl sicher beide, dass dieses Unternehmen nicht mit der Wirtschaftlichkeit ihrer kleinen Bar steht oder fällt. Ich habe tatsächlich das Gefühl dass wir - und in diesem Fall zitiere ich kurz und soldatisch Lieutenant Marlow – „…nach Strich und Faden verarscht werden“.


    Die Machariel und ihre Besatzung waren bereits mehrfach in Missionen involviert, bei denen nicht alle paar Wochen eine Sternenbasis angesteuert werden konnte, und ist es entsprechend gewohnt, Abstriche zu machen. Trotzdem haben wir es über diverse Kanäle bisher auch immer geschafft, die Versorgung auf einem angemessenen Niveau zu halten. Momentan verteilen wir die Wartungsarbeiten in der Mensa entsprechend um, damit der Betrieb nur minimal beeinträchtigt wird. Weiterhin hat sich ein Großteil der Besatzung bereit erklärt, einige private Genussmittel der Schiffsbar zu spenden, um dem Rest der Crew Abwechslung von den Replikatoren zu bieten. Da es sich hierbei aber nur um kurzfristig funktionierende Lösungen handelt, prüfen wir momentan mehrere Möglichkeiten, über andere Quellen an frische, nicht replizierbare Lebens- und Genussmittel zu kommen.


    Mir ist daher bewusst, dass ich Sie hier mit einem reinen Luxusproblem behellige, Admiral. Daher betrachte ich diese Angelegenheit auch nicht so kritisch, als dass sie eine offizielle Beschwerde rechtfertigt, hoffe aber dennoch, dass Sie den Handlungsbedarf erkennen. Die Mannschaft sollte sich auf der Sternenbasis willkommen und gut versorgt fühlen – sie als einen Ort betrachten, wohin man gerne zurückkehrt und seine Freizeit verbringt. Wenn die Besatzung eines Schiffes sich nicht mehr auf den eigenen Heimathafen freuen kann, läuft definitiv irgendetwas falsch.


    Hochachtungsvoll,


    Captain Crajis Warren
    U.S.S. Machariel

  • An: Captain Crajis
    Von: Vice Admiral Naris


    Captain, mir ist die Problematik bewusst, und ich werde dafür sorgen, daß einer Rückkehr zu einem annehmbaren Stationsbetrieb für Besatzungen anderer Schiffe nichts mehr im Weg steht.



    Naris


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    An: Claudia Strahl
    Von: Vice Admiral Naris


    Bitte suchen Sie mich so bald es Ihnen irgend möglich ist auf.



    Naris

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    "Für einen Moment habe ich befürchtet, wir könnten diesen Tag überleben."

    - Worf -