Persönliches Logbuch: Thain, Jenassa

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Lieutenant Thain,
    Sternenzeit: 89614.7540


    Mein Transfer in den Offizierskader der 18. Flotte wurde heute bestätigt und ich hatte bereits Gelegenheit, mich persönlich bei Admiral T‘Pan vorzustellen. Ich wurde als neuer leitender Ingenieur für Deep Space 12 eingeteilt und werde damit Lieutenant Dorom ablösen, die ich ebenfalls an Bord des Admiralsschiffes antraf. Zugegeben, ich hatte gehofft dass ich, in Anbetracht meiner vergangenen Laufbahn, auf ein Schiff versetzt werde. Dennoch stellt die technische Leitung einer Sternenbasis eine interessante neue Herausforderung dar, der ich mich nur zu gerne stelle. Da es jedoch unklar ist, wann ich diesen Posten überhaupt antreten kann, werde ich die verbleibende Zeit nutzen, um die Neukonfigurationen an der Ascension abzuschließen und zu prüfen…


    Computer, Pause.


    Etwas in ihrer Stimme scheint sich verändert zu haben, als das Log fortgesetzt wird. Sie zeugt von einer ernüchternden Müdigkeit und einer auffällig gefühlslosen Betonung.


    Computer, Eintrag fortsetzen.


    Bevor ich die Craxos verließ, eröffnete ich meinem Vater gegenüber meine Sorge, ich würde in der Sternenflotte die Bindung zu meiner Herkunft – meinen Wurzeln verlieren. Ich sehe sein Gesicht noch vor mir… Wie sich jeder Muskel unter seiner faltigen Haut anspannt, während er lauthals lacht, ehrlich amüsiert über meine Naivität. „Mein Kind, glaube mir“, sagte er „die Sterneflotte wird keine Gelegenheit ungenutzt lassen, dich an deine Herkunft zu erinnern.“ Es mag mir zuwider sein, aber er hatte letztendlich mal wieder Recht behalten.
    Ich muss zugeben, ich war erleichtert, dass mein Vorsprechen bei Admiral T’Pan stattfand. Ihre krankhafte Gefühlsunterdrückung macht die Vulkanier vielleicht in den meisten Fällen zu langweiligen Konversationspartnern, doch zumindest analysieren sie eine gegebene Situation mit der angebrachten Rationalität. Die Menschen waren mir bereits auf der Akademie zuwider. Die meisten Kadetten meines Jahrgangs waren noch nicht einmal geboren, als der Dominionkrieg zu Ende ging. Aber ich habe die Bilder noch genauestens im Kopf, wie sie mich alle anstarren, als hätte ich persönlich das Universum in Brand gesetzt. Ich verstehe immer besser, warum mein Vater unser fotographisches Gedächtnis regelmäßig verflucht hat. Es gibt eine Menge Bilder, die ich nur gerne wieder vergessen möchte. Der Dominionkrieg und die Besatzung Bajors sind längst vorbei. Ich kenne beide Ereignisse nur aus der historischen Bibliothek. Warum… ziehen sie mich da mit rein? Warum soll grade ich in dieser alten Narbe stochern um wer weiß was zu Tage zu fördern? Ich…


    Computer, Pause.


    Die Pause im Logbucheintrag beträgt etwa eine Stunde. Als die Aufnahme fortgesetzt wird, scheint sich die Cardassianerin wieder gefasst zu haben und ihre Stimme hat sich beruhigt.


    Computer, Eintrag fortsetzen.


    Bis ich neue Befehle erhalte, habe ich ein Übergangsquartier auf Sternenbasis K-7 bezogen, wo sich der Großteil des Personals von Deep Space 12 derzeit aufhält. Ein Teil meines persönlichen Besitzes befindet sich noch auf der Erde, aber das ist nichts Unentbehrliches. Ich werde einen entsprechenden Transfer beantragen, sobald ich meinen Posten antreten kann. Bis dahin werde ich versuchen, meinen gegebenen Aufgaben nachzukommen. Letztendlich ist es nicht wichtig, was ich von ihnen halten mag.


    Computer, Aufzeichnung beenden.


    [Stand: 13.08.2013]

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    Ende der Datei


    [Stand: 16.01.2014]

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Thain,
    Sternenzeit: 90576.0497


    Ironie des Schicksals – ich glaube, das war die Redewendung, die die Menschen so gerne benutzen. Als ich mich für die Sternenflotte meldete, tat ich das mit der Gewissheit, mich damit endgültig von der Vergangenheit meines Volkes zu distanzieren. Hätte ich geahnt, dass es grade diese Eigenschaften sind, auf die die Sterneflotte zu bauen gedenkt, hätte ich mich damals wahrscheinlich anders entschieden. Es ist fast schon zum Lachen.


    Ich habe nur wenig geschlafen – Wie auch schon in den vergangenen drei Nächten. Dr. Carpenter drohte bereits, mich vom Dienst zu entbinden, würde ich mir nicht etwas Ruhe gönnen. Ich werde sehen, wie lange ich diese Drohungen noch ausreizen kann. Zumindest hatte ich Gelegenheit, die Unterlagen zu studieren, die mir Admiral Cabiness überlassen hat. Auch habe ich die Archive abgerufen, die mein Vater in den vergangenen Jahren angelegt hat. Sie waren tatsächlich noch da. Ich hatte mir vorgenommen, sie nie zu öffnen und ich wünschte, ich hätte mich daran halten können. Jetzt, da ich meine Recherchen abgeschlossen habe, kann ich verstehen, warum die Sternenflotte derart drastische Maßnahmen in Erwägung zieht. Auf der anderen Seite habe ich eine Facette an meinem Vater kennen gelernt, die ich lieber nicht in meinem Gedächtnis eingebrannt sehen würde.


    Letztendlich ist es fragwürdig, wie weit wir mit diesen Informationen überhaupt kommen. Ich bin kein Psychologe aber ich kenne Leute wie Ver D'Pan. Wer ein Gerichtsgebäude in die Luft jagt und ohne Zögern Geiseln erschießt, hat meistens schon lange mit seinem eigenen Leben abgeschlossen. Wahrscheinlich hat sie auch ein intensives Training erfahren, jeder Art von Verhör zu widerstehen. Ich habe mehr als eine Referenz gefunden die belegt, dass entsprechend geschulte Agenten sich sogar einer vulkanischen Gedankenverschmelzung entziehen können. Befragungen und auch Gewalt werden wahrscheinlich fruchtlos bleiben. Ich denke unser bester Ansatz ist es, jemanden oder etwas zu finden, was sie verwundbar macht. Einen nahestehenden Verwandten, einen Liebhaber, eine unerledigte Angelegenheit in der Vergangenheit… Ich weiß selbst nur zu gut, dass man immer etwas findet, wenn man nur tief genug gräbt. Und hoffentlich kann Commander Nar mich mit einem großen Spaten versorgen – Vorausgesetzt es gelingt mir, sie auf meine Seite zu ziehen. Wenn nicht… dann werden wir sehen, was bleibt.


    Ich will dass D’Pan zur Rechenschaft gezogen wird. Und ich will dass all jene, die sie unterstützt haben, ihre gerechte Strafe empfangen, selbst wenn ich jeden einzelnen von ihnen persönlich aus dem Schatten zerren muss. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr fürchte ich den Preis, den wir für die Wahrheit zahlen werden. Und ob ich nicht auf dem besten Weg bin, genau jene Eigenschaften an mir zu entdecken, die ich eigentlich hinter mir lassen wollte…


    Computer, Aufzeichnung beenden und speichern.


    Es folgt ein Moment der Stille, ehe sie hinzufügt


    Computer, ersten und letzten Absatz löschen und eine Kopie der Aufzeichnung an Rear Admiral Cabiness übermitteln.

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Thain,
    Sternenzeit: 91790.4479


    Dank etwas Erfindungsgeist von Jaruut konnten wir die letzten Mikrorisse in der Hülle aufspüren und versiegeln. Zumindest hat es den Anschein. Es würde mich nicht wundern, wenn die abschließenden Scans noch etwas finden. Andernfalls sind die Reparaturen an der Machariel soweit abgeschlossen, dass sie wieder für den Einsatz freigegeben werden kann. Heute Abend werden wir mehr wissen. Bis dahin werde ich die Gelegenheit nutzen und etwas Schlaf nachholen, bevor die Offiziersbesprechung beginnt. Crajis will die aktuelle Lage erörtern und erwartet unter anderem auch ein Statement von mir.


    Ich habe den Captain, nach dem Desaster in Sektor 34, so gut ich konnte über das Netz und die Ereignisse nach den Entführungen von Admiral Cabiness und Naris aufgeklärt – Nicht, dass es seine Laune spürbar verbessert hätte. Im Gegenteil. Raile war der Meinung, er würde sogar eine formelle Beschwerde beim Flottenkommando einreichen wollen.


    Verübeln kann ich es ihm nicht. Der Auftrag lautete, Subraumanomalien zu kartographieren – Eine Routinemission. Cabiness hatte einen Verdacht, dass wir dort etwas finden würden, aber uns vorzuwarnen kam ihr nie in den Sinn. Es gab während der Besatzung von Bajor Kommandotruppen, die cardassianische Wühlmäuse in Schächte getrieben haben um herauszufinden, ob der Untergrund sie mit Sprengfallen präpariert hat – Unnötig zu erwähnen, dass die Maus den Erfolg ihrer Aufklärungsmission mit dem Leben bezahlte. Glücklicherweise kam bei diesem Zwischenfall kein Mitglied der Besatzung dauerhaft zu Schaden, wenngleich noch immer drei Crewmitglieder auf der Krankenstation liegen. Dennoch, es ist ein frustrierender Gedanke, von der eigenen Führung auf eine reine Ressource herunterrationalisiert zu werden. Crajis kann es sich nicht leisten, dass dieser Vertrauensverlust seine Verpflichtungen gegenüber dem Geschwader und der Sternenflotte beeinträchtigt. Aber ich schätze dass er, genau wie ich, den Admiral nun aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Dennoch muss die Ordnung gewahrt werden – Insbesondere, weil wir eines der wenigen einsatzbereiten Schiffe im Geschwader stellen. Aber vermutlich ist auch das wieder meine Schuld…


    Die unterbreiteten Versetzungsangebote habe ich abgelehnt, weil ich mich dieser Crew gegenüber verantwortlich fühle. Aber im Nachhinein frage ich mich, ob diese Motive überhaupt noch zählen. Captain Crajis hat mich für verrückt erklärt, den Dienst auf der Forrest so wie der Garrett einfach so auszuschlagen. Letztlich hat er mich dennoch in meiner Entscheidung unterstützt. Vermutlich missfiel es ihm, dass einfach jemand daher kommt und seine Führungsoffiziere abwirbt, ohne mit ihm Rücksprache zu halten.
    Admiral Cabiness scheint das weniger gut zu verkraften – Zumindest ist der Captain dieser Ansicht. Seit ich den Posten auf der Garrett ausgeschlagen habe, scheint der Admiral mich für jedes Problem in der Einheit verantwortlich zu machen. Das Schiff ist nicht einsatzbereit, weil ich abgelehnt habe. Die Machariel erhält keine Verstärkung gegen eine massive feindliche Übermacht, weil ich abgelehnt habe. Der Admiral hat schlechte Laune, weil ich abgelehnt habe...
    Menschen haben ein merkwürdiges Verständnis von Loyalität und Familienzusammenhalt. Ich kenne Cabiness erst seit einigen Monaten, habe mich aber seit jeher blind für sie stark gemacht. Ich habe Sie öffentlich gegen den Vorwurf der Entführung verteidigt und die Machariel unter ihrem Befehl in eine blutige Schlacht geführt, ohne je ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Der Admiral versicherte mir, sie würde es respektieren, wenn ich ihr Angebot zugunsten der Machariel ablehne. Nach allem, was nun an meine Ohren dringt, glaube ich das nicht mehr. Ich habe, seit ich wieder der 18. Flotte unterstehe, nach und nach meine gesunde Vorsicht verloren. In Zukunft werde ich achtsamer sein, wem ich mein Vertrauen schenke und mich daran erinnern, dass die Gunst des Geschwaderkommandos mit bedingungsloser Gefolgschaft verbunden ist.


    Zumindest Admiral Naris schien weniger voreingenommen an die Sache heran zu gehen. Ich habe vor der Mission ein paar Wortfetzen in der Bar mitbekommen, als sie und Cabiness über die Garrett sprachen. Anschließend haben wir noch ein paar Worte gewechselt. Es tut gut zu wissen, dass es jemanden in den höheren Ebenen gibt, der die eigenen Beweggründe nachvollziehen kann.


    Es ist eigenartig, aber im Moment vermisse ich mein kleines Büro in der technischen Abteilung der Station. Obgleich eine Raumstation Stillstand vermittelt, war das Leben auf Deep Space 12 doch niemals statisch, dafür geordnet und strukturiert. Ich habe eine Zeit lang wirklich darüber nachgedacht, das erste Geschwader hinter mir zu lassen und mich erneut um den Posten des leitenden Ingenieurs auf Deep Space 12 zu bewerben. Aber das wäre ein drastischer Schritt. Ich habe zwei Schiffe hinter mir gelassen und möchte nicht noch ein drittes hinzufügen – ganz zu schweigen davon, dass ich mit Dorom um ihren Posten konkurrieren müsste. Dennoch, etwas „Stillstand“ würde mir im Moment sehr gut tun. Oder zumindest ein ausgedehnter Landurlaub.


    Computer, Aufzeichnung beenden.

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Thain,
    Sternzeit: 91906.8184


    Mit einer Verzögerung von 2 Tagen haben wir heute den letzten Checkpoint auf unserer Patrouillenroute abgearbeitet und befinden uns nun wieder auf Kurs nach Deep Space 12. Nicht nur mir ist aufgefallen, dass es der Crew in letzter Zeit zunehmend an Enthusiasmus gefehlt, wenn wir den Heimathafens ansteuern. Ich muss zugeben, dass es mir zwischenzeitlich ähnlich erging, wenn auch meine Gründe wahrscheinlich andere waren. Jetzt jedoch bin ich dankbar für die Möglichkeit einer Pause und der Crew wird es ebenfalls gut tun, auf andere Gedanken zu kommen.


    Captain Crajis hat sich in einer allgemeinen Durchsage bezüglich des Latinumhandels an Bord geäußert und das hat der Besatzung nicht gefallen. Ich verstehe, dass die Situation Handlung bedurfte, aber ein gewisser Währungsaustausch wird sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen – besonders hier in den Randgebieten.
    Nicht jeder hat verinnerlicht, dass es direkt vor unserer Haustür Elemente gibt, die das Wirtschaftssystem der Föderation nicht anerkennen. Dass man so zwangsweise mit Fremdwährung in Berührung kommt, lässt sich weder vermeiden, noch ist es in meinen Augen klug, sich davor zu verschließen – Stellt Latinum doch letztendlich eine Basis dar, auf der nicht nur Waren ausgetauscht, sondern auch gemeinsame Beziehungen gepflegt werden können. Welchen Wert man ihm beimisst, liegt im Auge des Betrachters. Jedenfalls sehe ich in persönlicher Bereicherung keinen Unterschied darin, ob ein Ferengi nun Latinum, oder ein Sternenflottenoffizier seine Replikatorrationen hortet. Hier auf dem Schiff bedeutet es lediglich, dass wir bei Sheridans Pokerabend nun wieder um unsere Holodeck-Zeiten, statt um Latinum-Streifen spielen werden.


    Wie ich per Subraumkommunikation erfahren habe, wurde die Bar „Sternenhimmel“ geschlossen, weshalb die Crew auch keinen Grund mehr hat, Latinum mit auf die Station zu nehmen. Mir soll es recht sein. Ich wusste, dass Crajis sich in der Sache an Admiral Naris gewandt hat, doch hatte ich nicht mit so einem drastischen Schritt gerechnet. Die Promenade wird Besatzung und Besuchern hoffentlich als ein Zentrum des sozialen Miteinanders erhalten bleiben.


    In wie weit ich diesen Landgang selbst genießen werde, bleibt aber abzuwarten. Als ich mich zuletzt auf einen Austausch mit den Offizieren eingelassen habe, geriet ich mit Captain Gaston aneinander. Zumindest musste es den Anschein erweckt haben, denn er bestand darauf, sich nach diesem Gespräch in aller Form bei mir zu entschuldigen. Was mir an seinen Ausführungen missfallen hat, schien ihm dabei nicht bewusst gewesen zu sein. Soll er über cardassianische Randkolonien denken was er will, aber jemanden nach seiner Meinung zu fragen und diese anschließend als Unsinn abzutun, entzieht sich meinem Verständnis. Gaston ist ein unverbesserlicher Idealist und damit ein Abbild der Prinzipien der Föderation. Aber das macht den Umgang mit ihm umso schwieriger. Tatsächlich weiß ich nicht, was ich von diesem Mann halten soll. Captain Crajis scheint ihn zu mögen aber darauf kann ich mich nicht stützen.
    Es fällt mir nach wie vor nicht leicht, zu unterscheiden, ob Crajis jemanden wirklich mag oder ihm, wie er so oft sagt, 'in den Hintern kriecht' - Ein Aspekt, den ich noch nie an ihm leiden konnte, aber er ist der Meinung, es wäre Teil des Spiels und ich müsste es auch lernen, wenn ich jemals auf seinem Stuhl sitzen wolle. In dieser Hinsicht klingt er wie mein eigener Vater. Verdammt, selbst Gaston klingt wie mein eigener Vater. Schätze, deswegen ist er mir so unsympathisch.


    Vermutlich denke ich zu viel darüber nach – und zur Abwechslung hatte ich auch einmal Zeit dazu. Abgesehen von den Inspektionen, die zur Verzögerung unseres Zeitplans führten, verlief die Patrouille bisher ohne Zwischenfälle. Captain Crajis hat sich in den letzten Tagen kaum blicken lassen und sich entweder in seinen Bereitschaftsraum zurückgezogen oder sich zu Jaruut in den Maschinenraum begeben, um an den Plänen für die neue wissenschaftliche Abteilung zu arbeiten. Die Konsequenz ist, dass ich fast die gesamte Schicht auf der Brücke verbringe und nebenbei die Berichte abzeichne. Seit der Friedensvertrag mit dem Klingonischen Reich gefestigt wurde, verzeichnen wir kaum noch Zwischenfälle an der Grenze – Nicht zuletzt, weil wir nun nicht mehr Katz-und-Maus mit ihren Patrouillenschiffen spielen müssen. Irgendwie schade. Tarr hat ein neues Suchraster für den Tachyon-Scanner entworfen, das ich gern einmal in der Praxis ausprobiert hätte. Aber wenn ich auf die letzten Monate zurück blicke, wird sich diese Gelegenheit sicher früher als später ergeben. Immerhin ist die Piratenaktivität in unserem Einzugsbereich deutlich zurückgegangen, seit sich die Klingonen wieder auf sie und nicht auf unsere Patrouillenschiffe stürzen. Admiral Cabiness wird diese Entwicklung sicher freuen.


    Computer, Aufzeichnung beenden.

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Jenassa Thain,
    Sternzeit: 91915.8482


    Unser Patrouillendienst geht morgen in die dritte Woche. Wenngleich er langsam zur Routine wird, langweilt sich die Crew weniger als ich es erwartet hätte. Die vergangenen Inspektionen brachten zwar nur selten ernsthafte Ergebnisse, aber dafür so einige Kuriositäten, weshalb die Arbeit für vergleichsweise wenig Verwaltungsarbeit, dafür aber umso mehr Gesprächsstoff sorgt. Wir werden sehen wie sich das Ganze weiterentwickelt da es im Moment nicht so aussieht als würden wir neue Befehle erhalten. Über Admiral Naris habe ich erfahren, dass die Werra ebenfalls in die Patrouillen mit eingebunden werden soll. Eigentlich hatte ich nicht erwartet dass das erste Geschwader derart ausgelastet ist, dass ein weiteres Schiff hinzugezogen werden muss. Meiner Meinung nach sollte immer eine Einheit für Notfälle bei der Station verbleiben, aber ich bin sicher dass das Kommando seine Gründe hat.


    Der Dienstplan steht und die Machariel ist bereit für ihre nächste Runde. Es hat einige Krankmeldungen gegeben, aber nichts was sich nicht kompensieren lässt. Immerhin haben wir die Möglichkeit die Inspektionsteams rotieren zu lassen und abhängig vom potentiellen Risiko, jüngere Besatzungsmitglieder in die Kontrollen mit einzubinden. So können sie nebenher noch etwas Erfahrung sammeln. Lediglich Fähnrich Simons bereitet mir Sorge. Lieutenant Marlow ist zwar der Meinung seine Ausfälle wären für das Sicherheitsteam kein nennenswertes Problem, aber sieben Krankmeldungen innerhalb eines halben Jahres sind auf Dauer kein tragbarer Zustand. Laut Doktor Carpenter handelt es sich immer um die gleichen kleinen Beschwerden – nichts wirklich Ernsthaftes. Er nimmt bereits Termine beim Counselor wahr aber wenn diese Maßnahme nicht fruchtet müssen wir in Erwägung ziehen ihn versetzen zu lassen, auch wenn das Marlow nicht gefallen wird. Beide kennen sich noch aus der Akademie und sind zusammen durch den klingonischen Krieg gegangen. Der Lieutenant hat ihn stets mitgezogen, aber aus der Akte ist ersichtlich dass Simons selbst nicht der ambitionierteste Offizier ist – außer er steht unter extremer Belastung. Während einer Enteroperation durch klingonische Truppen 2409 wurde er von einem Disruptor getroffen und kämpfte dann noch drei Stunden mit einem riesigen Brandloch in der Schulter. Kaum zu glauben dass dies derselbe Mann sein soll, der sich heute von leichten Magenbeschwerden außer Gefecht setzen lässt. Ich werde mit Marlow sprechen und ihn ermuntern, Simons mit einer herausfordernden Aufgabe zu konfrontieren. Vielleicht animiert ihn das ja.


    Captain Crajis hat mich damit betraut, die letzten Inspektionsberichte abzuarbeiten und sie anschließend an das Flottenkommando, sowie den Vertreter des Judge Advocate General's Corps auf Deep Space 12 weiterzuleiten. Eine derartige Abteilung auf der Station zu etablieren, war ein längst überfälliger Schritt, in Anbetracht der mitunter extravaganten Situationen, mit denen wir hier an der Grenze konfrontiert werden. Ich hatte bereits die Gelegenheit, Captain Gorsach persönlich zu begrüßen und ich bin zuversichtlich, dass das Geschwader gut mit ihm zusammenarbeiten wird. Auch habe ich das Gutachten gelesen, dass er hinsichtlich der Machariel und des gescheiterten Gefangenentransportes verfasst hat, womit ich mir bereits ein Bild von seiner Arbeit machen konnte.


    Laut Captain Crajis wollte Admiral Cabiness den Bericht zuvor persönlich abnehmen, stand dann aber doch nicht für ein Treffen zur Verfügung, womit die Arbeit nun an mir liegt. Immerhin gab mir das die Gelegenheit, mich wieder ein wenig auf der Station umzuhören. Die Schließung der Sternenhimmel-Bar wurde im letzten Moment abgewendet. Da sowohl Claudia Strahl, als auch Admiral Naris in dieser Sache guter Dinge waren, wurden die Differenzen offenbar beigelegt. Hoffen wir, dass sich dieser Zustand hält.


    Gestern suchte mich Captain Pinzarro von der Cortez auf und wir haben eine recht erquickende Unterhaltung geführt. Die Machariel und die Cortez haben bereits einen gemeinsamen Einsatz hinter sich und Captain Crajis scheint eine hohe Meinung von diesem Mann zu haben. Ich habe zwar schon mit Pinzarro gesprochen, doch kann ich nicht behaupten, mehr über ihn zu wissen, als der öffentliche Teil seiner Akte hergibt. Wenngleich es in diesen Zeiten praktisch unmöglich ist auf einen Sternenflottenoffizier zu treffen, der seinen Tricorder noch nie gegen ein Phasergewehr eintauschen musste, ist Captain Pinzarros Laufbahn durch und durch militärisch geprägt – und das merkt man ihm an. Er ist ein sehr direkter Mann mit soldatisch strukturierter Denkweise und weiß seine Meinung offen auszusprechen, anstatt jede Kleinigkeit diplomatisch korrekt zu servieren. Wie er selbst anmerkte, hat ihn das bereits einige Male anecken lassen, was ich ihm ohne weiteres glaube. Irgendjemand fühlt sich immer angegriffen oder beleidigt. Zugegeben, er ist ziemlicher Dickschädel und für meinen Geschmack zu sehr auf seiner Meinung fest gefahren. Den Umstand, dass ich keine rein pro-cardassianische Stellung bezogen habe, schien er fast schon als kränkend empfunden zu haben, was für sich schon etwas Amüsantes hatte. Ich bin gespannt ob er sich auf ein weiteres Gespräch dieser Art einlässt. Jedenfalls hat er meinen Tisch weniger zuversichtlich verlassen, als er ihn aufgesucht hat. Dennoch war es angenehm, ein so heikles Thema einmal aus einer vollkommen anderen Perspektive anzugehen.
    Wäre Captain Gaston dabei gewesen, hätte er sicher noch ordentlich in die Bresche geschlagen und meine Anwesenheit bei diesem Austausch obsolet werden lassen. Ich frage mich, ob die beiden wissen, wie ähnlich sie sich eigentlich sind. Auf der einen Seite steht der idealistische Verfechter der Prinzipien der Föderation, auf der anderen Seite der pragmatische Kriegsveteran. Beide sind für sich Extrembeispiele, vermitteln aber auf interessante Art und Weise das Ebenbild der Sternenflotte. Geraten beide aneinander, wird es laut. Und ich bin mir sicher, dass es im Rat der Föderation nicht minder nervenaufreibend zugeht – zumindest hoffe ich das.


    Computer, Aufzeichnung beenden.

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Jenassa Thain,
    Sternzeit: 92532.9313


    Seit meiner Versetzung auf Deep Space 12 habe ich keine persönlichen Aufzeichnungen mehr hinterlegt. Möglicherweise war das ein Fehler. Die Einsicht in meine eigenen Einträge waren mir immer eine große Hilfe, meine Gedanken zu ordnen und meine eigenen Handlungen in der Vergangenheit zu analysieren – was in diesen Zeiten nur nützlich sein kann.


    Der Krieg mit den Iconianern ist im Beta-Quadranten angekommen und fast täglich laufen Allianzschiffe von jenseits der klingonischen Grenze bei uns ein. Der Omega-Leonis-Sektor ist noch immer hart umkämpft und im Moment sieht es nicht so aus, als würden die Iconianer zurückweichen. Deep Space 12 wurde zwar noch nicht direkt angegriffen, aber sollte es dem Feind gelingen, seine Primärziele zu sichern, wird auch das nur noch eine Frage der Zeit sein.
    Als die Invasion begann, wurden sämtliche halbwegs einsatzbereiten Schiffe gefechtsklar gemacht. Darunter auch die Machariel. Ich habe noch eine letzte Nachricht von Crajis erhalten, bevor der Alarmstart ausgerufen wurde. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm oder einem anderen Besatzungsmitglied gehört. Sie stecken entweder tief hinter den feindlichen Linien fest oder, was wahrscheinlicher ist, sie wurden bereits vernichtet. Dieser Gedanke bereitet mir Unbehagen. Und obwohl ich weiß, was dort draußen lauert, löst der Blick auf die Sterne eine unbeschreibliche Sehnsucht auf mich aus und erweckt in mir den Wunsch, selbst da draußen zu sein.


    Ich versuche mich mit der Arbeit abzulenken, aber auch das gelingt mir immer seltener. Die ständigen Notrufe die wir verzeichnen, sowie die regelmäßigen Alarmübungen machen es schwer, den Krieg auszublenden. Das schlägt sich auch auf die Mannschaft nieder. Die Leute sind konzentriert, aber zutiefst angespannt und in der Mensa herrscht zumeist gepresstes Schweigen. Unter anderen Umständen würde ich die Stille genießen, aber jetzt können wir es uns nicht leisten, dass der Stationsbetrieb unter psychosomatischen Ausfällen zusammenbricht.


    Wir suchen im Moment nach Möglichkeiten, die Stimmung aufrecht zu erhalten. Einige Crewmitglieder unter Fähnrich Raimundo wollen übermorgen ein kleines Konzert in Frachtraum 3 abhalten und eine Auswahl klassischer Musik von der Erde spielen. Ich werde versuchen, Platz auf der Promenade frei zu machen und Commander Efes bitten, Möglichkeiten zu suchen, die Schichten soweit auszusetzen, dass möglichst viele Leute an dem Konzert teilhaben können.
    Weiterhin versuchen wir mehr Energie auf die Holodecks zu leiten, um diese durchgehend am Laufen zu halten. Allerdings leiden die Emitter bereits unter der starken Auslastung. Es kommt immer wieder zu Ausfällen und wir haben nur selten die Zeit, diese sofort zu reparieren. Ich habe leistungsstärkere Emitter und EPS-Verteiler angefordert, um diesem Problem entgegen zu wirken. Sollten wir diese nicht bekommen, werden die Defekte nur in Mehrarbeit resultieren, ohne eine längere Verfügbarkeit der Holodecks zu gewährleisten.


    Positiv anzumerken ist immerhin, dass wir die erhöhte Nachfrage an Reparaturaufträgen bisher gut bewältigen können. Es hat sich ausgezahlt, die Docks so umzukonfigurieren, dass wir auch klingonische und romulanische Schiffe leichter aufnehmen können. Die Mehrarbeit, um diese in das Dock zu bringen und an die externe Energieversorgung anzuschließen, wurde deutlich reduziert, was sich direkt auf die Arbeitsgeschwindigkeit niederschlägt. Leider haben wir nur wenige Ersatzteile für die Schiffe der Republik auf Lager und noch viel weniger für die klingonischen Modelle. Daher konzentrieren wir uns darauf, die kritischen Schäden zu reparieren und sie dann wieder auf die Reise zu schicken. Glücklicherweise sind klingonische Schiffe grundsolide konstruiert und genauso pragmatisch veranlagt wie ihre Konstrukteure. Trotz des Ersatzteilemangels sind sie stets die ersten, die das Dock verlassen und können gar nicht schnell genug wieder in den Kampf ziehen. Vor ein paar Tagen hatte ich eine recht hitzige Diskussion mit dem Captain der I.K.S. Hor'Cha, der tatsächlich mit einem Kühlmittelleck weiterfliegen wollte.
    Die Romulaner sind da weitaus kleinlicher. Zwar hat es einige Beschwerden aufgrund der unzureichenden Betreuung gegeben, aber darunter war nichts, was nicht aus dem Weg geräumt werden konnte.


    Problematischer gestaltet es sich mit den Zivilisten. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass wir nur eine recht kleine Grenzstation darstellen, weswegen uns nur noch selten große Flüchtlingskonvoys ansteuern. Dennoch arbeitet das medizinische Personal unter Volllast um diejenigen zu betreuen, die von Sternenflottenschiffen aufgegriffen werden konnten. Auch diese versuchen wir schnellstmöglich an die besser ausgestatteten und verteidigten Auffanglager der großen Sternenbasen weiterzuleiten.


    Um den Ersatzteilemangel auszugleichen hatte ich geplant, Lagerraum 06 umzufunktionieren und weitere industrielle Replikatoren zu installieren. Leider ist das Schiff, das uns einen Großteil der notwendigen Hardware liefern sollte, seit 3 Tagen überfällig und möglicherweise einer iconianischen Patrouille zum Opfer gefallen. Wir müssen daher weiter mit den vorhandenen Kapazitäten haushalten. Darüber hinaus sind die Versorgungsengpässe bisher weniger dramatisch als ich befürchtet hatte. Dennoch stellen wir uns auf eine möglicherweise notwenige Rationierung ein. Zu allem Überfluss droht die McNeil-Gruppe die Versorgungslieferungen einzustellen, weil wir ihre Frachtschiffe nicht nach dem von ihnen vorgegebenen Zeitplan warten können. Ich hatte mit Protesten gerechnet, aber nicht, dass die Sache solche Wellen schlägt. Laut den Unterlagen die mir vorliegen, besteht fast das gesamte Unternehmen aus Ex-Militärs. Grade von denen hätte ich erwartet, dass sie Verständnis für unsere Situation aufbringen. Der Alpha- und Betaquadrant befinden sich in einem Vernichtungskrieg mit einem Feind, der sich uneingeschränkt und ohne Zeitverlust frei durch die Galaxie bewegen kann und dann kommen diese Leute und proben den Aufstand, weil sie sich hinten anstellen müssen, wie alle anderen auch. Es fällt mir weiterhin schwer, die menschliche Natur in all ihren Facetten zu deuten, aber auch mir ist klar, wie kindisch dieses Verhalten ist. Sollen sie ihre Beschwerden verfassen. Da im Moment praktisch die gesamte Galaxie ein potentielles Schlachtfeld ist, haben die Transportgewerkschaften vermutlich grade ganz andere Sorgen.


    Dennoch habe ich bereits Kontakte zu einigen anderen Zulieferern aufgenommen, um auch zukünftig die reibungslose Versorgung von Deep Space 12 aufrecht zu erhalten. Auch die zivilen Unternehmer leiden durch den Krieg, was sich direkt auf die Vertragskonditionen niederschlägt. Dem permanenten Risiko eines möglichen Angriffs können wir nur begrenzt entgegenwirken, doch zum Glück scheinen sich die Iconianer im Moment auf strategisch wichtige Ziele zu konzentrieren. Dennoch ist es schon vorgekommen, dass Zivilisten unverhofft in ein plötzlich entbrennendes Gefecht hineingestolpert sind. Leider können wir nicht genügend Kräfte abstellen, um alle zivilen Schiffe in unserem Einzugsbereich angemessen zu eskortieren, weshalb wir uns auf die Nachrichtenübertragung von bekannten Feindbewegungen und Sicherheitshinweisen konzentrieren.


    Die Garrett und die Werra befinden sich schon seit zwei Wochen auf einer Hilfsmission bei Neu Romulus. Mittlerweile ist auch Admiral Naris dorthin aufgebrochen. Die Cortez und die Lustitia verbleiben als einzige einsatzbereite Kampfschiffe bei der Station. Ich werde bei Gelegenheit das Gespräch mit beiden Captains suchen und Möglichkeiten durchsprechen, die Verteidigung der Station und unseres Einzugsbereichs zu verbessern – wenngleich die Lage im Falle eines Angriffs denkbar schlecht ist. Simulationen auf Basis des Angriffs auf Sternenbasis 34 zeigen, dass die Station nur wenige Minuten standhalten würde, wenn die Iconianer mit einer gleichwertigen Streitmacht auffahren würden. Angesichts der Tatsache, dass wir ein vergleichsweise unbedeutendes strategisches Ziel darstellen und die Schiffe der Sternenflotte mittlerweile über den gesamten Quadranten verstreut sind, können wir nicht mit einer gleichwertigen Verstärkung rechnen. Eine Evakuierung von Deep Space 12 wäre dann unumgänglich. Dennoch will ich alle Möglichkeiten ausschöpfen die uns eine Chance geben, diese Station zu halten.


    Computer, Aufzeichnung beenden.

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Jenassa Thain,
    Sternzeit: 92778.9954


    Fast 10 Stunden… Ich glaube ich habe schon seit Kriegsausbruch nicht mehr solange geschlafen. Dennoch fühle ich mich müde. Durch die fortwährenden Reparaturarbeiten hat sich mein Tagesrhythmus mittlerweile komplett verabschiedet. Es wird Zeit, dass wieder etwas Routine eintritt – auch meines eigenen Wohlergehens wegen.
    Wir werten noch immer die Folgen des Angriffes aus, aber die Analysen belegen, dass die ganze Aktion vor allem der Zerstörung unserer Infrastruktur galt. Das Transwarptor arbeitet bereits wieder aber die Werft hat bleibende Schäden erlitten, was auch die Reparaturbemühungen an unseren Schiffen beeinträchtigt. Zum Glück hat die Besatzung in den letzten Monaten zu improvisieren gelernt.


    Ich habe gestern Abend eine zweistündige Fernkonferenz mit dem Hauptquartier geführt. Die gute Nachricht ist, dass wir bei den Instandsetzungsarbeiten recht weit oben auf der Liste stehen. Die Sternenflotte will eine intakte Infrastruktur an den Grenzen, bevor sich Piraten, Plünderer und andere Kriegsgewinnler die Lage zunutze machen können, während wir unsere Wunden lecken. Da die Pläne zum Ausbau der Station bereits seit Monaten vorliegen und abgesegnet wurden, werden wir die betroffenen Bereiche komplett demontieren und durch neue Module ersetzen. Die ersten Komponenten sollen bereits in der kommenden Woche geliefert werden. Das wird zwar bedeuten, dass wir Teile der Station vorübergehend außer Betrieb nehmen müssen, insgesamt beschleunigt dieses Vorgehen die Instandsetzungsarbeiten jedoch um ein Vielfaches.


    Die Anspannung der letzten Monate weicht allmählich. Trotzdem ist die Belastung noch immer zu spüren. Die ersten medizinischen Berichte belegen die zu erwartenden Fälle Post-traumatischer Stresssyndrome – die meisten davon bei jungen Mitgliedern der Sicherheit. Die Behandlung all dieser Patienten lastet unsere ohnehin beschränkten medizinischen Kapazitäten massiv aus. Daher habe ich Commander Efes gebeten, allen nicht-essentiellen Besatzungsmitgliedern Sonderurlaub zuzusprechen. Hoffentlich fördert es die Moral wenn die Mannschaft die Gelegenheit bekommt, etwas Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Schätze, wir alle haben einiges aufzuarbeiten.


    Nicht alle sind so gut davon gekommen. Die Verluste haben allein in unserem Einzugsbereich schnell die vierstelligen Beträge erreicht und mit jedem Tag steigt die Zahl weiter. Die Liste der Vermissten ist nicht minder lang. Teils werden noch ganze Schiffe vermisst. In den ersten Tagen war es besonders schlimm. Flüchtlinge irrten zwischen den Schadenskontrollteams auf allen Eben herum und haben nach ihren verlorengegangen Familienmitgliedern gefragt. Die Sicherheit hatte kaum noch Kapazitäten, Ordnung zu schaffen und auf dem OPS-Deck sind noch immer Aushänge mit Vermissten verteilt. Mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt. Die meisten haben die Station verlassen, wollen in ihre Heimat zurückkehren um sich, wie wir dem Wiederaufbau zu widmen. Ich wünsche diesen Leuten alles Gute, denn ich weiß wie es ist, die eigene Heimat aufgeben zu müssen und zwischen den Welten zu stranden.


    Computer, Aufzeichnung beenden.

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Jenassa Thain,
    Sternzeit: 93448.1853


    Meine Schalldusche treibt mich in den Wahnsinn. Den dritten Tag in Folge gibt der Emitter nun schon dieses nerv tötende Pfeifen von sich, sobald sie in Betrieb genommen wird. Die Ursache konnte ich noch immer nicht finden – wenngleich ich zugeben muss, dass die Arbeit mich zu sehr vereinnahmt hat, um mich um eine derartige Banalität zu kümmern. Aber morgen habe ich meinen freien Tag, also werde ich die Gelegenheit nutzen und einen Werkzeugkoffer aus dem Lager mitgehen lassen. Vielleicht habe ich ja Glück und kann den Fehler beseitigen, ohne die gesamte Wand aufreißen zu müssen. Dabei wäre aufreißen vermutlich die adäquate Reaktion. Ich bin versucht, sämtliche Stationswände auszuhebeln nur um mich zu vergewissern, ob es sich darunter noch immer um Deep Space 12 handelt, denn die Station hat sich verändert – oder ich habe mich von ihr entfremdet.


    Zugegeben, ich habe eine Menge verpasst. Admiral Naris hat die Stationsleitung übernommen und die Verwaltung an Commander Cohegan übertragen. Mir bleibt also noch die technische Abteilung einer Station, die weitestgehend einwandfrei funktioniert. Die Arbeit ist demzufolge so einfach, wie sie unbefriedigend ist. Der Alltag besteht aus Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten – nicht weiter problematisch. Das Reparaturdock arbeitet derweil die Problemfälle ab, die sich nach dem Iconianischen Krieg angesammelt haben. Ansonsten gibt es nur noch wenige Notfälle. Scheint, als wäre endlich der lange überfällige Frieden in den Aldebaran-Sektor eingekehrt.


    Davon ab kommt mir Deep Space 12 beängstigend leer vor. Die Garrett ist zu einer Tiefenraummission in den Deltaquadranten aufgebrochen, was sich deutlich auf den Durchgangsverkehr hier auf der Station ausgewirkt hat. Wenn das größte Schiff der Flotte den Heimathafen verlässt, geht das natürlich nicht spurlos an Deep Space 12 vorbei. Dafür ist die Cortez zu uns zurückgekehrt. Als das Schiff in dem ominösen FNN-Bericht über das Alhena-System auftauchte, empfand ich das Ganze als geschmacklosen Witz. Umso erleichterter war ich, als ich erfuhr, dass Schiff und Besatzung tatsächlich wohlauf sind und nicht in ein derartiges Verbrechen verwickelt wurden. Dennoch spüre ich noch immer die Anspannung, die sich nach diesen Ereignissen über die Station gelegt hat.
    Normalerweise würde ich die Ruhe begrüßen, doch habe ich zunehmend das Gefühl, dass vor allem meine Gegenwart die Stimmung runterdrückt. Cohegan treffe ich ausschließlich in der Bar, den Admiral habe ich seit meiner Rückkehr noch nicht einmal gesehen und egal wohin ich gehe, scheinen sämtliche Gespräche unverzüglich einzufrieren, sobald ich den Raum betrete. Und das frustriert mich langsam. Ich halte mich mittlerweile von den Leuten fern – besonders von den Zivilisten und ganz besonders von der McNeil-Gruppe. Ich weiß nicht, wer in der Kommandoebene den utopischen Forderungen nachgekommen ist und diese Leute auf die Station gelassen hat. Allein die Fläche an Lagerraum, den sie in Beschlag nehmen, reicht aus um die Werra und die Abodiacum darin zu parken. Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Es hat noch immer kein offizielles Statement bezüglich der Evakuierung der Station gegeben, aber es ist mehr als eindeutig, dass die McNeil Gesellschaft darin verwickelt ist. Der fragwürdige Medienbericht über den Angriff auf das Alhena-System sollte diesbezüglich alle letzten Zweifel ausgeräumt haben. Nichts destotrotz sind sie immer noch hier. Ich habe mich in der Sache kurz mit Captain Dan unterhalten und es hat den Anschein, als würden nicht einmal offizielle Ermittlungen angestellt.
    Es entzieht sich meinem Verständnis, warum der Admiral diese Leute fortwährend deckt. Sicher, sie und McNeil haben eine gemeinsame Vergangenheit, doch frage ich mich im Hinblick auf die vergangenen Jahre immer wieder, wie viel kameradschaftliche Solidarität eigentlich wert ist.
    Sheridan sagte mir einmal, die McNeil-Gruppe habe so viel Dreck am Stecken, dass es zum Himmel stinkt. Ich weiß nicht, ob ich diese Metapher zur Gänze verstanden habe, aber es ist mir klar, worauf er hinaus wollte.
    Vielleicht ist es ganz gut dass man mir das Kommando entzogen hat, denn ich hätte diese Bande wahrscheinlich längst von der Station gejagt. Stattdessen müssen wir nun zusehen, wie sie sich in den romulanischen Raum absetzen und der Gerichtsbarkeit der Föderation entziehen. Nichtsdestotrotz lassen ihre Mitarbeiter natürlich keine Gelegenheit aus, um die Sternenflotte öffentlich zu diffamieren. Und das ertrage ich nicht länger... Ich habe so viel investiert, um diese Station durch den Krieg zu bringen. Die Sternenflotte hat so viel geopfert, um die Föderation zusammenzuhalten. Und was ist der Dank? Ich ertappe mich immer wieder bei der Frage, ob wir es überhaupt verdient haben, diesen Krieg zu überleben – obgleich ich weiß, wie schrecklich dieser Gedanke ist.
    Amanda ist der Meinung, ich solle mir einmal richtigen Urlaub gönnen, wie sie es so sagt, und dann einen Termin beim Counselor vereinbaren. Eigentlich ein guter Rat. Aber bis die Ermittlungen um meinen Vater abgeschlossen sind, kann ich es mir nicht leisten, dass meine psychische Integrität infrage gestellt wird. Trotzdem... wenn ich noch einmal soetwas wie "Boykott der Sternenflotte" höre, werde ich versucht sein, ein paar Stecker zu ziehen und zu demonstrieren, wer hier eigentlich von wem abhängig ist.


    Ach ja, die Ermittlungen… Heute Morgen kam wieder eine Nachricht von Cardassia. Ein Informationsschreiben – rein formell also. Offenbar gibt es einen weiteren Zeugen, der die Mordvorwürfe bekräftigt hat. Mr. Phillips hat als mein juristischer Ansprechpartner eine Kopie erhalten und mir sofort auferlegt, nicht darauf zu reagieren, was ich natürlich sowieso nicht getan hätte. Mir ist durchaus klar, dass das Gericht mich nur unter Druck setzen will. Phillips hat mich auch informiert, dass die Sternenflotte mich demnächst erneut vorladen wird, um die Sachlage mit mir zu „erörtern“. Ich werde ihnen dasselbe sagen wie die letzten beiden male: Ich habe keine Ahnung wo Dares ist oder was er vorhat. Mein Vater hat viele Talente, aber am besten ist er noch immer darin, sich vor seinen Problemen zu verstecken. Das dürfte sie kaum zufrieden stellen, wird aber hoffentlich ausreichen, damit ich weiterhin dem Dienst nachkommen darf. Dennoch mache ich mir keine Illusionen. Man wird meine Schritte weiterhin überwachen und selbst wenn die Sache zu einem guten Ende kommt ist es fraglich, ob meine Karriere in der Sternenflotte je wieder in Fahrt kommen wird, oder wohin die Reise geht…


    Kurz nach meiner Rückkehr habe ich Captain Pinzarro getroffen, der sich unter anderem – wenn auch eher scherzhaft – zu meiner lange überfälligen Beförderung geäußert hat. Die Sache geht mir seitdem immer wieder durch den Kopf. Dass ich den Posten als erster Offizier der Machariel abgetreten habe um auf Deep Space 12 zu arbeiten, war ein Arrangement, das ich im Einvernehmen mit Captain Crajis getroffen habe, um Admiral T’Pan zu unterstützen. Ich habe mir seither nie Gedanken um meine weitere Karriere gemacht, denn es war eine sehr befriedigende Arbeit. Aber jetzt?
    Ich fühle mich, als würde ich mich rückwärts durch die Zeit bewegen, wenngleich ich eigentlich nur auf der Stelle trete. Wann habe ich eigentlich das letzte mal meine eigenen Wünsche in den Vordergrund gestellt? Bin den Weg gegangen, den ich einschlagen wollte? Dr. Hendrickson hatte mich einmal gefragt, was ich in der Sternenflotte erreichen wollte. Ich sagte ihr, ich wolle ein Kommando – auf meinem eigenen Schiff. Sie hat gelacht. Die Tatsache, dass ich nicht noch höher hinaus wollte, empfand sie als belustigend, doch gab sie sich zuversichtlich, dass ich dieses Ziel erreichen würde. Es kommt mir vor, als hätten wir dieses Gespräch erst gestern geführt, dabei ist es bereits zwei Jahre her…
    Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt und in wieweit Deep Space 12 dabei noch eine Rolle spielen wird. T’Pan ist fort und die Station hat einen neuen Verwalter. Womöglich ist es tatsächlich an der Zeit für mich, weiter zu machen – mich meiner eigenen Karriere zu widmen und Deep Space 12 hinter mir zu lassen – ein Ort, an den ich nie wirklich zurückgekehrt bin.


    Computer, Aufzeichnung beenden.

  • Persönliches Computerlogbuch,
    Commander Jenassa Thain,
    Sternzeit: 93567.4432


    Die Ruhe auf Deep Space 12 scheint vorbei. In den letzten Tagen sind immer mehr Kadetten eingetroffen, die begierig darauf sind, ihren Dienst auf dem neuen Schulungsschiff anzutreten. Und ein Teil von mir beneidet sie dafür. Die Mistral ist ein modernes, vielseitiges Schiff und mit Sicherheit ein interessanter Posten für den ersten praktischen Einsatz - besonders im Vergleich zur technisch veralteten Concordia. Aber sie war bei weitem das bodenständigere Modell und die Systeme der Constitution waren Vorlage für alles, was die Sternenflotte nach ihr konstruierte. Fähnrich Sanders erwähnte dazu ein menschliches Sprichwort... 'Auf alten Schiffen lernt man Segeln', aber ich glaube, das stand in einem anderen Kontext... Wie auch immer... Ich frage mich jedenfalls, was Commander Efes wohl zu der Mistral sagen würde.


    Darüber hinaus gibt es viel Arbeit. Letzte Woche sprach mich Admiral Naris an und informierte mich über ein großes, beschädigtes Schiff, das demnächst die Werft ansteuern würde. Die U.S.S. LaForge, unter Captain Estebane. Wir konnten uns also für ein großes Überraschungspaket bereithalten. Was dann vorgestern bei uns andockte war, wie die meisten schon spekuliert hatten, ein Schiff der Oddysee-Klasse - nur von einer Minimalcrew besetzt und mit so vielen Baustellen, dass ich mich glatt in den Iconianischen Krieg zurückversetzt fühle. Wir sind noch immer dabei, die übermittelte Schadensliste zu verifizieren, aber es kommt auf jeden Fall eine Menge Arbeit auf uns zu. Admiral Naris hat ihr Einverständnis gegeben, uns zur Beschleunigung der Reparaturen an den gelagerten Ersatzteilen der Garrett zu bedienen, die wir nichts desto trotz nachordern müssen. Ich hoffe, dass sich Captain Cabiness nicht zu einem spontanen Überraschungsbesuch des Reparaturdocks entschließt.
    Immerhin bleibt die Besatzung im Training. Die Instandhaltung eines so großen Schiffes ist für sie noch lange keine Routine und alles was sie von der LaForge lernen kann, wird irgendwann der Garrett zugutekommen. Warum jemand ein derart schwer beschädigtes Schiff aus den Mars-Werften abzieht, um es an den Rand des Föderationsraums zu verlegen, erschließt sich mir zwar immer noch nicht, aber das ist eine Frage für das Oberkommando.


    Ich frage mich dennoch, was das Flottenkommando mit der LaForge vorhat. Bisher konnte ich nicht herausfinden, ob das Schiff uns nach Abschluss der Reparaturen wieder verlässt, oder permanent dem Kader der 18. zugeteilt werden soll. In diesem Fall hätten wir zwei Kreuzer der Oddysee-Klasse, die wir instand halten müssen, was die Besatzung vor eine echte Herausforderung stellen dürfte. Und ich hoffe inständig, dass wir niemals die Garrett, die LaForge und die Forrest gleichzeitig im Dock haben werden...


    Zumindest hilft mir die Arbeit, meine Gedanken beisammen zu halten. Die Neuzugänge sorgen für neuen Trubel auf der Station und natürlich kommt es auch zu dem ein oder anderen Zusammenstoß. Ich bin selbst schon mit Captain Estebane aneinander geraten. Dazu kommt, das Lieutenant Osesi in einem Mordfall ermittelt. Die Lage bleibt also angespannt. Nicht unbedingt der günstigste Zeitpunkt, um die Verwaltung von Deep Space 12 wieder in die eigenen Hände zu nehmen.


    Computer, Aufzeichnung beenden.