Grün, grün, grün sind alle meine .... Feinde

  • Laute Schreie hallten durch die kargen Räume, in denen das kleine Mädchen sich versteckt hielt. Mal hinter einem Fass, mal unter einem Gerüst, was sowas wie ein Bett sein sollte. Wenn die gellenden Schreie bis zu ihr durchdrangen presste sie die Hände auf die Ohren und zählte leise vor sich hin. Bis 10 und wieder von vorne. 1... 2... 3... 4... usw. ging es in einem atemlosen Flüstern. Der Raum war leer und vor erst zehn Minuten hatte man den Kerl geholt, der in der Nacht zuvor noch auf der Pritsche gelegen hatte. Sie hatte nur darunter gelegen, konnte von Glück behaupten, dass er stank wie eine Horde Targs, sonst hätte man ihren Geruch vielleicht auch aufgespürt. Diese widerliche Mischung nach Urin, Scheiße und dem Dreck der in jeder Ecke lag. Aber Müll war immer ein gutes Versteck, hatte ihr der Junge, den sie bei ihrer Ankunft getroffen hatte, anvertraut. Drei Tage später musste sie zusehen, wie ein recht großer bulliger Kerl ihn einfach unter den Arm klemmte und mitnahm. Die aufgeschnappten Worte waren beängstigend: "Jetzt führen wir dich deiner Bestimmung zu. Erst kastrieren und dann darfst du als Sklave deinem neuen Herrn die Füße sauber lecken."


    Ihre Mutter hatte ihr wohl früh erzählt, dass ihre Bestimmung wäre, sich dem reichen und erfolgreichen Kartell zu verschreiben. Doch bislang hatte sie davon nicht viel bemerkt. Kurz war sie nach dem Tod der Mutter vorgeführt worden, aber ehe sie verstand was wirklich Sache war, hatte man sie zu den anderen "Angestellten" gebracht. Die wurden aber komischerweise immer weniger. Da waren Leute mit spitzen Ohren oder auch kleine hässliche, bei deren Anblick ihr ganz anders wurde. Sie hielt sich fern von allem möglichen, es erschien ihr sicherer, außerdem war sie um die Mutter am trauern. Da blieb ihr nur die leere kalte Hülle und die Gedanken wie sie sich am Besten weiter verstecken würde.


    Wie lange sie in den kalten Räumen gehaust hatte, weiß sie nicht, aber es können vielleicht nur ein paar Wochen gewesen sein, da kam eine stolze orionische Frau vorbei und ging durch die Räume. Man hörte sie nur sagen... "Den... Die da... die da.. den noch... habt ihr auch Kinder?" Der große hässliche Kerl schien wohl mit ihr zu sprechen und erzählte von einem bildhübschen jungen Ding, das der Dame wohl sicherlich gefallen würde. Donnernd hallte seine Stimme durch die Räume : "Komm raus du kleine süße."


    Eigentlich hatte sich die kleine Orionerin wieder unter der Pritsche versteckt, aber irgendwas ließ sie glauben, dass es besser wäre ein anderes Versteck zu wählen. So krabbelte sie schnurrstracks unter dem Gestell hervor und rannte was das Zeug hielt, barfuss mit leisen platschenden Schritten in den nächsten Raum... direkt in die Arme der großen orionischen Frau, welche sie mit einem mehr als missbilligenden Blick abstrafte und ihr eine Ohrfeige verpasste, dass sie rückwärts überschlug. Eh sie wusste was geschehen war, packte man sie an den Armen und der Dicke gröhlte. "Das ist sie, ist nie nicht bildhübsch?" Mora hing unterdessen strampelnd und keifend zwischen den eisern zupackenden grünen Kerlen in minimalistischer Bekleidung.

    Leicht hoben sich die Augenbrauen der ziemlich dominant auftretenden Orionerin, als sie das zappelnde Wesen betrachtete und dann eher ruhig meinte: "Und unter all dem Dreck ist sie süß? Naja, zumindest hat sie Temperament. Pack sie zu den Anderen, über den Preis werden wir uns einig." Mit einem schnipsen von zwei Fingern der rechten Hand, drehte sie sich um und ging mit einer Handvoll Kerle im Schlepptau, die scheinbar für sie arbeiteten oder so von dannen. Dabei konnte Mora im Lichtschein, das eine oder andere Schmuckteilchen an den teuren Kleidern aufblinken sehen. So mussten die Leute aussehen, für die sie bestimmt sein musste...

  • Leise klimperte das Kettchen, welches ihren Lendenschurz zusammenhielt. Mit jedem Schritt konnte man das Reiben der einzelnen Glieder in dem Gang hören, an dessen kalter metallischer Wand sie entlangging, immer bereit in der nächsten Nische lautlos zu verschwinden. In der Ferne konnte man die rhythmischen Klänge eines Musikstücks und das tiefe Gelächter der Gäste vernehmen. Oft hatte die grüne Frau Gäste in ihren Räumen. Viel seltener einen in ihren Gemächern, wie sie den Raum nannte, der über und über mit Kissen, Decken, Fellen und allerlei anderem Tand gestopft war.


    Einmal hatte ein Sklave sie entdeckt und an den mittlerweile langen Locken vor die Dame und ihre Gäste gezerrt. Mora duckte sich gleich, die Strafe erwartend, doch bevor die Herrin etwas sagen konnte, klatschte ein Gast Beifall und rief laut nach Musik. Er wollte sie tanzen sehen. Das junge Mädchen, welches die ersten Ansätze zeigte, dass es bald eine erwachsene orionische Frau werden würde, tanzte auch gleich liebreizend und schlängelnd über den Teppich. Nichts erinnerte mehr an das vor Dreck starrende Gesicht, aus welchem zwei liebliche Augen angsterfüllt einen Blick auf die Herrin wagten, als man sie aus dem Loch holte. Sie hatte jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren, seit sie in der Obhut der Frau ein doch recht interessantes und erfülltes Leben lebte. So schien es ihr auch nicht falsch, es den anderen Tänzerinnen gleich zu tun und den Gast zu umgarnen. Was sie bei alldem nicht erkannte, war der Sinn und Zweck den dieses Umgarnen mit sich trug.


    Aber nicht lange wird es gedauert haben, als sie mal auf direkte Einladung der Herrin ihre Künste darbot und ein sehr kräftiger Kerl, förmlich nach ihr lechzte. Sie bewegte sich auf ihn zu, wieder fort, lockte ihn mit dem Schwung der Hüfte und die langen Wimpern ihrer Augen schlugen liebäugelnd auf und nieder. Bei einer Drehung fiel ihr Blick auf die Herrin, die ihr lediglich zunickte. Normalerweise war dies das Zeichen, zu gehen, so tanzte sie aus dem Raum. Was sie nicht mitbekam, dass der Kerl hinter ihr her wankte und auf einmal im Gang nach ihr rief... "Hey Mädchen, warte auf mich." Sie drehte sich um und die Lust zu tanzen war wie weggeflogen. Mit ihrer feinen Stimme meinte sie leise "Die Herrin wird es nicht gut heißen, wenn ihr euch in diesem Teil des Gebäudes aufhaltet." Eiligst wollte sie von dannen huschen, aber so betrunken der klobige Kerl auch war, umso erstaunlich schnell war er zu Fuß. Nur mit wenigen Schritten hatte er sie eingeholt und am Handgelenk zurückgerissen und gegen die Wand geschleudert. Das junge Mädchen sackte zusammen und hörte vom Ende des Ganges stimmen, die sich näherten. "He da, ihr habt euch verlaufen." Rief ein Mann, der fast ebenso groß war wie ihr Peiniger, der sich von dem Rufen nicht abhalten ließ und sie grob auf die Beine zerrte. "Ich bin gleich fertig mit der Kleinen..." holte er gröhlend aus, als er auch schon in die Knie ging und sich an Mora festhielt. Flehend blickt er sie an, als wenn er etwas sagen will, aber bricht blutend zusammen und spuckt mit seinen letzten Atemzügen noch einiges von der Körperflüssigkeit gegen die arme Kleine, die im eisernen Griff mit dem Mann zu Boden ging.


    Eine ruhige Frauenstimme spricht auf sie ein "Mein Kind, erlöse ihn. Er ist es nicht wert, und zum Sklaven taugt er auch nicht mehr." Moras Blick hebt sich und neben dem Dolch, den ihr ein paar schlanke Finger hinhalten, kommt das Gesicht der Herrin zu Tage. Freundlich lächelt sie, als würde sie dem Kind ein Spielzeug reichen. "Keine Angst, er ist so gut wie tod. Wenn du es schaffst werde ich eine Überraschung für dich haben." Lächelt sie weiterhin, während ihr orionischer Begleiter starr neben ihr steht und keine Miene verzieht. Mora blickt dem panischen Opfer in die Augen, beginnt beruhigend zu reden, wie sie dann versucht den Dolch durch die harten Verknöcherungen am Brustkorb zu bugsieren und zwar direkt ins Herz, das soll die Sauerei in Grenzen halten. Mit etwas Schwierigkeiten schafft sie das und verzieht keine Miene dabie, wärend der gellende Schrei durch die Gänge nachklingt .

  • Schweißnass und völlig außer Atem kommt die junge Orionerin zum Stehen. Vor ihr kniet ein junger grünhäutiger Mann, der vielleicht nur zwei oder drei Jahre älter zu sein scheint. Aber ihr durchaus körperlich überlegen sein dürfte. Auch ihm läuft der Schweiß über die dunkelgrüne Haut, aber seine Atmung ist ruhiger, gefasster. "Mora,du erstaunst mich immer wieder. Doch deine Deckung musst du besser bewahren." Noch mit den letzten Worten der aufrechten Mischung aus Lob und Kritik greift er ihre Arme und wirft sich mit voller Wucht gegen sie, den Schwung aus den Beinen nehmend.


    Als sie seine Fingerspitzen auf ihrer Haut spürt, stellen sich ihr die Nackenhaare auf und wie ein Blitz schießt ihr das, gerade im abflauen begriffene, Adrenalin durch die Blutbahn. Nur einen Augenaufschlag später wird ihr Körper nach hinten gedrückt und sie wird stürzen. Wie ein Reflex mutet ihre fließende Bewegung an, die Ordnung dieser möglicherweise chaotischen Abläufe in einen Rahmen größter Kampfkunst zwingen will.


    So rollt sie mit ihrem Gegner über ihren Rücken nach hinten, den Schwung ausnutzend. Wirbel über Wirbel gleitet über den harten Boden während sie die Beine um den Brustkorb ihres Gegners schlingt und mit aller Kraft zudrückt. Es knirscht unter der Wucht und zunächst kann man aus dem Knäuel nicht viel ersehen, bis Mora nach der vollendeten Rolle sich wie der Blitz dreht und auf ihm zu sitzen kommt. Ihre Hände greifen seine Handgelenke und schlagen sie förmlich mit einem lauten Knall auf den Boden. "Hab ich dich... wo war deine Deckung?" Sie grinst ihn frech an und hebt eine Augenbraue forschend, während sich ihr Brustkorb deutlich hebt und senkt mit jedem Atemzug.


    Leise klatscht es aus dem Hintergrund. Ein einsames Paar gepflegter Frauenhände applaudiert weiter während die stolze Figur der Herrin aus dem Schatten tritt. Wie der Blitz springt Mora von ihrem Gegner und kniet sich in unterwürfiger Haltung vor der Dame in den feinen Gewändern nieder. Schweißnass kleben ihr die Haare im Gesicht, welches sie gen Boden wendet, den Blick weiter auf die Füße der Herrin haltend. Sie spürt noch den Luftzug als ihr Gegner, der auch gleichzeitig ihr Trainer ist, sich in eine ebensolche Haltung begibt.


    Leise klirren die Armreifen mit dem Abklingen des Beifalls und im Licht, welches durch das gläserne Dach hereinbricht, kann man die Schnallen und Verzierungen an ihren Kleidern und Schuhen glänzen sehen. Fasziniert betrachtet Mora die Sandalen und die gepflegten Zehen, die so fein bemalt sind. Mit leiser aber fester Stimme hört sie noch die Herrin sprechen, dass es aus den Ecken des leeren Raums widerhallt. "Kleine, erheb dich. Du sollst mir in die Augen sehen." Dann tippt sie dem jungen Mann auf die Schulter. "Demin, bereite dich vor. Ich erwarte dich in meinem Raum."


    Während Mora und Demin sich wohl gleichzeitig erheben treffen sich kurz ihre Blicke. Irgendwo tief in ihrem Blickkontakt, versteckt sich eine kleine züngelnde Pflamme, die auch direkt wieder erstickt wird, als sich der pflichtbewusste junge Mann auch schon auf den Weg in die Gemächer der Matriarchin macht. Die junge Orionerin hebt erst dann den Blick zu der Herrin, die sie mittlerweile nicht mehr überragt.


    "Ich habe gesehen, dass du mein Geschenk gut nutzt. Ich erwarte von dir, dass du mich diesbezüglich nie enttäuschen wirst. Schon lange war ich auf der Suche nach einer Frau, die mich schützt und mir den Weg frei macht, wenn ich es nicht tun sollte. Schließlich wollen wir ja nicht die falschen Personen gegen mein Haus aufbringen. Ich lasse dich ausrüsten und du bekommst den Luxus in meinen Räumlichkeiten in meiner direkten Nähe zu nächtigen. Sei mein Schatten. Aber wirklich mein Schatten, wage es nicht mich zu kritisieren oder zu bevormunden, Bra'ul." sachte streicht sie ihr über die schweißnassen Locken, die sich aus dem Zopf gelöst haben und ein fast mütterlich wirkendes Lächeln ziert das feine Gesicht, dem man die vergangenen Jahre auch nur an ein paar wenigen Fältchen um die Augen ansehen kann.


    Mora nickt und die Mundwinkel zucken leicht. Es mag ein Zeichen von Freude sein, dass sie der Herrin maximals zeigen will, aber sie weiß auch was das für sie bedeuten wird. Tag und Nacht das mitbekommen, was sie sonst nur aus den Gerüchten der Zofen mitbekommt. Wie die Herrin sich der Gäste und Angestellten bedient wie es ihr beliebt. Seit dem Vorfall auf dem Gang hatte sie noch 2 mal den Dolch in die Hand genommen und getötet ohne mit der Wimper zu zucken. Es fiel ihr leicht dieses kurz aufflammende Gefühl zu unterdrücken, was sie vielleicht davon abbringen würde, zu töten. So kam es auch, dass sie unter den Tänzerinnen einen eher zweifelhaften Ruf erlangt hatte, den sie die junge Orionerin auch spüren ließen.


    Sie wurde isoliert. Ob es der Ruf oder etwas anderes ist, lediglich bleibt ihr die Gewissheit, dass sie eine Aufgabe hat. Erst war es das Training, jetzt der Schutz der Matriarchin. Sie versteht nicht so ganz was es für Hintergründe hat, aber getreu dem Motto "Überleben", welches sie als Kind schon verinnerlicht hatte, lebte sie weiter. Jede Chance auf eine Verbesserung nutzend. Sich nur nicht an jemanden zu lange gewöhnen. Alle sind Konkurrenten in der Gunst der Dame. Jeder Moment konnte der letzte sein. Also schien Anpassung immer der beste Weg zu sein.


    Ganz plötzlich dreht sich die Dame weg und mit dem leisen Rascheln und Klirren des Stoffes und dem Klimbim an ihrer Kleidung und den Armen verlässt das Oberhaupt des Hauses den Raum. Mora unterdessen atmet tief durch und beginnt den Raum aufzuräumen. Die Trainingsgeräte wieder an den richtigen Platz stellen usw. Irgendwas aber hatte sich in den letzten Monaten verändert, was ihr zu denken gab. Demin, der Mann mit dem sie hart jeden Tag trainierte... Es stört sie sehr, dass er in die Gemächer gerufen wurde. Ein leises Grollen schwillt tief in ihrer Brust an, bevor sie mit einem lauten Schrei, den stabilen Holzstab gegen die Steinsäule schlägt. Ihre ganze Wut steckt in diesem Schlag, der den Stab zum Bersten bringt.


    Schwer atmend starrt sie noch eine Weile das gesplitterte Ende an, bevor sie den Stab einfach wegräumt und dann ohne eine weitere Regung ihrer Mimik ihr neues Quartier aufsucht.

  • Auf der recht kargen wenn auch bequemen Bettstatt liegt die junge Orionerin. Die Arme hinter ihrem Kopf verschränkt blickt sie an die mit verschiedenen Fresken bemalte Decke. Typisch eines herrschaftlichen orionischen Schlafgemachs kann sie Teile der Geschichte des Hauses betrachten. Szenen von Mord und Erhebung über andere Häuser. Die Herrin wie sie blutjung sich scheinbar skrupellos daran macht über die Betten und Intrigen, das Haus zu ihrem zu machen.

    Aber vielleicht ist es gar nicht typisch, diese Bemalung? Auf jeden Fall stellt es deutlich den Charakter der Herrin dar, die sich jeden Mittels bedient um ihre Ziele zu erreichen.


    Mora lauscht nach den Geräuschen im Nebenraum. Die Herrin hat sich jemanden ins Bett geholt. Die gleichmäßigen raschelnden Geräusche wie auch das recht laute Atmen der Beteiligten zeugt für die baldige Beendigung des Aktes. Das wiederum bringt den Schatten, wie sie hinter vorgehaltener Hand auch von anderen Bediensteten genannt wird, auf den Plan. Fast lautlos erhebt sich Mora aus ihrem Bett und zieht den Dolch unter ihrem Kissen hervor. Diskret lehnt sie sich an den Durchgang zum eigentlichen Schlafgemach und wartet auf ein Zeichen, sollte sie der Herrin helfen müssen, den unliebsamen Gast zu entfernen.


    Doch offenbar gibt es noch Dinge zu besprechen, so wirft die junge Orionerin einen verstohlenen Blick zu den beiden Personen im aufgewühlten Bett. Ihre Gedanken kreisen aber um ein ganz anders Thema, als sie da vielleicht unterbewusst mitbekommt. Demin, ihr Trainer ist vor kurzem bei der Herrin gewesen. Hat die Nacht bei ihr verbracht und war ihr zu willens. Mora hatte das alles anhören müssen. Seitdem hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Das Training war mehr zu einer Pflichtaufgabe denn zu Vergnügen geworden. Sie lachten nicht mehr und auch waren die Gesten eher einstudiert und hart, statt so fließend wie es sonst erschien.


    Die junge Orionerin hatte Demin am Tag nach der besagten Nacht, übermäßig hart getroffen. Ihre ganze Wut und Enttäuschung hatte sich in einem Angriff entladen, der ihm den Arm auskugelte und diverse Blutergüsse bescherte. Was sie in ihrem Wahn nicht mitbekam, war wohl der Umstand, dass er sich kaum gewehrt hatte. Sie verstand es nicht.


    Leise seufzend begibt sich Bra'ul wieder in ihr Bett, als sie feststellt, dass die Unterredung zu Ende ist und der nächtliche Partner das Gemach verlassen hat.

  • Ihre imposante Gestalt steht inmitten des kalten Raumes und schwingt einen Holzstab von recht nach links, eine Drehung unter dem Arm durch um nach hinten zu stoßen, dann eine Drehung, dass die Haare nur so fliegen. Mit den Haaren lösen sich feine Schweißtropfen von deren Spitzen und fliegen durch die Luft, werden von dem Stab zerschlagen. Finster ist der Blick der schwitzenden Orionerin, die nur mit einer knappen Shorts und einem bauchfreien Leinentop bekleidet ist.


    Ihren Herzschlag spürt sie dröhnend in den Ohren wiederhallen und die Brust hebt und senkt sich angestrengt, mit jedem Atemstoß. Als sie beginnt fast akrobatische Sprünge wie einen Tanz um den Stab zu vollführen, sieht sie im Augenwinkel eine grüne Gestalt kurz hinter einer Säule den Blick auf sie werfen. Schnell landet sie nach einer Drehung mit einem ausgestreckten Bein in der Hocke und hält den Stab bereit zum Kampf vor sich. Einen kurzen Moment sammelt sie ihre Gedanken, konzentriert sich auf die Geräusche aus dem Hintergrund des Palastes, bevor sie diese aus ihrem Kopf verbannt. Das leise Schlurfen nackter Sohlen auf den kalten Steinen dringt an ihre Ohren. Er hat die Position verändert, so dreht sie sich langsam dem Geräusch folgend, den Stab wie einen Propeller vor sich langsam schwingend. "Demin, ich höre dich. Soll ich dir auch den anderen Arm auskugeln?" vor Wochen wäre diese Frage vielleicht vergnügt durch den Raum geschallt, aber jetzt ist ein gefährlicher eiskalter Unterton untergemischt, der Unbeteiligte erschauern lassen würde.


    "Glaubst du wirklich ich bin deswegen hergekommen?" seine Stimme klingt bedauernd, fast ein bisschen als wenn er scheu wäre vor dem was ihm möglicherweise blühen könnte. Sie rollt ihren gestählten Körper rückwärts fort von seiner Stimme, die hinter den dunklen Säulen scheinbar weiter umherwandert. Die Zähne zusammengepresst zischt sie mehr als das sie spricht. "Geh und lass mich trainieren. Ich will dir nichts tun, aber ich werde es wenn du nicht gehst." Für einen recht langen Moment schließt sie die Augen und hält den Atem an, lauscht unter dem Herzschlag, der nun nicht mehr von der Anstrengung des Trainings so pocht, sondern wohl ganz tief in ihr drin von einem Flattern ihres Unterleibs begleitet immer lauter und schneller schlägt, nach seinem Atem, der hinter den Säulen sich immer mehr nähert. Sie ist versucht zu fliehen, um ihm nicht weh zu tun, selbst die kälte ihrer Stimme und die Drohung, die sie gegen ihn ausspricht, machen ihr Angst. Angst die ihre Sinne vernebelt und sie zögerlich von einem Gedanken auf den nächsten Springen lässt.


    "Demin, bitte geh. Ich will nicht..." doch sie kann den Satz nicht beenden. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit und er nutzt die Chance. Seine muskulösen Arme greifen den Stab und schwingen ihn unter ihren Füßen weg, was ihr den Halt nimmt und sie knallt mit einem Keuchen gegen die Säule. Es knirscht für einen Moment als der Stein und ihr harter Schädel aufeinander treffen und ihr wird erst heiß und dann dreht sich auch schon alles. Dieser kleine Moment hätte sie töten können und Ärger und Wut pumpen die Hormone durch ihren Körper. Sie aber liegt still am Boden, wartet auf den passenden Moment, ihn umwerfen zu können.


    Er beugt sich besorgt über ihren Körper. Betrachtet sie eingehend und tätschelt ihr eine Wange. Den Stab hatte er vorher durch den Raum geworfen. Sicher ist sicher, bei der Orionerin musste man mit allem rechnen. "Mora, Mora... " besorgt flüstert er direkt über ihrem Gesicht, sie lauscht seinen Worten, stellt sich aber weiter bewusstlos. "Ich wollte das nicht. Bitte wach auf..." jammert er ganz leise und sie spürt seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht, wie seine Lippen leicht über die Nase streifen, nur um ihr dann einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken.


    Das ist der Moment... wie der Blitz umgreift sie seinen Nacken und drückt sich stählern gegen ihn, will sich auf ihn drehen, was von außen betrachtet eher etwas unschicklich aussehen mag. Er macht ein Gesicht, als wäre der Tod im auf den Fersen und die Augen weiten sich, bevor er auch schon realisiert, dass Mora ihn umgedreht hat und auf ihm sitzt, den linken Unterarm empfindlich fest gegen den Hals drückend. "Du bist und bleibst ein Jammerlappen, Demin. Traue niemandem, das waren deine Worte. Und nun lässt du dich von einem schwitzenden Frauenkörper so aus dem Konzept bringen? Was bist du nur für ein Trainer?" Mit eiserner Kraft nagelt sie ihn auf dem Boden fest und er vermag kaum zu antworten, so sehr drückt sie ihm die Luft ab. "Mora.. bitte..." Kommt es nur leise krächzend zwischen seinen Lippen her und sie kann schon die ersten Äderchen in den weit geöffneten Augen platzen sehen, während sie unkontrolliert weiter würgt.


    Erst als seine Augen sich nach hinten drehen und er aufhört zu atmen, lässt sie von ihm ab. Schweiß vermischt sich mit Tränen, die unaufhörlich auf sein Gesicht tropfen. Mora lehnt sich zurück und betrachtet den blassen Demin, der gerade nicht atmet, mit einer gewissen Faszination, aber auch Angst...


    Dunkelheit frisst sich durch ihre Eingeweide, mit dem schlechten Gewissen, das sie immer mehr übermannt und sie untätig zusehen lässt wie er leblos da liegt. Gefühlt mögen Stunden vergangen sein, in denen ihre Gedanken wild kreischend durch ihren Kopf geschossen sind, aber tatsächlich waren es nur ein paar Sekunden gewesen, die sie gebraucht hatte um wieder einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen... Morden war eine Sache, aber Demin? Warum nur hatte sie so einen tiefen Hass in sich, der sie förmlich auffrass und vor ihrem Auge liegt nicht Demin, sondern die Herrin da. Mit leerem Blick zur Decke schauend. Nein die Herrin.. sie durfte nicht sterben. Ihre Bestimmung? Hektisch tastet sie nach dem Puls und legt den Kopf auf die irritierend männliche Brust, wo doch noch ein Hauch von einem Herzschlag zu vernehmen ist.


    Wie hilft man jemandem, der nicht mehr atmet? Gibt man ihm Atem? Sie war überfordert, Panik zog sich mit der Dunkelheit durch ihren Körper bis in die feinsten Haarspitzen, die ihr zu Berge standen. Schließlich schlug sie heftig auf seinen Körper ein. "Demin, nein... es tut mir leid." Ihre Stimme bricht und sie merkt gar nicht wie sie schreit und tobt. Ihn beschimpft, sich immer mehr dafür hasst, was sie getan hatte. Schließlich beugt sie sich weinend über seinen Mund und die Tränen sammeln sich an ihren Lippen und der Nasenspitze, als sie ihm den Mund öffnet und jenen mit ihrem verschließt.


    Zu dem heißen Atem, den sie ihm schenkt, gesellt sich der Geschmack nach noch heißeren salzigen Tränen auf seinen Lippen. Was die Orionerin nicht bemerkt, wie sich seine Hand leicht hebt um schlussendlich sich in ihren Zopf zu krallen und sie schwach zurückzuziehen. Verwirrt merkt sie erst gar nicht was mit ihr geschieht, wieder hatte er sie am Wickel mit einer Leichtigkeit, die schon an Unverschämtheit grenzt, aber sie kann nicht anders, als erleichtert zu seufzen. Er unterdessen hustet und blickt sie immer noch matt aus den geröteten Augen an.. "Alles gut. Ich brauche deinen Atem nicht mehr, auch wenn ich die Lippen noch gerne wieder nehme." Wie kann er es wagen so keck und frech zu sein, aber Mora kann in ihrer Erleichterung nicht böse auf ihn sein. Irgendwas hatte die Dunkelheit für einen Moment in Schach gehalten. War es die Sorge, ihn auf ewig zu verlieren und auch noch Schuld daran zu haben. Egal.. Ihm geht es gut, das Einzige was gerade wirklich zählt.


    Sie nickt nur knapp und er lässt sie wieder los, das sie sich über ihn beugen kann und ihre Lippen auf seine legen kann. Es fühlte sich befreiend an und ein Haufen kleiner krabbelnder Irgendwas fraß sich mit einem freudigen Gefühl durch ihre Gedärme. Es ist noch intensiver als das Training damals, als schon der erste kleine Anflug sie überkam. Sichtlich genießen die beiden den Kuss und liegen auch wohl noch eine Weile auf dem kalten Boden. War die geißelnde Kette zersprungen und für diesen Augenblick mögen sich beide sicher frei fühlen. Freier als sie es jemals sein würden unter der Fuchtel der Herrin.

  • Mit schnellen Schritten läuft sie in Richtung ihres Quartiers. Den Becher Blutwein hält sie noch immer in den Händen auch wenn sich der Inhalt nur noch auf eine Viertel Füllung bemessen lässt. Neugierig betrachtet der eine oder andere Klingone sie, wie sie abgehetzt an ihnen vorbei eilt. Die Tür kann nicht schnell genug aufgehen, so schnell schiebt sie sich in den Raum. Wild hämmert sie auf die Konsole, um das Quartier zu verschließen. Aber diese metallene Konstruktion scheint sich wie immer Zeit zu lassen, so langsam wie die Sekunden verstreichen, während Mora schwer atmend wartet.


    Mit einem letzten Ruck schließt sich die Tür und das Knarzen verstummt. Das gleichmäßige Dröhnen des Schiffs begleitet ihren Blick der sich langsam auf den Becher senkt. Ihr war nicht aufgefallen, wie sehr ihre Hände zittern. Kurz schließt die Orionerin die Augen, aber statt der gewohnten Dunkelheit ziehen Bilder von schlagenden Fäusten ihre Bahnen. Wilde Wut, Verzweiflung, Trauer und plötzlich erklingt ein gellender Schrei, der begleitet wird von einem Scheppern. Langsam sinkt die Grüne mit dem Rücken gegen die Tür, ehe sie daran herunterrutscht. Die Hände nun frei von jeglichen Gegenständen hält sie vor ihr Gesicht, als sie die Augen langsam wieder öffnet. Der verschleierte Blick betrachtet die Finger von allen Seiten, als wären es nicht ihre Hände, die wie eine unwirkliche Geste hin und herdrehen.


    Hatte sie soviel getrunken, dass sie aus der Haut gefahren war? Ihre Gedanken kreisten wie ein wilder Wirbel um den Abend, Valkris, Haubolt... hatte sie ihre Maske verloren? Wegen einer einfachen Bemerkung? Warum nannte Haubolt sie bei ihrem Namen? Niemand nannte sie so... und wer es wagte, konnte hoffen dass sie einen guten Tag hat. Leugnete sie ihre Herkunft so? Oder wollte sie nur längst vergrabene Erinnerungen schützen? Ihren Geist schützen? Großkotzig hatte sie vor Valkris gestanden und ihr einen von der Dunkelheit erzählt, die jeden Krieger heimsucht. Dabei ahnte die Klingonin nicht im entferntesten, welche Dämonen Mora im Griff hielten.


    Sie umklammert ihre Knie so fest, das sie Schmerzen verspüren müsste, aber gerade fühlt sie nichts außer einem Druck, der sich heute in dem Angriff auf den Klingonen zum ersten Mal seit langer Zeit eine Bahn gebrochen hat, welche lange schon kontrolliert war.


    Ihr Atem beruhigt sich nach einer ganzen Weile und sie öffnet die Augen. Wie eine leere kraftlose Hülle erhebt sie sich und wankt rüber zu dem Spiegel, der etwas blind erscheint, aber ihr den leeren Blick einer gebeutelten Seele zeigt, die nicht mehr unter Kontrolle zu sein scheint. Mit einem Ruck entfernt sie das Band, welches die Haare zusammenhält, und ihre lange dunkle Mähne ergießt sich wie die Finsternis des Bösen über ihre Schultern. Achtlos reißt sie sich die Kleidung vom Leib und legt sich neben ihr Bett auf den kalten Boden. Die Beine angezogen wie ein kleines Baby verfällt sie schnell in einen unruhigen Zustand irgendwo zwischen Schlaf und Trance als Erinnerungern auf sie einprasseln.


    Ihr ganzer Körper zittert, ob der Kälte oder auch dem was sie da wieder erlebt, doch sie spürt bewusst nichts davon. Lediglich die Augen rollen oder eher hetzen hinter den Lidern wild hin und her. Dunkle Schwaden hüllen ihren Geist ein, als sie sich plötzlich im Quartier der Herrin sieht...



    Ein Ruck reißt Mora aus ihrem Traum, oder war es etwas anderes. Deuten kann sie es nicht, aber durchgefroren legt sie sich schlussendlich auf ihr Bett und zieht das Laken über sich. Den Rest der Nacht will sie kein Auge zu tun. Zumindest starrt sie wie versteinert auf den am Boden liegenden Becher und lässt die Dunkelheit nicht weiter Einzug halten. "Kontrolle, Kontrolle..." murmelt sie immer wieder zu sich selber.