Veränderungen

  • Die Sonnenstrahlen scheinen durch das große Fenster rein und man sieht einen reichlich gedeckten Tisch, mehrere Tassen dampfenden Kaffees, Croissants, frische Brötchen. Aus den oberen Etagen hört man junge Stimmen, die sich wohl um den Zugang zum Bad streiten. Durch die Hintertür kommt völlig verschwitzt ein Mann mittleren Alters getreten, kurz blickt er sich um, und ein Lächeln erfüllt sein Gesicht.


    Den Flur entlang gehend hört er aus dem Büro die Urheberin des gedeckten Tisches und will gerade eintreten, als er sie mit ruhiger und gedämpfter Stimme reden hört: "Ich verstehe Admiral. Nun, es ist nicht die Erde, da haben sie recht. Geben sie mir Bedenkzeit? Ich muss ihr Angebot mit meiner Familie besprechen." am Türrahmen vorbeilinsend kann er sie lächeln sehen, aber es ist das diplomatische Lächeln, das unentspannte, was ihn stutzig werden lässt. Ihre rechte Fingerspitze tippt unwirsch auf dem Tisch herum und sie nickt, was der Admiral natürlich bei der Übertragung sehen kann. "Gut, Danke Sir. Ich werde mich gleich morgen bei Ihnen melden. Einen schönen Tag noch." Als die Übertragung beendet ist lehnt sie sich zurück und schließt die Augen, tief atmet sie durch, während ihre Hände durch die langen rötlich blonden Haare fahren.


    "Mary, ich hab dich belauscht. Du wirst versetzt, hmm?" er tritt in den Raum, der Mann, der mit ihr seit ihrer Zeit vor der Akademie ein Paar ist, Unterschiedlicher konnten sie beide nicht sein, sie ambitioniert eine Karriere als Wissenschaftlerin bei der Sternenflotte zu machen und er, der er so rein gar nichts mit der Sternenflotte zu schaffen haben wollte. Sie trafen sich seinerzeit in einem Strandcafe und waren eigentlich jeder mit andern Partnern unterwegs. Die Repliaktoren standen nebeneinander, aber ihrer ging halt nicht und die Schlange hinter ihm wurde immer länger, als die beiden jungen Menschen ins Gespräch kamen um die Bestellung an dem einen verbliebenen Replikator.


    Mit einem Poltern und donnernden Schritten begleitet von Zurufen stürmen drei junge Menschen an de, Raum vorbei und kabbeln sich lautstark um die Plätze am gedeckten Tisch. Mary ihrerseits erhebt sich und blickt ihren Gatten lächelnd an, ein ehrliches Lächeln, voller Liebe und Zuneigung. Im Vorbeigehen drückt sie ihm einen Kuss auf und raunt dann leise: "Lass uns erst was frühhstücken, dann reden wir drüber." Mit lautem Gejohle werden die Eltern dann auch schon im großen Essbereich der Familie begrüßt, als sie Hand in Hand dort erscheinen und sich dann amüsiert kopfschüttelnd an den Tisch setzen.

  • Schmunzelnd betrachten die Eltern ihre drei Sprößlinge, die sich immer noch lautstark über diverse Kleinigkeiten, wohl eher im, Spaß streiten. Eh man sich versieht sind aber dann alle Teller mit reichlich Frühstück bedeckt und dank einer doch recht erfolgreichen Erziehung und guter manieren, wird es auf einmal ruhig am Tisch, als alle in ihre Mahlzeit vertieft sind.


    Einen Augenblick betrachtet Mary ihre Kinder, die bis auf die Jüngste, eine Karriere in der Sternenflotte anstreben. Ganz wie ihre Mutter. Selten sind die Augenblicke geworden, an denen die Familie zusammen am Tisch sitzt. Auch früher schon gab es diese Zeiten, wo die Familie nicht vereint war, da war sie es aber gewesen, die mit Abwesenheit geglänzt hatte. Ihre Karriere war eher wenig aufregend zu betrachten. Der Forschung hatte sie sich seinerzeit verschrieben und konnte mit diversen Forschungsprojekten ihre Karriere bestreiten. Sicherlich hatten der eine oder andere Kollege auch öfter mal mit Missgunst auf ihre Karriere geschielt. Kein Schiffskommando aber trotzdem die Karriereleiter steil nach oben huschen. So ganz nebenbei drei Kinder bekommen, einen wundervollen Mann, der ihr den Rücken stärkt wo es nur geht. Das Idealbild einer Sternenflottenfamilie? Auch bei ihnen gab es Schattenseiten, aber sie haben sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es wurde getan was getan werden musste, um Beides unter einen Hut zu bringen.


    So sitzt dieses Familienidyll am Tisch und die Sonnenstrahlen bescheinen es durch das große Fenster, fast wie in einem Werbefilm des 21. Jahrhunderts. Mary aber räuspert sich und steht dann auf, als wenn sie eine Rede schwingen will. Ein kurzer Blick auf ihren Mann, der ihr bestärkend die Hand drückt, will sie gerade loslegen, als der Älteste wohl den Mund leer hat und losschmettert: "Achtung... Admiral Bowman setzt zu einer Rede an." das folgende verschmitzte Grinsen und die Weintraube, die sein Vater ihm an den Kopf wirft, lassen diese Worte natürlich zur allgemeinen Erheiterung am Tisch in einem Lachanfall der Sprößlinge verklingen. "Na, jetzt aber mal Ruhe. Ich muss euch was sagen." versucht die Mutter den Haufen unter Kontrolle zu bringen. Als das Lachen verstummt und nun alle ganz Ohr sind erklärt sie ruhig und sachlich: "Ich habe gestern Abend meinen neuen Posten als Admiral bekannt gegeben bekommen. Deep Space 12 im Aldebaran Sektor. Meine genauen Aufgaben werden mir noch bekannt gegeben. Aber für mich heißt es dann erstmal ich bin nicht mehr so gut wie jeden Tag zu Hause." Kurz lässt sie den Blick über ihre Familie schweifen bevor sie sich wieder setzt.


    "Ist doch nichts neues, Mama." meint Emily dann aber lächelnd. "Aber der Aldebaran Sektor ist doch nur 3 Flugtage mit Warp 8 entfernt?" Sie überlegt offenbar einen Moment bevor sie lachend den Kopf schüttelt. "Ist auch nicht tragisch, wir kommen dich halt besuchen und wenn ich zur Akademie gehe, dann kommst du zur Aufnahmezeremonie." und schon kaut sie wieder vor sich hin. Die beiden Älteren tauschen vielsagende Blicke aus bevor die mittlere meint. "Das ist doch die Station an der die 18. angegliedert ist. DieFlotte über die wir in der letzten Krise aus dem Hromi Cluster gehört haben. Ist sicher nicht ganz ungefährlich da." - "Nun, gefährlich kann es überall sein.Aber wem sag ich das? Ihr Beide fliegt durch die Galaxie und ich muss auch immer daran denken, was euch alles passieren könnte." mild klingt ihre Stimme, als sie der Tochter das entgegnet.


    "Naja, jedenfalls geht es bald los. Die USS Farpoint unter dem Kommando von Capt. Jenassa Thain bringt mich zur Station. Bis dahin genießen wir noch unsere letzten Urlaubstage." wird dann bestimmt und dann kann auch sie erstmal in Ruhe frühstücken. Von ihren Sorgen, wie sie sich wohl auf dem neuen Posten macht, mit Verantwortung für eine Flotte anstelle einer Forschungsabteilung, und dem zusätzlichen Druck mit kriegserfahrenen Senioroffizieren zu tun zu bekommen. Sie malte sich diese Aufgabe nicht so idyllisch aus, wie vielleicht andere es sehen würden. Eher beschleicht sie sogar ein wenig die Angst, vor dem Neuen und Unbekannten. Aber mit der Angst kommt der Ehrgeiz und der hat sie erst soweit gebracht.

  • In Gedanken vertieft sitzt sie in der Lounge, einen kleinen Koffer neben ihrem Sessel. Auf dem ESD herrscht wie immer reges Treiben. Ein kommen und gehen. Shuttles die ankommen und gleichzeitig wieder starten. Am Transporterraum ist immer ein gewisses Stimmengewirr. Oft war sie schon hier gewesen...


    Zu Besprechungen, Tagungen mit den Vertretern anderer Mitgliedern der Föderation. Im Namen der Forschung und Entwicklung eroberte die Föderation jeden noch so entlegenen Winkel der Galaxie, Diplomatie und immer wieder neue Verhandlungen mit fremden Völkern, die der Föderation beitreten wollten. Es war eine stetige Veränderung in Gange. Natürlich gingen nicht alle Kontakte gütig aus. Aber die Kriege hatte sie von der Erde aus mitgemacht.


    Mancher Captain oder auch Admiral würde meinen, sie hätte keine Ahnung wie es ist in einem Krieg zu dienen oder mit den Verlusten umzugehen. Aber auch sie hatte Verluste erlebt. Gute Freunde, Kollegen und ihr Onkel. Sie ließen ihr Leben für die Erhaltung unserer Werte und die Sicherheit unserer Völker.


    Aber es brauchte keine Kriege um sich Gefahren auszusetzen. Forschung ist oftmals gefährlicher als man vermuten mag. Wie oft mussten Kraftfelder zum Schutz der Mitarbeiter errichtet werden. Während ihrer Forschungen hatte sie an einem Kampfstoff gearbeitet, der genetische Veränderungen mit sich brachte. Alles streng geheim. Sie war predestiniert als Biologin, Xenobiologin und mit der weiteren Ausbildung im Bereich Genetik. Genetisch veränderte Pflanzen, deren Pollen potenziell tödlich sein sollten. Es war nicht viel nötig um den Code einiger wunderschöner Pflanzen auszulesen und dann den Genpool soweit zu verändern. Irgendwann hatte sie ihren Vorgesetzten gefragt, warum man solche Forschungen betrieb. Es verstieß gegen sämtliche ethische Vorstellungen, die existierten. Von den Direktiven der Föderation mal abgesehen. Aber eine Antwort bekam sie nie.


    Ihre Arbeit war mit dem Tag zu Ende, als ihr Labor auf wundersame Weise in die Luft flog. Irgendwie mussten es alle Mitarbeiter geschafft haben die Sektion rechtzeitig verlassen zu haben. Captain Bowman soll sich seinerzeit als Einzige in dem Bereich rund um die Explosion aufgehalten haben. Schwer verletzt konnte sie aus den Trümmern des angrenzenden Flures von einem Crewman geborgen werden. Der anschließende Untersuchungsbericht erklärte sie für unschuldig und die Forschungsarbeiten völlig zerstört. Als Dank für ihre Verdienste hatte man sie auf die Erde zurückversetzt an einen Posten wo sie vermutlich weniger Schaden anrichten sollte. So schallte es zumindest aus den Ecken der Bars.


    Vorsichtig rüttelt eine Hand an ihrer Schulter und Admiral Bowman öffnet die Augen. Sie blickt in das freundliche Gesicht einer jungen Dame, den Rangpins nach ein Fähnrich. Die Haare fest zurück in einem Zopf gebunden. "Verzeihen sie Admiral, aber ihr Transport zur USS Farpoint ist soweit." somit verschwindet die Hand und Mary räuspert sich etwas verlegen. "Ich muss wohl etwas eingedöst sein. Ich bin sofort bei Ihnen." freundlich lächelt sie die junge Frau vor sich aus den haselnussbraunen Augen an. Dann erhebt sie sich auch schon, streicht die Uniform glatt und nimmt ihr Gepäckstück. "Wie ist Captain Thain denn so?" fragt sie noch neugierig auf dem Weg zu ihrem Shuttle für den weiteren Transfer.

  • Wieder dieses Bild der glücklichen Familie, alle strahlen und es scheint nichts zu geben, was sie in diesem Moment auch nur im Entferntesten beunruhigen könnte. Wie auch, war gerade Tim mit der Akademie angefangen und verbrachte das erste Weihnachtsfest nach etwas Abwesenheit wieder zu Hause. Eine Familienidylle wie sie im Bilderbuch steht.


    Als Mary Bowman, ihres Zeichens Admiral der Sternenflotte, vor dem heimischen Kaminsims steht und diese Aufnahme betrachtet kann sie genau die leisen Jazz Klänge im Hintergrund hören und es riecht nach Zimt und frischem Gebäck. Es riecht nach Weihnachten...


    Lächelnd zieht sie mit einem Finger die Umrisse der abgelichteten Familienmitglieder nach, als sich zwei starke Arme von hinten um sie legen und sich der Kopf ihres geliebten Mannes mit dem Kinn auf ihrer Schulter abstützt. "Werden wir etwa nostalgisch, Admiral?" Witzelt er ihr ins Ohr, das auch noch einen sanften Kuss abbekommt, dabei kribbeln seine Bartstoppel ihr leicht auf der Wange. Das Lächeln wird immer breiter und ihre zarten Hände legen sich auf seine, die er vor dem Bauch verschränkt hat.


    “Hast du nie Angst gehabt, meine Karriere würde die Familie zerstören?” meint sie dann leise, mit einem leichten Anflug von Unsicherheit in der Stimme. So lösen sich dann die Hände auch von seinen und sie nimmt die Aufnahme in die Hand.


    “Mary, ich habe nie an uns gezweifelt. Jede Hürde haben wir gemeinsam genommen und sieh wo wir jetzt stehen…” Mit sanftem Druck dreht er sie zu sich um und legt den Kopf leicht schief, als er sie sanft am Kinn fasst und ihr Gesicht zu ihm hebt, so das sie ihn ansehen muss. “Was ist los? Zweifelst du an uns? An dir?” Irgendwie versucht er wohl zu ergründen was sich in ihrem Kopf für ein Unwetter zusammenbraut. Dann aber scheint es ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen und er macht große Augen. “Du willst doch nicht etwa hinschmeißen?” Mit einem sanften Griff nimmt er sie an den Schultern und bringt so etwas Abstand zwischen sie.


    “Die zwei Monate auf Kuba waren ein Traum. Ich wollte nicht wieder fort von dir. Von meiner Heimat..” spricht sie dann leise und ein unsicheres Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht. Schon lange war ihr Unwohl gewesen, aber sie konnte es nicht ergründen, bis sie die Zeit mit ihm entspannt in der Sonne gelegen hatte. Einfach die Seele baumeln lassen und die Erlebnisse der letzten Monate von sich ablegte. “Ich weiß nicht ob ich zurück nach DS12 will. Ich bin dem ganzen wohl doch nicht gewachsen.”


    Verdutzt schaut er sie an und scheint nicht zu glauben, was sie gerade sagt. “Hey, wo ist die Mary Bowman, die vor nichts Angst hat und jede Herausforderung annimmt? Gib sie mir wieder her... “ Lächelnd streicht er ihr sanft über die Wange und schüttelt dabei leicht den Kopf.


    Sie aber wendet den Blick unangenehm berührt von ihm ab, schaut wieder auf das Bild der glücklichen Familie. “Waren wir wirklich so glücklich, wie es auf dem Bild zu sehen ist? Ich meine... “ kurz schluckt sie bevor sie sich wieder in seinem Blick verliert und leicht mit den Schultern zuckt. “Als ich neulich auf DS12 war wollte ich eigentlich meinen Dienst wieder antreten. Aber ich war fehl am Platz. Auch wenn man mich herzlich begrüßte, selbst Sunara war freundlich zu mir. Aber mein Platz ist an deiner Seite. Dessen bin ich mir klar geworden.” Sie lächelt ihn offen an und legt ihm eine Hand auf die unrasierte Wange. “Es fühlt sich falsch an, wieder einen Posten anzunehmen, der von Anfang an nur Druck bedeutete. Ich war nicht willkommen. Das habe ich gespürt.” tief atmet sie durch, als die Worte ihr endlich über die Lippen kommen. Lange hatte sie mit sich gehadert ob dies die richtige Entscheidung sein mochte, aber nie war sie sich sicherer als jetzt in diesem Augenblick, wo sie sich insgeheim das eigene Versagen eingestand. Sie hatte ihre eigenen Grenzen erkannt und akzeptiert. “Ich habe dir doch erzählt, dass ich das Angebot bekommen habe, mich um kleine Aussenposten im Alpha Quadranten zu kümmern. Koordination der Einsätze im Grenzgebiet. Es sollte zunächst nur Vertretungsweise sein, aber ich denke ich werde es ganz übernehmen. Admiral Schubert will sich in den Ruhestand zurückziehen.” mit ruhiger Stimme versucht sie wohl die möglichen Zukunftspläne zu erörtern.


    “Das würde heißen, du würdest von der Erde aus alles organisieren?” fragt er vorsichtshalber nach, nicht dass ihm die Ohren einen Streich spielen oder er davon ausgehen muss, dass sie noch weiter weg von ihm sein würde. Viele Jahre hatte er sie in ihrem Bestreben unterstützt, aber auch jede Minute genossen, die sie miteinander verbracht hatten. Vielleicht war das das Geheimnis ihrer glücklichen Beziehung. “Ich bin der letzte Mensch der sich deinen Plänen in den Weg stellt, auch wenn ich zugeben muss, dass ich den Gedanken nicht so abwegig finde meine Frau jeden Abend in die Arme nehmen zu können. Ich habe dich immer vermisst.” lächelnd nickt er ihr zu, vielleicht auch um ihr Mut zuzusprechen.


    Ihr scheint ein Stein vom Herzen zu fallen und erleichtert küsst sie ihn sanft auf die Lippen. “Du bist wahrlich das Beste was mir passieren konnte. Der beste Ehemann, den sich eine Frau wünschen kann.” sie dreht sich um und stellt das Bild wieder an seinen Platz, während sie weiter spricht. “Dann werde ich dem Kommando der 18. Flotte schreiben und offiziell meinen neuen Posten antreten. Danke, James Alexander Forside. Ich liebe dich.”


    Plötzlich greift er sie sich und dreht sie erst um, bevor er die Frau hochhebt und dann von unten zu ihr hochschaut. “Ich liebe dich auch und das zeig ich dir gerne.” ein schelmisches Zwinkern begleitet seine Worte, als er sie langsam wieder runter lässt, bis sich seine Lippen mit den ihren vereinen können und er sie dann zum Sofa trägt, wo er sie hinlegt und sie einen langen Augenblick betrachtet. Leise raunt er ihr dann mit heiserer Stimme zu “Du warst damals schon eine Perle, aber mit jedem Jahr wirst du schöner und strahlst mehr. Ich bin dir verfallen.” noch bevor sie etwas erwidern kann presst er ihr die Lippen fordernd auf.