Der Prinz und der Souverän

  • Zitat

    Computerlogbuch der Prince of Wales
    Captain Sh’ur
    Sternzeit 94724.22


    Wir sind nach eineinhalb Monaten Patrouillendienst im Boreth-Sektor im Bepi 113-System eingetroffen. Das Oberkommando hat uns beauftragt die U.S.S. Royal Sovereign bei den letzten Feldtest mit ihrer Sensorphalanx zu unterstützen. Die besonderen Strahlungsbedingungen in diesem System sind dafür hervorragend geeignet. Die Royal Sovereign ist nur mit einer Rumpfbesatzung unterwegs, welche hauptsächlich aus den Ingenieuren der Werft und einigen Wissenschaftsoffizieren besteht.
    Im unwahrscheinlichen Fall eines Kampfes werden wir die Hauptlast tragen, bis sich das Schiff zurückgezogen hat.



    Zitat

    Computerlogbuch der Prince of Wales
    Erster Offizier, Lieutenant Commander Jetur Colim
    Sternzeit 94744.23


    Nach dem die Royal Sovereign nun mit einer Woche Verspätung bei uns eingetroffen ist, hat der Captain in Absprache mit Commander Bonzza den Beginn der ersten Tests für morgen Früh 8 Uhr festgelegt.
    Die Mannschaft ist froh, endlich mit der Arbeit beginnen zu können. Wir haben ihnen die vergangenen Tage nur leichten Dienst aufgebürdet, denn die vor uns liegenden Wochen werden hart genug.



    Zitat

    Computerlogbuch der Royal Sovereign
    Commander Ookuk Bonzza
    Sternzeit 94760.80


    Wir haben eine gashaltige Anomalie auf der anderen Seite des Systems entdeckt, die Sirillium enthält. Eine hoch brennbare und vielseitig verwendbare Energiequelle. Da die Anomalie in einem Feld aus den Überresten eines Planeten liegt, ist die Prince of Wales aufgebrochen um Proben zu sammeln. Unser Schiff ist leider zu Gross um sich der Anomalie ohne Gefahr nähern zu können.
    Wir folgen der Prince of Wales in einigem Abstand, da es uns ermöglich festzustellen, ab wann unseren Sensoren auf diese spezielle Art von Anomalie reagieren und genaue Daten liefern.



    Zitat

    Computerlogbuch der Royal Sovereign
    Commander Ookuk Bonzza
    Sternzeit 94817.48


    Nach gut 3 Wochen haben wir den Abbau des Sirillium abgeschlossen. Auch konnten wir unsere Tests zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Die Prince of Wales wird bei Sternzeit 94833.79 zu Sternenbasis 153 zurückkehren und dort das Sirillium zur weiteren Verarbeitung übergeben. Bis dahin werden wir Kampfübungen abhalten.
    Dank des Quantenslipstream-Antriebs werden wir 3 Tage später wieder die Erde erreicht haben und die Royal Sovereign ihrem neuen Captain übergeben können. Ich denke er wird es kaum erwarten können, immerhin bekommt er sein Schiff 2 Wochen später als geplant.





    Auf der Brücke der U.S.S. Prince of Wales herrschte angespannte Betriebsamkeit. Captain Sh’ur, ein Caitianer, saß auf seinem Platz in der Mitte der Brücke und trommelte unruhig mit der linken Pfote auf der Armlehne. Verärgert über diese untypische Zurschaustellung von Gefühlen, kniff er die Augen kurz zusammen und legte beide Pfoten ineinander.
    „Bewegen sich die getarnten Schiffe immer noch auf uns zu?“, fragte er die junge Trill an der wissenschaftlichen Station links von sich.
    Ohne von den Instrumenten aufzublicken antwortete sie: „Ja Sir. Bei konstanter Geschwindigkeit werden sie in 5 Minuten bei uns sein.“
    „Danke Miss Debm.“
    Jemaa Debm schielte nun doch kurz in die Mitte der Brücke wo Captain Sh’ur und sein erster Offizier Jetur Colim, ein Bajoraner, nebeneinander sassen und den Hauptbildschirm ansahen. Sie empfand es auch in ihrem zweiten Jahr an Bord dieses Schiffes immer noch als gewöhnungsbedürftig auf einem Schiff der Miranda-Klasse zu dienen, aber auf der Brücke eines Schiffes der Intrepid-Klasse zu sitzen.
    Im Jahre 2408 in der Schlacht um Cestus III gegen eine kombinierte Flotte von Klingonen und Gorn, war die Prince of Wales schwer Beschädigt worden. Auf Grund des anhaltenden Krieges standen nicht genug Ersatzteile zu Verfügung, so dass die Ingenieure der Utopia-Planitia-Werft das Schiff mit Teilen eines Ausgeschlachteten Schiffes der Intrepid-Klasse, der U.S.S. Rochambeau, wieder instand setzten. Die Widmungsplakette der Rochambeau hing zu ihrem Gedenken in der Offiziersmesse.
    Natürlich wusste Jemaa das alles, aber das merkwürdige Gefühl wurde sie trotzdem nicht los.
    Lieutenant Commander Colim drehte sich nach rechts zur Taktik. „Position der Royal Sovereign T’bekn?“
    Die Vulkanierin blickte auf die Konsole vor sich und antwortete: „250.000km an Backbord….“.
    Bevor sie weitersprechen konnte wurde sie von Boudiaf unterbrochen.
    „Captain, die Schiffe enttarnen sich. Es handelt sich um 4 klingonische Bird of Preys und 2 Kampfkreuzer der Vor’cha-Klasse.“
    Von der Operationssation meldete sich Fähnrich Sitro: „Sir, wir werden gerufen.“
    Sh’ur strich seine Uniform glatt. „Übertragen sie das Signal an die Royal Sovereign, ich möchte das Commander Bonzza mithört.“, er nickte, „Auf den Schirm.“
    Auf dem Hauptschirm erschien eine junge Klingonin. Sie sass lässig in dem Stuhl in der Mitte der Brücke und blickte Sh’ur angriffslustig an.
    Grade als er ansetzte um etwas zu sagen machte sie eine wegwerfende Handbewegung, als hätten seine Worte keinerlei Bedeutung.
    „Schweigen Sie Captain und hören Sie mir ganz genau zu. Ich bin Commander Doron aus dem Hause Torg. Sie werden uns ihr schönes neues Schiff übergeben. Währenddessen wird Ihr kleines Schiff die Position halten und uns keinen Anlass geben es zu zerstören.“ Dann brach die Verbindung ab und der Bildschirm zeigte wieder die Sterne und die Royal Sovereign.
    Jetur Colim schoss aus seinem Stuhl hoch und gab Befehle: „Roter Alarm! Sitro, schicken Sie eine Nachricht an Sternenbasis 153 und senden Sie dann einen Notruf auf allen Frequenzen.“
    Sh’ur deutete auf das andere Sternenflottenschiff. „Mr. Kol, bringen Sie uns zwischen die Royal Sovereign und die Klingonen! Lieutenant T’bekn Quantentorpedos laden.“
    Der Bolianer an der Steuerung und die Vulkanieren bestätigten beide: „Aye aye Captain!“
    „Sh’ur an Bonzza.“
    Aus den Brückenlautsprechern ertönte eine weibliche Stimme: „Hier Bonzza Captain.“
    „Bringen Sie ihr Schiff aus dem System. Feuern sie auf alle klingonischen Schiffe die sie verfolgen. Wir werden versuchen sie so lange wie möglich aufzuhalten.“
    „Aber Captain,“ widersprach der Commander, „wir können Sie doch nicht hier zurücklassen.“
    Sh’ur beleckte die Zähne. „Sie haben ihre Befehle Commander! Prince of Wales Ende.“
    Von der Steuerung meldete sich Riws Kol: „Captain, die Royal Sovereign wendet und fliegt auf die Klingonen zu. Ihre Schilde sind hochgefahren und ihre Waffen aktiviert.“
    Jetur, der sich mittlerweile wieder gesetzt hatte, schlug wuchtig auf die Armlehne seines Stuhls. „Verdammt! Was macht die da?“
    Von der Taktik beantwortete T’bekn die eigentlich rhetorische Frage mit vulkanischer Gelassenheit: „Ich vermute, sie versucht uns zu helfen.“
    Der Bajoraner rollte mit den Augen: „Danke Lieutenant, darauf wäre ich nie gekommen.“
    „2 Bird of Preys haben Kurs auf uns genommen. Die anderen Schiffe halten weiterhin auf die Royal Sovereign zu.“, meldete Sitro. „1 Minute bis zum Eintreffen der Schiffe.“
    T’bekn meldete sich wieder: Ich konnte die feindlichen Schiffe identifizieren: Die Bird of Preys sind die Krangov, die Hugh’ka, die N‘gulgaro und die Gardath. Die Kreuzer sind die Borag und die Raborron. Captain, laut unserer Datenbank handelt sich um ausgemusterte Schiffe und keines von ihnen gehörte jemals zum Haus von Torg.“
    Von der Wissenschaftsstation teilte Jemaa Debm das Ergebnis ihrer neusten Scans mit. „Captain, laut meinen Scans befinden sich an Bord der Schiffe mit Ausnahme des Führungskreuzers Borag keine Klingonen, sondern überwiegend Nausikaaner.“
    Bevor der Captain antworten konnte erbebte das Deck. Grüne Disruptorimpulse schossen über den Bildschirm.
    „Treffer an den vorderen Schilden, keine Schäden“, meldete T’bekn.
    Sh’ur gab seine Befehle: „Mr. Kol, halten Sie uns zwischen den Klingonen und Commander Bonzza. T’bekn, Quantentorpedos auf den nächsten Bird of Prey. Schalten Sie ihn so schnell wie möglich aus, wir müssen unsere Chancen verbessern.“
    Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie die Royal Sovereign ihren Bug den sich ihr nähernden Schiffen zudrehte und das Feuer eröffnete. Orange Strahlen zuckten durch den Raum und verbanden den vordersten Bird of Prey für wenige Sekunden mit dem schweren Kreuzer der Sternenflotte.
    Bei der Royal Sovereign handelte es sich um die modernste Variante der noch jungen Odyssey-Klasse, dem Yorktown-Typ. Das Schiff verfügte trotz seines vorwiegend wissenschaftlichen Aufgabenbereichs über eine beeindruckende schwere Bewaffnung und Jetur fragte sich, ob sich die Klingonen dessen bewusst waren.
    Mit ihrem vorgestreckten, diskussförmigen Bug und den darunter befestigten Warpgondeln schoss die Prince of Wales derweil auf die verbliebenen beiden klingonischen Schiffe zu und deckte diese ihrerseits mit Feuer ein. Aus der Waffenphalanx oberhalb des Hecks lösten sich 2 Quantentorpedos und schossen auf den Gegner zu. Gleichzeitig feuerten die Phaser und schlugen kurz vor den Torpedos in die Schilde ein. Der erste Torpedo zerplatzte noch an den Schilden, dem zweiten hatten sie allerdings nichts mehr entgegenzusetzen und so schlug er mit voller Wucht in den Rumpf des Bird of Preys und explodierte.
    „Direkter Treffer am Führungsschiff. Strukturelle Integrität ist auf fünfzig Prozent gesunken. Hüllenbrüche auf drei Decks.“, meldete Sitro.
    „T’bekn, feuern Sie mit den Torpedos auf diese Hüllenbrüche.“, befahl Jetur.
    „Verstanden Commander.“, bestätigte T’bekn, „Erneute direkte Treffer. Das Schiff ist Kampfunfähig.“
    „Wie hält sich die Royal Sovereing?“, wollte Captain Sh’ur wissen.
    „Ihre Schilde sind bei 60 Prozent. Die Klingonen nehmen sie unter schweres Feuer. Sie konnte bisher keinen größeren Schaden bei einem der feindlichen Schiffe anrichten.“, berichtete Sitro.
    „Beide Kreuzer feuern mit ihren Heckwaffen auf uns!“. Fast schrie Kol die Meldung.
    Das Schiff erbebte heftig und jeder der Stand wurde von den Beinen gerissen. Die wissenschaftliche Station explodierte und Debm wurde aus ihrem Stuhl geschleudert und blieb regungslos liegen.
    Fähnrich Sitro wollte zu ihr, aber Sh’ur bellte: „Bleiben Sie an ihrer Station Sitro und geben Sie mir einen Statusbericht.“ Er krallte sich im wahrsten Sinne des Wortes in seinen Stuhl, als das Schiff erneut erbebte.
    Die Bajoranerin blickte kurz auf die Anzeigen ihrer Station: „Schilde runter auf 20 Prozent. Hüllenbrüche auf den Decks 5, 6, 7 und 9. Die Notkraftfelder halten. Strukturelle Integrität runter auf 40 Prozent. Der Warpantrieb ist ausgefallen.“
    „Auf Einschlag vorbereiten!“, rief in dem Moment T’bekn, die sich halb aus ihrer Station hochgezogen hatte.
    Plötzlich wurde das ganze Schiff nach rechts gerissen, Sh’ur und Jetur wurden aus ihren Sitzen gerissen. Fähnrich Sitro wurde von ihrer Station weggeschleudert. Sie krachte gegen die Wand vom Turbolift direkt neben ihrer Station und blieb mit zerschmettertem Schädel liegen.
    Die beiden Kreuzer der Vor’cha-Klasse hatten erneut auf die wesentlich kleinere Prince of Wales gefeuert.