• Aus dem Fenster heraus kann man Deep Space 12 sehen, die Schiffe die den Orbit umkreisen, Frachter die ankommen oder wieder ablegen, es herrscht rege Betriebsamkeit an diesem Ort, am Rande des Föderationsgebietes. Soviele Individuen, die kommen und gehen, da fällt das Leid der Einzelnen kaum ins Gewicht, mag man glauben.


    In Gedanken versunken sitzt sie, die Knie angezogen, auf ihrem kleinen Sofa im Quartier, welches nur von künstlichem Kerzenschein sanft ausgeleuchtet wird. Es herrscht rege Unordnung, man kann sich vorstellen ein Sturm wäre durchs Quartier gezogen, nichts liegt mehr in den Regalen, eine Kommode ist umgestoßen, der Inhalt davor achtlos liegen gelassen worden. Seichte Musik ertönt leise irgendwo aus einem Lautsprecher, ganz im Gegensatz zum Anblick der Verwüstung.


    Die Frau Anfang dreißig hat offensichtlich schon bessere Zeiten gesehen. Die Haare hängen in Strähnen ungebürstet in ihr Gesicht, die Augen rotgeschwollen, zeugen von schlaflosen Nächten mit vielen Tränen. Die zarten Schultern beben immer wieder, während die zitternden Hände ein unscheinbares Männershirt scheinbar kneten, ziehen und immer wieder zum Tränen trocknen an die Wange führen.


    Als das Musikstück verstummt herrscht eine gespenstische Stille im Quartier. Nur ein leises Schniefen mischt sich unter die Geräusche des Schiffs, die so allgegenwärtig kaum ins Gewicht fallen würden. Die Frau lässt sich auf die Seite fallen, zusammengerollt weint sie hemmungslos in das Kleidungsstück bis sie in einen unruhigen Schlaf zu fallen scheint. Erst Stunden später erwacht sie durch einen Ruf der internen Kommunikation: „Maschinenraum an Lieutenant Commander Offord“


    „Verdammt… wie spät ist es?“ Hastig sieht sie sich um als sie wie gehetzt vom Sofa aufspringt. In einem Haufen Kleidungsstücke, der vor dem Sofa verteilt liegt, sucht sie eilig nach ihrem Kommunikator, aktiviert ihn schnell nach einem durchatmen und spricht mit leicht verschlafener Stimme: „Offord hier. Was gibt’s?“ Einen kurzen Moment ist es wieder ruhig, sie versucht hastig die Uniform auf dem Sofa auszubreiten. „Sir, wir haben Probleme mit einer Plasmaleitung. Ich wollte sie nur informieren.“ Leise Stimmen sind im Hintergrund zu hören, die sich wohl über das Für und Wider dieser Meldung auslassen. Mit einem entnervten Seufzen lässt sie sich aufs Sofa zurück fallen. „Und dafür wecken sie mich jetzt?“ ihr Ton ist harsch. Tränen steigen ihr in die Augen und die linke Hand, zur Faust geballt schlägt aufs Sofa ein. „Sir, es tut mir leid, aber wir haben sie schon vor einer Stunde im Maschinenraum erwartet. Ich dachte sie wären noch zu einer Besprechung beim Captain.“ Der Fähnrich wirkt etwas unsicher in seinem Tenor. „Und sie glauben, dass sie mich in einer Besprechung mit dem Captain stören dürfen wegen Problemen mit einer Plasmaleitung?“ die Stimme schwillt immer mehr an und erweckt den Eindruck die Chefingenieurin scheint kurz vor der Explosion zu stehen. „Ich bin auf dem Weg. Offord Ende.“ Beendet sie hastig das Gespräch. In Windeseile steigt sie in die zerknitterte Uniform, steckt den Kommunikator an die Jacke. Kurz folgt ein Blick in den Spiegel, als die Hände nur grob durch die Haare fahren und sie zu einem schnellen Zopf zusammen binden. Einen kurzen Moment später macht sie sich auf den Weg in den Maschinenraum, an der Quartiertür dreht sie sich kurz um, der Blick erfasst das angerichtete Chaos, kopfschüttelnd geht sie weiter als sich die Tür schließt.


    Im Maschinenraum angekommen lässt sie sich zunächst ein Padd mit Berichten reichen, stumm liest sie diese und mit einer sehr beherrschten Geste legt sie es auf die nächstgelegene Konsole. Die Besatzung des Maschinenraums mustert sie nur einen Augenblick, leise seufzend wendet man sich seiner Arbeit zu, den Blick auf die jeweilige Tätigkeit gerichtet. Die Seufzer in ihrer Nähe betrachtet die Ingenieurin mit einer gerunzelten Stirn bevor sie die Augen schließt und mit geballten Fäusten in Richtung der angeblich problematischen Plasmaleitung geht. Ein finsterer Blick dem Fähnrich, der sie wohl gerufen hatte ehe sie in einem angstmachenden ruhigen Ton fragt: „Und sie sind nicht in der Lage das Verbindungsstück zu wechseln?“ die Stimme erhebt sich mit jedem weiteren Wort, als sie ihm mit einem groben Griff das Werkzeug entwendet. „Stellen sie den Fluss auf dieser Leitung ab.“ Herrscht sie ihn an. „Zügig.“ Merkt sie noch an und tippt wartend gegen das Verbindungsteil. Ihre Ungeduld ist förmlich spürbar und es wirkt als wenn die Mannschaft auf eine Art Sicherheitsabstand geht, sie immer wieder unruhig musternd. Ihre Atmung ist beherrscht als sie sich finster umblickt. Mit zusammengebissenen Zähnen zischt sie nur dem nächststehenden zu: „ Was?“ ihre Knöchel werden weiß, als sie das Werkzeug in ihrer Hand umkrallt.


    Schließlich hat es der Fähnrich wohl mit etwas hin und her geschafft den Plasmafluss zu stoppen, was der Lieutenant Commander nur mit einem lauten und herrischen „Na Endlich..“ kommentiert. Das Verbindungsstück wird mit schnellen Handgriffen unter Einsatz des Werkzeugs ausgebaut und betrachtet. Die Stimme erhebt sich ungeduldig und klingt auf einmal schrill als sie das ausgebaute Teil durch den Maschinenraum wirft. „Und wegen sowas holt ihr mich? Seid ihr nicht in der Lage die simpelsten Sachen selber zu reparieren? Mit was für Idioten habe ich hier eigentlich zu tun?“ Das Werkzeug fliegt kurz nach dem Verbindungsstück ebenfalls durch den Maschinenraum als sie sich weiß vor Wut zur Mannschaft umdreht, die sich nur schnell geduckt hatte, als die Gegenstände geschleudert wurden. „Wie habt ihr die verdammte Akademie nur geschafft?“ Speicheltropfen fliegen aus ihrem Mund und sie wirkt auf einmal gefährlich, mit diesem Blick der aussieht als wenn sie jeden Moment jedweden Anwesenden an die Gurgel gehen will. „Nun, was habt ihr mir zu sagen…“ schreit sie nun völlig unbeherrscht, einen irren Blick auf die Umstehenden werfend. Kein Ton kommt mehr von der Crew, als sie erschrocken sehen wie dem Lieutenant Commander die Tränen, von ihr wohl unbemerkt, über die Wangen laufen. Leise hört man das Geräusch der Tür zum Maschinenraum in dem sonst typischen leisen Wummern des Warpkerns. „Was…“ ihre Stimme bricht ein, als ihre Schultern zu beben anfangen und sie langsam auf die Knie sinkt, mit den flachen Händen sich auf dem Boden abstützend. Lautes schluchzen ertönt als der Fähnrich erst kurz stumm beratende Blicke mit den Anwesenden wechselt bevor er sich vorsichtig der gebrochenen Frau nähert, die so verletzlich wirkt. Nichts scheint mehr von der starken Frau geblieben zu sein, als er ihr zögerlich die Hand auf die Schulter legt. „Sir, sollen wir die Krankenstation informieren?“ Keine Antwort kommt auf seine Frage hin, lediglich ein leichtes Kopfschütteln. „Lassen sie mich…“ quetscht sie weinerlich raus und greift nach einer nahestehenden Konsole um sich hochzuziehen.


    „Ich schaffe das…“ wankend kommt sie wieder zum Stehen, als abermals die Tür geht und zwei Sicherheitsleute in Begleitung eines Arztes den Maschinenraum betreten, sich kurz einen Überblick über die Lage machen, die Anwesenden demnach wohl mustern und sicher auch die betroffenen Gesichter feststellen, wie auch die angespannte Stimmung, die schon fühlbar ist. Der Arzt tritt an die weinende Frau und legt ihr kurz eine Hand auf den Arm, ein entlassendes Nicken dem Fähnrich zuwerfend, bevor der Mediziner ihr ein paar Haare aus dem Gesicht streicht. „Lieutenant Commander, kommen sie. Ich helfe ihnen.“ Sicher greift er ihr dann unter den Arm und führt sie aus dem Maschinenraum, in Begleitung der Sicherheitsleute. Ein lahmer Versuch sich seinem Griff zu entziehen, bleibt wohl erfolglos und so schließt sich auch die Tür, was mit einem leisen Aufatmen der Crew im Maschinenraum begrüßt wird. Schnell hat man das Verbindungsstück ausgewechselt und es wird seiner Arbeit nachgegangen mit einer greifbaren Betroffenheit.